Frankfurt-Trainer Schaaf: Sieg im 500. Spiel als Bundesligatrainer
Foto: Fredrik von Erichsen/ dpaThomas Schaaf stand da und staunte. Kurz vor dem Anpfiff der Bundesligapartie zwischen Frankfurt und Schalke 04 (1:0) am Samstagabend stand der Eintracht-Trainer in seiner Coaching-Zone und schaute auf die Choreografie in der Fankurve. Zwischen schwarz-weißen Bannern erschien der Schriftzug "Eintracht Frankfurt", dazu sangen die Anhänger die Vereinshymne. "Wenn man ins Stadion reinkommt und so ein Bild vor sich hat, dann ist das schon toll", sagte Schaaf. Zumal es einen ganz besonderen Anlass gab.
Für den Eintracht-Coach war es das 500. Bundesliga-Spiel als Trainer. Einzig der kürzlich verstorbene Udo Lattek (522 Partien), Erich Ribbeck (569), Jupp Heynckes (642) und Otto Rehhagel (832) haben öfter an der Seitenlinie gestanden. Schaaf, der 2004 mit Werder Bremen das Double gewann, gehört längst zu den prägendsten Personen der Liga-Geschichte. Er selbst relativiert das.
"Natürlich ist die 500 eine stolze Zahl, aber das bewerte ich nicht über", sagte der 53-Jährige: "Viel wichtiger ist, dass wir heute gegen Schalke gewonnen haben und noch dazu ohne Gegentor geblieben sind. Das hat sich meine Mannschaft verdient." Bescheiden, besonnen und sachlich - im oftmals überhitzten Profigeschäft stellt Schaaf einen Ruhepol dar. Und das überträgt sich mittlerweile auch auf seine Mannschaft.
In der ersten Halbzeit rieb sich Frankfurt an Schalkes Defensive auf. Die Gastgeber fanden kaum ein Mittel, um in Tornähe zu kommen. Vom Sturmduo Alexander Meier (14 Saisontreffer) und Haris Seferovic (7) ging wenig Gefahr aus. Doch im Gegensatz zu manchen Auftritten in der Hinrunde überdrehte die Eintracht nicht. Sie spielte diszipliniert weiter und verhinderte aufmerksam das Schalker Konterspiel.
Zur Pause stellte Schaaf um. Auffällig, wie seine Offensive in der zweiten Hälfte immer wieder versuchte, über die Außenbahn bis zur Grundlinie durchzustoßen, da Schalke über die Mitte unüberwindbar schien. Frankfurt schlug mit 18 Flanken mehr als doppelt so viele wie Schalke (7). Zudem wechselte der Eintracht-Coach Lucas Piazón ein - und damit den Sieg. Der Brasilianer köpfte - natürlich nach Flanke - in der 65. Minute das 1:0. Schalkes Höhenflug war nach fünf unbesiegten Spielen in Serie gestoppt. Weil Schaaf zum Jubiläum den richtigen Instinkt hatte - und einen überragenden Torwart.
Kevin Trapp rettete der Eintracht mehrfach die Null: In der 15. Minute parierte er einen Volleyschuss von Marco Höger, wenig später rettete er gegen Christian Fuchs, und schließlich wehrte er erneut einen Höger-Versuch ab. "Der Sieg beruht auf viel, viel Arbeit", sagte Trapp: "Ich freue mich immer, wenn ich der Mannschaft helfen kann. Dafür stehe ich hinten drin." Die Fans feierten ihn mit Sprechchören - auch, weil er seinen Vertrag Anfang Februar bis Juni 2019 verlängert hatte.
Nach 21 Spielen hat sich Frankfurt im Mittelfeld der Tabelle etabliert. Mehr noch: Bei nur vier Punkten Rückstand auf den Sechsten Bayer Leverkusen ist sogar die Europa League möglich. Die Eintracht stellt zudem mit 39 Toren die drittbeste Offensive der Bundesliga. Dass im Sommer mit Sebastian Rode (FC Bayern München), Sebastian Jung (VfL Wolfsburg), Joselu (Hannover 96) und Pirmin Schwegler (TSG 1899 Hoffenheim) vier Leistungsträger den Verein verließen, scheint fast schon vergessen.
Schaaf hat mit Ruhe und Erfahrung ein neues Team geformt. Die Zweifel, er passe nur zu Werder Bremen, sind längst ausgeräumt. Und Lattek wird er schon in der kommenden Saison eingeholt haben.
Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04 1:0 (0:0)
1:0 Piazón (65.)
Frankfurt: Trapp - Chandler, Russ, Madlung, Oczipka - Stendera (88. Medojevic), Hasebe - Aigner, Kittel (46. Piazón) - Meier, Seferovic (90. Flum)
Schalke: Wellenreuther - Höwedes, Matip, Nastasic - Uchida, Höger, Kirchhoff, Barnetta (68. Meyer), Fuchs (82. Sam) - Boateng (79. Platte), Choupo-Moting
Schiedsrichter: Fritz
Zuschauer: 50.400
Gelbe Karten: Hasebe (5), Kittel (1), Piazón (1), Russ (4), Seferovic (4) - Höger (7)
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Ein laufintensives Kampfspiel lieferten sich Eintracht Frankfurt und Schalke 04 in der Abendpartie des spektakulären Samstags-Spieltags. Mit einem am Ende knappen, aber glücklichen Sieger aus Frankfurt.
S04-Trainer Roberto Di Matteo fehlten nach wie vor zahlreiche Leistungsträger, dennoch beherrschte Schalke von Beginn an die Partie.
Die Frankfurter konnten lediglich mit Kampfstärke dagegen halten, offenbarten in der Defensive allerdings immer wieder Lücken.
