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BVB-Pokalerfolg in Fürth "Asa braucht sich nicht beleidigen zu lassen"

Es war ein packender Pokalabend zwischen Fürth und Dortmund - am Ende wurde es jedoch unappetitlich. Der BVB schoss sich Sekunden vor dem Abpfiff ins Finale, anschließend drehte Borussias Kevin Großkreutz durch. Das behaupten jedenfalls die Gastgeber, die von rassistischen Äußerungen sprechen.

Jubel auf der einen Seite, Trauer auf der anderen, das entscheidende Tor für den BVB wenige Sekunden vor dem nahenden Elfmeterschießen: Das DFB-Pokalhalbfinale zwischen Greuther Fürth und Borussia Dortmund lieferte viele sportliche Geschichten - über die nach dem Schlusspfiff aber kaum jemand sprach. Es ging vielmehr um alte Rivalitäten, mit denen der Gastgeber aus Süddeutschland eigentlich gar nichts am Hut hat.

Für den unrühmlichen Schlusspunkt eines verrückten Pokalabends sorgte Dortmunds Kevin Großkreutz, der sich hauptberuflich immer noch als Fan seiner eigenen Mannschaft zu verstehen scheint. Nach dem Schlusspfiff bekamen sowohl Gegenspieler Gerald Asamoah als auch Trainer Mike Büskens einen Spruch von Großkreutz - beide Fürther arbeiteten lange beim von den BVB-Fans verhassten FC Schalke 04.

Während sich Büskens über die Wortwahl des Dortmunders empörte ("peinlich, "beschämend"), wollte Asamoah nicht darüber sprechen, welcher Natur die Beleidigungen waren, die Großkreutz ihm an den Kopf geworfen habe. Er wolle sich nicht auf das Niveau "dieses Typen" herablassen, sagte er. "Er ist es nicht wert, über ihn zu reden."

Fürths Mavraj erhebt Rassismusvorwürfe gegen Großkreutz

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DFB-Pokal: Gündogans Glücksschuss, Großkreutz' Ausraster

Foto: David Ebener/ dpa

Aufschlussreicher war da schon, was Asamoahs Kollege Mergim Mavraj zu berichten hatte, der sich schlichtend zwischen die beiden gestellt hatte: "Asa braucht sich nicht von einem pubertierenden Jungen wegen seiner Hautfarbe beleidigen zu lassen", sagte der Innenverteidiger. Von diesem Zeitpunkt an stand der Rassismus-Vorwurf im Raum.

Sollte dieser tatsächlich zutreffen, müsste Borussia Dortmund selbst aktiv werden. Der BVB verbietet in seiner Stadionordnung "rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen" und hat am vergangenen Samstag bei der Antirassismus-Woche des DFB mitgemacht. Es dürfte schwer zu vermitteln sein, wenn Verhaltensregeln, die für Zuschauer gelten, beim eigenen Personal ignoriert werden. Aber bislang gibt es nur den Vorwurf. Großkreutz selbst sagte: "Das passiert unter Fußballern." Was genau, sagte der 23-jährige Nationalspieler nicht.

Siegtreffer des BVB Sekunden vor dem Elfmeterschießen

Die ganze Diskussion um Großkreutz drängte ein Spiel in den Hintergrund, das es eigentlich verdient hatte, im Fokus zu stehen, vor allem die Schlussphase. In der 118. Minute hatte Büskens seinen zweiten Torwart Jasmin Fejzic beim Stande von 0:0 für den etatmäßigen Keeper Max Grün eingewechselt. Fejzic gilt als regelrechter Elfmetertöter, daher der Tausch. Doch zum Elfmeterschießen sollte es gar nicht kommen.

Denn nun schnappt sich Dortmunds Ilkay Gündogan den Ball, es war die letzte Szene der Verlängerung. Der ehemalige Nürnberger hielt einfach drauf und traf den Pfosten. Von dort prallte der Ball an den Rücken des am Boden liegenden Fejzic und sprang ins Tor. Der Rest war schwarz-gelber Jubel. "Mehr Pech als Jasmin kann man nicht haben", sagte Büskens. "Was soll er auch machen bei so einem Tor?"

"Beste Mannschaft, die je in Fürth gespielt hat"

BVB-Coach Jürgen Klopp sagte nach dem Schlusspfiff: "Das fühlt sich gut an. Auch wenn ich die Enttäuschung bei Greuther Fürth absolut nachvollziehen kann." Der Zweitligist präsentierte sich vor 15.500 Zuschauern als gleichwertiger Gegner. Die Borussia hatte ab der 60. Minute das Spiel aus der Hand gegeben. Fürths Stürmer Olivier Occean vergab zwei gute Kopfball-Möglichkeiten (60., 78.). Und in der Verlängerung hatte Heinrich Schmidtgal zweimal die Gelegenheit, per Freistoß die Fürther Führung zu erzielen (95., 104.).

Allerdings wies Klopp nach dem Spiel zurecht darauf hin, dass sein Team insgesamt die besseren Möglichkeiten gehabt habe. In der ersten Stunde, als Fürth mit enormem Laufaufwand Löcher stopfen musste, ließen Kevin Großkreutz (31.), Marcel Schmelzer (56.) und Shinji Kagawa (58.) gute Chancen liegen. Läuferisch und kämpferisch waren aber beide Mannschaften auf Augenhöhe.

Es zeigte sich, dass beide Teams in ihren jeweiligen Ligen aus ähnlichen Gründen an der Tabellenspitze stehen. Sowohl die Fürther als auch die Dortmunder Elf besteht aus ballsicheren, technisch gut geschulten Spielern, die ein Tempo vorlegen, das für die meisten Konkurrenten ihrer Spielklasse schlicht zu hoch ist.

Das fand auch Klopp, der die Fürther in den höchsten Tönen lobte: "Ich bin beeindruckt. Das ist die beste Mannschaft, die je in Fürth gespielt hat. Sie ist toll zusammengestellt und hat ein tolles Umschaltspiel." Mit dieser "phantastischen Qualität", so Klopp, "gehört man absolut in die erste Liga." Ein schönes Kompliment. In der Aufregung des Abends ging es unter.

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