DFB-Pokalfinalist Frankfurt Adlers Hof
Der Fußballprofi Alexander Meier spielt seit 15 Jahren in der Fußball-Bundesliga, für Eintracht Frankfurt hat er 335 Ligaspiele absolviert, er hat dabei 118 Tore für den Verein geschossen, er ist mit Frankfurt auf- und abgestiegen, er hat Relegation gespielt und Europa League, er war Torschützenkönig in der Ersten und in der Zweiten Liga, auch im Pokalfinale hat er schon gestanden. Und dieser 34-Jährige, der im Fußball alles schon erlebt hat und den sie in Frankfurt ehrfurchtsvoll 'Fußballgott' rufen, sagt: "Das Spiel am Samstag wird das größte Spiel meiner Karriere."
Der Gegner am Abend (20 Uhr, High-Liveticker SPIEGEL ONLINE; TV: ARD und Sky) Borussia Dortmund steht zum vierten Mal nacheinander im Endspiel. Kapitän Marcel Schmelzer oder Torwart Roman Weidenfeller haben alle diese Finals miterlebt, auch für sie ist so ein Endspiel trotzdem sicherlich noch etwas Besonderes.
Aber für die Eintracht geht es um weit mehr als um einen Pokalerfolg. "Ganz Frankfurt wartet darauf", sagt Meier. Darauf, dass die Eintracht endlich einmal wieder einen Titel holt. Den ersten seit 1988. Als Lajos Detari die Eintracht gegen den VfL Bochum zum Pokalsieg schoss.
Ob Torjäger Meier nach überstandener Fersenverletzung überhaupt von Anfang an dabei sein wird, ist fraglich, daraus macht auch Trainer Niko Kovac noch ein Geheimnis. Unter ihm hat die Eintracht die schlechteste Rückrunde aller 18 Bundesligisten gespielt, 13 Punkte hat die SGE lediglich geholt, das ist weniger als Mainz und Darmstadt. Wenn man jedoch Coach und Spieler dieser Tage so reden hört, dann könnte man denken, hier reise der Favorit an.
"Die Früchte der Arbeit ernten"
Man müsse die Unruhe, die in Dortmund seit den Diskussionen um Trainer Thomas Tuchel herrsche, ausnutzen, hat Kovac schon vor Tagen als Devise ausgegeben. Und auch am Tag vor dem DFB-Pokalfinale präsentierte sich der Trainer so, dass alle Sportreporter den Ausdruck "breite Brust" in ihre Notizblöcke kritzelten.
Es sei "einzigartig, dass wir es bis hierhin geschafft haben", befand er zwar noch leicht demütig. Aber mit welchem Anspruch die "Adler im Anflug auf Berlin", so ein Fanplakat, in die Hauptstadt kommen, machte Kovac nur ein paar Augenblicke später deutlich: "Wir machen diesen Beruf nicht nur für die tägliche Trainingsarbeit, sondern auch und vor allem dafür, die Früchte zu ernten, die wir gesät haben."
Auf Guillermo Varela als Erntehelfer wird Kovac zwar verzichten müssen, der Uruguayer hat sich durch seine dusselige Tattoo-Aktion wenige Tage vor dem Endspiel die wohl einmalige Chance verbaut, deutscher Pokalsieger zu werden. Dafür ist jedoch Abwehrspieler Jesus Vallejo, wie Meier zuletzt über Wochen verletzt ausgefallen, spielfähig - und der ist für Kovac ohnehin der wichtigere Profi.
Ein Blick auf die möglichen Aufstellungen reicht aus, damit jeder denkt, dass nur der BVB dieses Spiel gewinnen kann: Abraham, Oczipka und Chandler in der Defensive, ein Branimir Hrgota als Stürmer gegen Aubameyang, gegen Reus, gegen Dembélé, Sokratis und Guerreiro - das klingt nach extremer Schieflage. Aber womöglich ist genau dies die Frankfurter Chance.
Tuchel stimmt Hymne auf den Gegner an
Seinen BVB-Trainerkollegen Thomas Tuchel hat Kovac durch sein Auftreten zumindest schon einmal beeindruckt. Das Gefühl musste man jedenfalls haben, wenn man den Dortmunder Noch-Coach über den Gegner reden hörte. Tuchel stimmte geradezu eine Lobeshymne auf die Zweikampfstärke der Frankfurter an. Es sei "sehr schwer, gegen sie überhaupt eine Torchance herauszuspielen, da sind sie top in der Liga", die Eintracht habe in der Hinrunde "sehr besonders" gespielt, er gehe grundsätzlich von einem "sehr starken Gegner" aus.
Kovac hörte sich das alles an, aber ein sanftes Lächeln huschte dann doch schon über seine Lippen. Ob er in dem Moment daran gedacht hatte, dass sein eigener Name auch zu denen gehört, die bei der möglichen Tuchel-Nachfolge in Dortmund bereits gehandelt wurden, hat er natürlich nicht verraten.

Kovac ist bekanntlich ein Berliner Junge, seine Kindheit im Wedding wird in diesen Tagen ausführlichst durch alle Berliner Zeitungen gezogen. Insofern ist ihm natürlich bestens vertraut, dass es hier einen Stadtteil Adlershof gibt und dass eine der wichtigsten Ausfallstraßen der Stadt Adlergestell heißt. Noch hat das in Berlin niemand mit der Frankfurter Eintracht, den Adlern der Liga, in Verbindung gebracht.
Aber Alexander Meier, Niko Kovac und die anderen wollen am Samstag daran arbeiten.