
Erfolg gegen Dänemark Drittes Spiel, dritter Sieg - ab ins Viertelfinale
Hamburg - Auf dem Platz stand er nur, weil ein Mitspieler gesperrt war. Zum Helden wurde er trotzdem. Im EM-Gruppenspiel zwischen Dänemark und Deutschland waren 80 Minuten absolviert, als Lars Bender seinen großen Auftritt hatte. Auf der rechten Seite ersprintete der Ersatzmann für Abwehrspieler Jérôme Boateng einen Pass von Mesut Özil und erzielte seinen ersten Länderspieltreffer. Es gibt nur wenige Fußballer, die mit ihrem Premieren-Tor in der Nationalelf derart in Erinnerung bleiben dürften.
Benders Tor war der 2:1 (1:1)-Siegtreffer gegen die Skandinavier - und zerstreute endgültig letzte Zweifel an einem Viertelfinaleinzug der deutschen Nationalmannschaft. "Das Spiel stand auf Messers Schneide, aber er hat den Lauf durchgezogen und macht das Tor dann in höchster Ruhe", lobte Bundestrainer Joachim Löw. Den Führungstreffer hatte Lukas Podolski in seinem 100. Länderspiel erzielt (19.), den Ausgleich besorgte Michael Krohn-Dehli (24.).
Durch den dritten Sieg im dritten Spiel hat die deutsche Nationalmannschaft den ersten Tabellenplatz in der Gruppe B verteidigt. Im Viertelfinale kommt es am kommenden Freitag (20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) zum Duell mit Griechenland, dem Tabellenzweiten der Gruppe A. Für das erste Spiel in der K.o.-Runde scheint die deutsche Mannschaft bereit. Im letzten Gruppenspiel, in dem bereits ein Remis für Rang eins gereicht hätte, dominierte die DFB-Elf den Gegner weitgehend, ließ aber im Abschluss die letzte Konsequenz vermissen.
Deutschland bekam bereits in den Anfangsminuten viel Raum im Mittelfeld. Thomas Müller durfte in der zweiten Minute nahezu unbedrängt aufs dänische Tor schießen, verzog aber knapp. Vier Minuten später hätte der Bayern-Profi das 1:0 erzielen müssen. Der 22-Jährige kam nach einer Flanke von Podolski frei vor Stephan Andersen an den Ball. Sein Abschluss war aber zu schwach, um Dänemarks Torwart zu überwinden.
Dänemark kontert deutsche Führung schnell
Die Skandinavier ließen Deutschland viel Raum im Mittelfeld. Bei eigenem Ballbesitz schaltete das Team von Trainer Morten Olsen jedoch nur langsam um, aus dem Spiel heraus entstand kaum Gefahr. Nicklas Bendtners Weitschuss (14.) war Ausdruck für die Harmlosigkeit des deutschen Gegners, dem nach einem Einwurf ein folgenschwerer Fehler in der Abwehr unterlief.
Müller drehte sich im Strafraum geschickt um seinen Gegenspieler und passte in den Rücken der dänischen Abwehr. In der Mitte verpasste Gomez, doch Podolski schoss den Ball aus kurzer Distanz über die Linie (19.). Beim Jubilar war der Jubel groß, doch die Führung hielt nur fünf Minuten.
Bei einer Ecke der Dänen verloren Bastian Schweinsteiger und Lars Bender das Kopfballduell gegen Bendtner, der geschickt auf Krohn-Dehli ablegte. Der Mittelfeldspieler setzte sich gegen Mats Hummels durch und ließ Manuel Neuer im Tor der Deutschen mit einem Kopfball keine Chance (24.).
Großchance nach dem Wechsel
Der Ausgleich zeigte Wirkung. Deutschland kombinierte nun nicht mehr so zwingend, Chancen entstanden fast nur noch per Zufall oder aus Standardsituationen. Gomez hätte die DFB-Elf wieder in Führung bringen können, doch dem Bayern-Stürmer misslang nach einer Podolski-Flanke eine Volleyabnahme (31.). Podolski selbst hämmerte einen Freistoß aus rund 20 Metern deutlich über das Tor (37.), Sami Khedira verfehlte das Ziel knapp, nachdem ihm ein Abpraller direkt vor die Füße gefallen war (41.).
Der erste Schock nach dem Wiederanpfiff kam schnell. Ein Konter der Dänen landete bei Bendtner, der in der Mitte Jakob Poulsen bediente. Im deutschen Tor hatte Neuer Glück, dass der Mittelfeldspieler knapp rechts vorbei schoss (51.). Deutschland hatte Mitte der zweiten Halbzeit jede Menge Ballbesitz, gefährlich wurde es jedoch fast nie.
Immer wieder verhinderte die dänische Abwehr den letzten Pass in den Strafraum. Der für Podolski eingewechselte André Schürrle scheiterte in der 67. Minute aus halblinker Position an Andersen, nachdem zuvor endlich einmal ein Steilpass sein Ziel gefunden hatte. Dänemark zeigte sich selten im Vorwärtsgang. Einzig Bendtner sorgte hin und wieder für etwas Aufregung im deutschen Strafraum.
Die letzte Viertelstunde war geprägt von Sicherheitspässen. Deutschland wollte um jeden Preis eine Niederlage verhindern, die im schlechtesten Fall sogar das Vorrunden-Aus bedeutet hätte. Dann erlöste ausgerechnet Bender die deutsche Elf. Özil wollte nach einem Konter eigentlich den eingewechselten Miroslav Klose bedienen. Sein Pass geriet zu steil für den Römer, in dessen Rücken Bender seinem Gegenspieler entwischte und zum umjubelten 2:1 für Deutschland einschob (80.).
"Unabhängig vom Tor war es mein erstes Spiel von Anfang an, deshalb war es etwas Besonderes. Das war ein schönes Geschenk", sagte Torschütze Bender nach der Partie, die Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo um 22:34 Uhr abpfiff. In der nach der Auslosung als "Todesgruppe" verschrienen Gruppe B triumphierte Deutschland vor Portugal, Dänemark und der Niederlande. "Wir haben neun Punkte in dieser extrem schweren Gruppe", sagte Löw, "das ist unglaublich".
Dänemark - Deutschland 1:2 (1:1)
0:1 Podolski (19.)
1:1 Krohn-Dehli (24.)
1:2 L. Bender (80.)
Dänemark: Andersen - Jacobsen, Kjaer, Agger, S. Poulsen - Kvist - Eriksen, J. Poulsen (ab 82. Mikkelsen), Zimling (ab 79. C. Poulsen), Krohn-Dehli - Bendtner Deutschland: Neuer - L. Bender, Hummels, Badstuber, Lahm - Khedira, Schweinsteiger - Müller (ab 84. Kroos), Özil, Podolski (ab 64. Schürrle) - Gomez (ab 74. Klose)
Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien)
Zuschauer: 32.000