Auf der anderen Seite hatte Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes in der Abwehr weniger zu tun, als er wahrscheinlich vorher selbst erwartet hate.
Die Gäste waren häufig schneller am Ball. Zählbares sprang auch deswegen kaum heraus, weil Eintracht-Keeper Kevin Trapp einen guten Tag erwischt hatte.
In der zweiten Halbzeit nahm die Eintracht den Kampf an und drückte ihrerseits. Mit Erfolg.
Der eingewechselte Lucas Piazon hielt nach einer Stunde seinen Kopf in eine Flanke und verwandelte zum vielumjubelten Führungstreffer.
Bayern München - Hamburger SV, 14. Februar 2015, 8:0 (3:0) Es war eine Demütigung, die der HSV bei den Bayern erlebte. Und es war zugleich die höchste Niederlage des Klubs, der als Einziger seit Gründung der Bundesliga 1963 erstklassig ist. Beim höchsten Sieg des HSV stand auch ein 8:0: Mit diesem Ergebnis gewannen die Hamburger am 12. Februar 1966 gegen den Karlsruher SC. Das Ergebnis bedeutet den geteilten Platz 15 in der Geschichte der höchsten Niederlagen.
1. FC Köln - Eintracht Braunschweig, 8. September 1979, 8:0 (3:0): Der junge Pierre Littbarski lief bei Kölns Kantersieg im Sturm auf, blieb aber ohne Treffer. Dieter Müller hingegen steuerte vier Tore bei. Es war das zweite Mal, dass Köln so hoch gewann. Am 8. November 1969 hatte es bereits ein 8:0 (3:0) gegen den FC Schalke 04 gegeben.
SSV Ulm - Bayer Leverkusen, 18. März 2000, 1:9 (0:4): Man kann nicht behaupten, Ulms Sascha Rösler hätte nicht gekämpft. Am Ende stand aber eine der höchsten Niederlagen der Bundesligageschichte. Für Bayer trafen Michael Ballack, Zé Roberto, Emerson, Paulo Rink, Ulf Kirsten, Oliver Neuville und Bernd Schneider. Es gab noch einen vierten 9:1-Sieg: Am 16. April 1966 gewann 1860 München mit diesem Ergebnis bei Borussia Neunkirchen.
TSV 1860 München - Karlsruher SC, 27. Februar 1965, 9:0 (5:0): Auf Schnee hatte der KSC gegen die damals noch erstklassigen Löwen keine Chance. In dieser Szene erzielt Peter Grosser das 7:0. Fünffacher Torschütze bei den Münchnern war Rudolf Brunnenmeier.
Bayern München - Tennis Borussia Berlin, 10. September 1976, 9:0 (4:0): Gerd Müller (kniend) war der Mann des Spiels, er erzielte fünf Tore gegen TeBe. Dreimal erfolgreich war der heutige Vorstandsboss der Bayern, Karl-Heinz Rummenigge.
Borussia Mönchengladbach - Eintracht Braunschweig, 11. Oktober 1984, 10:0 (5:0): Und schon wieder Gladbach. Beim legendären 12:0 gegen den BVB war Jupp Heynckes fünffacher Torschütze gewesen, dieses Mal saß er als Trainer der Borussia auf der Bank. Gladbachs Uli Borowka (r.) traf zum 4:0. Ebenfalls 10:0 besiegte Mönchengladbach am 4. November 1967 Borussia Neunkirchen.
FC Bayern München - Borussia Dortmund, 27. November 1971, 11:1 (4:0): Schon wieder Dortmund, elfmal musste BVB-Torwart Jürgen Rynio den Ball aus dem Netz holen. Bester Schütze im Stadion an der Grünwalder Straße war Gerd Müller (Bild) mit vier Treffen. Die Bayern wurden am Ende der Saison Meister mit 101 Toren, Müller holte mit 40 Treffern die Torjägerkanone - beides sind bis heute Bestmarken. Dortmund? Stieg ab.
Borussia Dortmund - Arminia Bielefeld, 6. November 1982, 11:1 (1:1): Der höchste Sieg der Dortmunder Vereinsgeschichte deutete sich nicht an. Bielefeld ging durch Frank Pagelsdorf in Führung, zur Halbzeit stand es 1:1. Nach der Pause legten die Dortmunder los und stellten einen bis heute gültigen Bundesligarekord auf: Keiner anderen Mannschaft gelangen zehn Tore in einer Halbzeit. BVB-Trainer Karl-Heinz Feldkamp hatte dafür eine einfach Erklärung: "Wir haben nicht mal berauschend gespielt, es war halt nur jeder Schuss ein Treffer."
Borussia Mönchengladbach - FC Schalke, 7. Januar 1967, 11:0 (4:0): Der FC Schalke 04 kassierte bei schneebedecktem Boden vor 17.000 Zuschauern auf dem Bökelberg die höchste Bundesliganiederlage der Vereinsgeschichte. Angetrieben vom jungen Günter Netzer ließen die Gladbacher den Gästen keine Chance.
Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund, 29. April 1978, 12:0 (6:0): Mönchengladbach gelang der höchste Bundesligasieg überhaupt, doch die Meisterschaft holte der ärgste Konkurrent: der 1. FC Köln. Die beiden Mannschaften waren vor dem letzten Spieltag punktgleich, die Kölner hatten das deutlich bessere Torverhältnis. Als Gladbach gegen Dortmund Tor um Tor schoss, schmolz der Kölner Vorsprung. Weil Köln zeitgleich gegen St. Pauli 5:0 gewann, blieb Mönchengladbach dennoch nur der Vizetitel.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden