Frankfurt in der Relegation Kopf hoch!
Spätestens in der 68. Minute war klar, welches Ziel Eintracht Frankfurts Trainer Niko Kovac im Abstiegsfinale beim SV Werder verfolgte. Er wechselte, aus dem Spiel ging Änis Ben-Hatira, offensives Mittelfeld, für ihn kam der als Zerstörer bekannte Verteidiger Carlos Zambrano. Die Frankfurter stellten um, operierten fortan mit einer tief stehenden Fünferkette und wollten nur noch dieses 0:0 über die Zeit bringen. Es hätte ja gereicht zum direkten Klassenerhalt: Das Remis hätte sie gerettet.
Doch der Plan funktionierte nicht. In der 88. Minute wurden die Frankfurter für ihre mangelnde Angriffslust und Passivität bestraft. Werders Innenverteidiger Papy Djilobodji drückte den Ball nach der Vorlage von Anthony Ujah über die Linie. Die verbleibende Zeit genügte den Frankfurtern nicht mehr, um noch den Ausgleich zu erzielen, obwohl sie in der Nachspielzeit einen langen Ball nach dem anderen in Richtung Bremer Tor schlugen und es plötzlich sehr eilig hatten.
Nach einem Schuss ins Aus stürmte Zambrano nach vorne, sammelte hastig den Ball ein und legte ihn für Werder-Torwart Felix Wiedwald auf die Linie des Fünfmeterraums. Es hätte nur noch gefehlt, dass Zambrano den Abstoß selbst ausführt, um das Spiel schnell fortzusetzen.
Stattdessen ließ sich Wiedwald Zeit mit seinem Abstoß - und kurz danach war Schluss. Statt die Rettung zu feiern, müssen die Frankfurter nun in die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg. Das Hinspiel ist für Donnerstag angesetzt, das Rückspiel findet am Montag statt (jeweils 20.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE).

Nach der Partie in Bremen sahen die Frankfurter aus wie Absteiger, für ein paar Augenblicke jedenfalls. Sie ließen sich auf den Rasen fallen, standen leblos in der Gegend herum oder stützten sich mit den Händen auf den Knien ab, den Blick zu Boden gerichtet. Ihnen wurde bewusst, dass sie leichtfertig die Chance auf den Klassenerhalt vergeben hatten, die sie sich mit drei Siegen in Serie gegen Mainz, Darmstadt und Dortmund mühsam erarbeitet hatten.
Doch festsetzen sollte sich die Trauer nicht. Kapitän und Torjäger Alexander Meier, der nach seiner Knie-Verletzung zum ersten Mal seit Ende Februar wieder im Kader war und 90 Minuten auf der Bank saß, schritt seine Kollegen ab und versuchte, sie wieder aufzurichten. Auch Trainer Kovac suchte das Gespräch mit seinen Spielern, begann also noch auf dem Platz mit der Vorbereitung auf die Relegation. "Jetzt müssen wir schnell die Köpfe hochnehmen und unseren Mann stehen. Vor zwei, drei Wochen hätten wir doch alle die Relegation unterschrieben", sagte Kovac. Diese Sicht teilten viele Vertreter der Frankfurter Delegation.

Kapitän Alex Meier (M.) baut seine Teamkollegen auf
Foto: WOLFGANG RATTAY/ REUTERSIn der Tat sah es bis zum 30. Spieltag so aus, als würde der Weg der Frankfurter geradewegs in die zweite Liga führen. Dann begann der Aufschwung, der eng mit Kovac verbunden ist, dem Nachfolger von Armin Veh auf der Trainerbank. Innerhalb kurzer Zeit hat sich der ehemalige Profi (Hertha, Leverkusen, Hamburg, FC Bayern) viel Anerkennung verdient. Wegen seiner Akribie und seiner Hingabe wird er mit Christoph Daum vergleichen und als Aushilfs-Mourinho gefeiert.
Vor der Reise nach Bremen hatte Kovac versucht, die Euphorie zu bremsen, es sei ja noch nichts erreicht. Wie sich nun zeigt, lag er mit dieser Haltung richtig.
Grundsätzlich macht die Entwicklung unter Kovac den Frankfurtern allerdings Mut für die Relegation. Sie sind überzeugt, dass sie sich noch einmal aus einer kniffligen Lage befreien können, wie zuletzt in der Liga. "Unsere Mannschaft hat in den vergangenen Wochen gezeigt, dass sie eine Mannschaft ist. Ich bin überzeugt davon, dass wir in der Relegation zum Erfolg kommen können", sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen, der nach dieser Saison abgelöst wird, voraussichtlich von Fredi Bobic.
Trainer Kovac hat nur zaghaft geklagt über die Niederlage in Bremen und über die Umstände. Er wollte vor dem Freistoß, der zum entscheidenden Treffer für Werder führte, ein Foul an einem seiner Spieler gesehen haben, und er war nicht zufrieden mit der Herangehensweise seines Teams. "Wir haben zu defensiv gestanden. Es gibt eben Spiele, da geht nach vorne gar nichts", sagte Kovac. Doch es war ihm wichtig, den Blick so schnell wie möglich in die Zukunft zu richten, auf die Relegation.
Und zumindest nach vorne soll gegen Nürnberg wieder mehr gehen. Torjäger Meier sei "sicherlich ein Thema" für die Spiele, so Kovac.