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EM-Aus des Gastgebers: Jiracek schockiert Polen

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Euro 2012 Drama für Gastgeber Polen - Vorrunden-Aus bei EM

Entsetzen beim EM-Gastgeber: Polen ist bei der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land ausgeschieden. Durch eine Pleite gegen Tschechien verspielte das Team die letzte Chance auf das Viertelfinale. "Wir sind sehr enttäuscht", sagte Jakub Blaszczykowski.

Hamburg - Was für ein Drama, was für ein Schock! Für Polen ist die EM im eigenen Land schon vorbei. Nach dem 0:1 (0:0) gegen Tschechien ist Polen bei der Europameisterschaft im eigenen Land bereits nach der Gruppenphase ausgeschieden. Bei strömendem Regen in Breslau konnte der EM-Gastgeber nur 45 Minuten lang überzeugen und muss ab sofort zuschauen.

"Wir sind natürlich sehr enttäuscht. Wir hatten einige sehr schöne Momente bei dieser EM", sagte Jakub Blaszczykowski von Borussia Dortmund. "Leider ist es jetzt vorbei. Wir danken all unseren Fans." Polens Nationaltrainer Franciszek Smuda hat kurz nach dem EM-Aus seiner Mannschaft sein Amt niedergelegt.

Bei Gegner Tschechien herrschte großer Jubel, die Elf zieht als Gruppenerster ins Viertelfinale ein. "Ich bin unglaublich stolz auf meine Jungs. Wir hatten einen schrecklichen Start ins Turnier. Der Druck auf meine Mannschaft war riesig", sagte Trainer Michal Bilek.

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Vorrunden-Aus: Polen trauert

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Den zweiten Platz in der Gruppe A sicherte sich überraschend Griechenland durch einen 1:0 (1:0)-Sieg gegen Russland. Während die Russen nach Hause fahren müssen, wäre Griechenland ein möglicher Viertelfinal-Gegner für die deutsche Nationalmannschaft, sollte diese am Sonntag (20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) im Spiel gegen Dänemark die Tabellenführung in der Gruppe B verteidigen.

Polnische Drangphase endet früh

Seit der Weltmeisterschaft 1986 hatte Polen nicht mehr die Gruppenphase eines großen Turniers überstanden. Der Mannschaft von Smuda war anzumerken, dass sie diese Serie brechen wollte. 1:42 Minuten waren gespielt, als die 42.000 Zuschauer zum ersten Mal den Torschrei auf den Lippen hatten. Nach einer Verlängerung von Robert Lewandowski befördert Dariusz Dudka den Ball per Fallrückzieher ans Außennetz (2.)

Auf der Gegenseite konnte Vaclav Pilar eine Flanke von Theo Gebre Selassie nicht kontrollieren (3.). Der Angreifer von Viktoria Pilsen stand völlig frei vor Przemyslaw Tyton. Der eigentliche Ersatzkeeper Polens, der im Auftaktspiel gegen Griechenland einen Elfmeter pariert hatte, spielte anstelle des etatmäßigen Torhüters Wojicech Szczesny, obwohl dieser seine Rot-Sperre abgesessen hatte.

Tyton sollte in der ersten Halbzeit weitgehend beschäftigungslos bleiben. Seine Teamkollegen gingen hohes Tempo und drängten auf die Führung. Beinahe jeder Vorstoß endete in einer Torchance. Tschechiens Torwart Petr Cech rettete erst gegen Jakub Blaszcykowski (7.). Drei Minuten später verzog Lewandowski frei vor dem Tor. Weitere zwei Minuten später schoss Außenverteidiger Sebastian Boenisch knapp rechts am gegnerischen Tor vorbei.

Tschechien fand kein Mittel gegen den druckvollen EM-Gastgeber, der im Mittelfeld nahezu jeden Zweikampf gewann. Das Fehlen von Kapitän Tomas Rosicky, der wegen Achillessehnen-Problemen nur auf der Bank saß, machte sich schnell bemerkbar. Doch nach Boenischs Weitschuss, den Cech mit Mühe (22.) parierte, ließ der polnische Druck nach. Es entwickelte sich eine schwache Partie. Ein abgefälschter Schuss von Jaroslav Plasil war der erste auf das Tor von Tyton - in der 39. Minute.

Jiracek schockiert den Gastgeber

Zu Beginn der zweiten Halbzeit war Tschechien das bessere von zwei schwachen Teams. Von Polen war nun nichts mehr zu sehen. Dortmunds Torjäger Lewandowski hatte keine Bindung zum Mittelfeld, die sonst so starke rechte Seite mit Lewandowskis BVB-Kollegen Blaszczykowski und Lukasz Piszczek kam nicht zur Geltung.

Die Tschechen waren bemüht, doch mehr als ein Kopfball von Tomas Sivok nach einer Ecke sprang zunächst nicht heraus (65.). Auch der erste Turnier-Torschuss von Stürmer Milan Baros war kein Problem für Tyton (68.). Vier Minuten später wurde es still im Stadion. Ein Konter der Tschechen landete bei Petr Jiracek. Der Profi vom VfL Wolfsburg umkurvte Polens Verteidiger Marcin Wasilewski und schob an Tyton vorbei zum 1:0 ein (72.).

Polen war schockiert. Durchdachte Angriffe gab es nicht mehr. Die größte Gelegenheit vergab Wasilewski nach einer Flanke von rechts. Doch der Abwehrspieler köpfte aus kurzer Distanz über das Tor (86.), genau wie Lewandowski drei Minuten später. Trotz mehrminütiger Nachspielzeit gelang der Mannschaft kein Treffer mehr. "Sie haben sehr guten Fußball gespielt und ein schönes Tor gemacht. Wir haben unsere Chancen nicht genutzt, besonders in der ersten Halbzeit", sagte Smuda. Ab sofort haben Polens Fußballer Urlaub.

Tschechien - Polen 1:0 (0:0)
1:0 Jiracek (72.)
Tschechien: P. Cech - Gebre Selassie, Sivok, M. Kadlec, Limbersky - Hübschman, Plasil - Jiracek (84. Rajtoral), Kolar, Pilar (88. Rezek) - Baros (90.+1 Pekhart)
Polen: Tyton - Piszczek, Wasilewski, Perquis, Boenisch - Dudka, Polanski (56. Grosicki) - Blaszczykowski, Murawski (73. Mierzejewski), Obraniak (73. Pa. Brozek) - Lewandowski
Schiedsrichter: Craig Thomson (Schottland)
Zuschauer: 42.000
Gelbe Karten: Limbersky, Plasil, Pekhart - Wasilewski, Perquis, Polanski, Blaszczykowski, Murawski

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