Eklat in der Fußball-Bundesliga Darum wird Dietmar Hopp attackiert

Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge (rechts) stellte sich am Samstag demonstrativ neben Dietmar Hopp
Foto:Revierfoto/ dpa
Was ist geschehen?
Am 24. Spieltag der Fußball-Bundesliga kam es in mehreren Stadien zu Aktionen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Samstag wurde die Partie zwischen der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München wegen Schmähplakaten gegen Hopp zweimal unterbrochen. (Lesen Sie hier, was sich in Hoffenheim abspielte.)
Auch die Partie Dortmund gegen Freiburg (1:0) wurde am Samstag unterbrochen, diesmal wegen beleidigender Rufe gegen Hopp. Am Sonntag stoppte Schiedsrichter Bastian Dankert das Spiel Union Berlin gegen Wolfsburg (2:2) ebenfalls zweimal. Zunächst wegen eines Banners, das sich gegen den DFB richtete, später war auf einem Plakat im Union-Fanblock Hopp im Fadenkreuz zu sehen.
Warum richtet sich die Wut gegen Dietmar Hopp?
Der Milliardär und Mitbegründer des Softwarekonzerns SAP steht für die Kommerzialisierung des Fußballs. Er hat die TSG mit mehreren Hundert Millionen Euro aus seinem Privatvermögen vom Dorfverein zum Bundesligisten gemacht und unter anderem die Arena in Sinsheim finanziert.
Fans der sogenannten Traditionsvereine haben Hopp spätestens seit Hoffenheims Aufstieg in die Bundesliga 2008 zum Feindbild erkoren. Hopp wird unter anderem vorgeworfen, die 50+1-Regel zu unterwandern, die untersagt, dass Bundesligavereine mehrheitlich von einem Geldgeber geführt werden. Für Hopp und Hoffenheim gilt dabei ebenso eine Ausnahme wie für Bayer und Leverkusen sowie Volkswagen und Wolfsburg.
Was steckt hinter der koordinierten Aktion der Ultra-Gruppen?
Auslöser der Aktion ist ein Urteil des DFB-Sportgerichts vom 20. Februar, das Fans von Borussia Dortmund mit einer Zwei-Jahres-Sperre für Gastspiele in Sinsheim belegt hatte. Die BVB-Anhänger waren zuvor regelmäßig mit Schmähungen gegen Hopp auffällig geworden. Mit dem Urteil habe der DFB sein Wort gebrochen, zukünftig von Kollektivstrafen abzusehen, hieß es in einer Stellungnahme auf dem Fan-Portal suedkurve-muenchen.org .
Auf dem ersten Plakat der Bayern-Fans in Sinsheim war zu lesen: "Alles beim Alten. Der DFB bricht sein Wort. Hopp bleibt ein Hurensohn." Auch im Union-Fanblock richtete sich ein Banner gegen den Verband: "2017 Kollektivstrafen abgeschafft, nun Hopp hofiert und zwei Schritte zurückgemacht! Fick dich DFB."
Was haben die Bayern mit Hopp zu tun?
Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer und Dietmar Hopp verbindet eine langjährige Freundschaft. Auch geschäftlich gibt es eine Verbindung zwischen Hopp und den Bayern: SAP sicherte sich 2018 die Rechte an der neuen Sportarena in München, wo unter anderem die Basketballer des FC Bayern ihre Spiele austragen. SAP ist zudem Premiumpartner des DFB. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge und der langjährige Präsident Uli Hoeneß sind "Ehrenmann" Hopp, wie sie ihn in einer Stellungnahme im Jahr 2018 nannten, mehrfach zur Seite gesprungen. Am Samstag umarmte Rummenigge Hopp auf der Tribüne und sagte, er schäme sich für die eigenen Fans.
Warum reagierten die Verantwortlichen gerade jetzt?
Das ist nicht eindeutig zu beantworten. Spontan kamen die Reaktionen von Spielern, Schiedsrichtern und Klubbossen aber offenbar nicht zustande. Sowohl DFB als auch die Klubs waren über die bundesweit koordinierte Aktion informiert. Es hatte also schon im Vorfeld Absprachen gegeben, im Falle von Beleidigungen gegen Hopp die Dreistufenregel anzuwenden.
Was ist die Dreistufenregel?
Dieses von der Uefa nach eigenen Angaben bereits 2009 verabschiedete Vorgehen ist eine Maßnahme gegen Diskriminierung im Stadion, die in drei Schritte unterteilt wird. Schritt eins: Wird der Schiedsrichter auf rassistisches und diskriminierendes Verhalten aufmerksam, unterbricht er das Spiel und veranlasst eine Durchsage. Schritt zwei: Setzen sich nach Wiederaufnahme des Spiels die Beleidigungen fort, schickt der Schiedsrichter die Teams in die Kabinen, ehe eine weitere Durchsage erfolgt. Wenn die Beleidigungen nach einem zweiten Wiederanlauf weitergehen, kann der Schiedsrichter mit Schritt drei das Spiel abbrechen.
An dieser Regel hatte sich zum Beispiel Fifa-Schiedsrichterin Katrin Rafalski orientiert, als es während der Partie Preußen Münster gegen Würzburger Kickers zu rassistischen Attacken gegen Kickers-Verteidiger Leroy Kwadwo gekommen war. Beim DFB ist die Dreistufenregel offenbar nach Aussagen von DFB-Präsident Keller der einzig konkrete Plan im Kampf gegen Hass und Diskriminierung im Stadion.