TV-Quoten bei der Fußball-EM Ewiges Sommermärchen

Spanien bejubelte den EM-Titel, doch auch für die übertragenden Sender gab es Grund zur Freude. Halb Deutschland saß vor den Bildschirmen und sorgte auch im Vergleich zu vorherigen Turnieren für starke Quoten. Das Magazin "SPONSORS" erklärt die Zahlen und Trends im TV-Markt.
Von Tobias Kuske
Deutsche Fans: Gute TV-Quoten bei der EM

Deutsche Fans: Gute TV-Quoten bei der EM

Foto: dapd

Es war eine Demütigung - und ein historischer Erfolg. 4:0 besiegte Spanien im Finale die Italiener und verteidigte somit als erstes Team den EM-Titel. Doch nicht nur bei Xavi, Iniesta & Co. war die Freude groß, auch die Uefa bejubelt eine erneut wirtschaftlich gute Europameisterschaft.

Nach Angaben des Verbandes hat es dieses Jahr eine Steigerung bei den Einnahmen gegeben - wie schon bei den vergangenen Turnieren. Die Statistik zeigt: Die Einnahmekurve hat sich seit der EM 1992 rasant nach oben gekrümmt und ist mittlerweile bei 1,4 Millarden Euro Gesamtumsatz angekommen.

Dass sich die EM weiter zu einem Erfolgsprodukt entwickelt, lässt sich auch anhand der Einschaltquoten bei den Spielen in Polen und der Ukraine ablesen. Die EM-Partien waren wahre Garanten für hohe Reichweiten. Wieder einmal.

Speziell außerhalb von Europa, vor allem in den USA und in Südamerika, sind die Einschaltquoten im Vergleich zur EM 2008 noch einmal stark angestiegen. Hier sind die Werte aber noch immer ausbaufähig: In den Vereinigten Staaten verfolgten im Schnitt mehr als eine Million Zuschauer die Spiele über den Sender ESPN. Während der Gruppenphase hätten in den USA durchschnittlich 82 Prozent mehr Menschen zugeschaut als 2008, teilte der Sender mit.

DFB-Sieg gegen Griechenland mit höchsten TV-Marktanteil

Weitaus mehr Menschen vor die Bildschirme zog das Turnier in Europa. Das Finale und die deutsche Halbfinalniederlage gegen Italien verfolgten jeweils mehr als 100 Millionen Europäer. Auch in Deutschland waren die Fernsehsender überaus zufrieden. Gleich mehrmals konnte die Marke von 20 Millionen Zuschauern gebrochen werden. Insgesamt sahen die 27 bei ARD und ZDF übertragenen Begegnungen im Schnitt 15,25 Millionen Menschen. Das entspricht einem Marktanteil (MA) von 51,9 Prozent.

Die höchsten Reichweiten erzielte erwartungsgemäß ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Das Halbfinale gegen Italien zog mit 27,98 Millionen Menschen die meisten Fans vor die Bildschirme (MA: 76,8 Prozent). Den höchsten Marktanteil (77,7 Prozent) erreichte das Viertelfinale zwischen Deutschland und Griechenland (26,92 Millionen Zuschauer).

Aber auch die Spiele ohne deutsche Beteiligung waren Zuschauermagneten. An erster Stelle gilt dies für das Finale zwischen Spanien und Italien (20,31 Millionen Zuschauer; MA: 56,2 Prozent). Der höchste Marktanteil (61,9 Prozent) bei einer Begegnung ohne die deutsche Elf wurde beim Halbfinale zwischen Portugal und Spanien erreicht.

Die genannten Zahlen lassen bei den Verantwortlichen der TV-Sender die Herzen höher schlagen und bestätigen die guten Werte der Turniere in der jüngeren Vergangenheit (siehe Tabelle). Zwar sind die Quoten 2012 im Vergleich zur EM 2008 etwas schwächer ausgefallen, aber nur geringfügig. Bei dem Turnier in Österreich und der Schweiz verfolgten im Schnitt 15,84 Millionen Fans die Spiele, womit eine Sehbeteiligung von rund 56,2 Prozent erreicht werden konnte. Das erfolgreichste Spiel 2008 war die Begegnung zwischen Deutschland und der Türkei, bei der 29,46 Millionen Fußballanhänger einschalteten (MA: 81,5 Prozent).

TV-Quoten bei der Fußball-EM 2012

Turnier Top-Wert aller Spiele Top-Wert ohne dt. Beteiligung Alle Spiele Deutsche Spiele Spiele ohne dt. Beteiligung
2012 27,98 (HF: DFB - Italien) 20,31 (Finale: Spanien - Italien) 15,25 26,44 (5 Spiele) 12,55
2008 29,46 (HF: DFB - Türkei) 19,24 (HF: Spanien - Russland) 15,84 26,69 (6 Spiele) 12,85
2004 25,40 (Finale: Portugal - Griechenland) 25,40 (Port. - Griech.) 11,95 22,99 (3 Spiele) 10,79
*alle Angaben in Mio. Zuschauern ab drei Jahren; Punkte 3-5 sind Durchschnittswerte

Eine Erklärung für die leicht gesunkene Reichweite bei der EM 2012 ist die vermehrte Nutzung der Webangebote von ARD und ZDF. Das Online-Portal "Sportschau.de" vermeldete einen neuen Rekord bei der Nutzung von Livestreams. Insgesamt riefen fast vier Millionen Fans die Live-Bilder in der ARD und bei Einsfestival. Laut der ARD konnte bei der diesjährigen EM zum ersten Mal von einer maßgeblichen Internetnutzung gesprochen werden. Die höchsten Abrufzahlen wurden bei der Viertelfinal-Partie zwischen England und Italien mit 471.576 "Unique Usern" verzeichnet.

Viele Zugriffe erfolgten dabei über mobile Endgeräte: Vor dem Turnier hatten in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos 30 Prozent der unter 35-Jährigen angegeben, die Berichterstattungen unter anderem auf ihren mobilen Geräten verfolgen zu wollen. Auch die Uefa freute sich über die Download-Zahlen ihrer EM-App (über fünf Millionen), die den Eindruck eines Trends hin zum mobilen Fußballanhänger verstärken.

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