
EM-Qualifikation: Klose lässt die DFB-Elf jubeln
EM-Qualifikation Deutschland feiert glanzlosen Auftaktsieg gegen Belgien
Hamburg - Eine bayerische Koproduktion hat der deutschen Nationalmannschaft in der Gruppe A einen glanzlosen 1:0 (0:0)-Sieg gegen Belgien zum Auftakt der EM-Qualfikation beschert. Über die Stationen Bastian Schweinsteiger, Daniel van Buyten, Thomas Müller und Miroslav Klose fand der Ball den Weg ins Tor der Belgier. Van Buyten, als Innenverteidiger bei den Belgiern in erster Linie fürs Toreverhindern vorgesehen, leistete mit einem Aussetzer im Kreise seiner Vereinskollegen ungewollte Vorarbeit. Kloses Tor (51. Minute) vor 42.000 Zuschauern im König-Baudouin-Stadion von Brüssel war bereits der 53. Treffer des Angreifers im 102. Länderspiel.
Ohne die Mithilfe des Gegners tat sich das Team von Bundestrainer Joachim Löw beim ersten Pflichtspiel nach dem Spiel um WM-Platz drei schwer. Belgien, in der Fifa-Weltrangliste auf Platz 48 zwischen Venezuela und Lettland angesiedelt, bereitete der deutschen Auswahl immer wieder Probleme, nutzte seine Chancen aber nicht.
"Man hat phasenweise schon gespürt, dass die Spieler erst vier Wochen wieder im Training sind", sagte Löw. "Wir haben ein bisschen gebraucht, um in Schwung zu kommen, aber in der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel gut im Griff gehabt." Am Dienstag trifft Löws Mannschaft im zweiten Spiel auf Aserbaidschan (20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE). "Jetzt freuen wir uns, dass wir mal wieder zu Hause spielen können", so Löw.

DFB-Einzelkritik: Starkes Bayern-Duo, Probleme links hinten
Löw vertraute in seiner Startformation elf WM-Fahrern, im Mittelfeld und Angriff setzte der Bundestrainer auf die Profis, die auch in Südafrika die Stammformation bildeten: Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger agierten im defensiven Mittelfeld, Mesut Özil spielte hinter der einzigen Spitze Miroslav Klose. Auf den Außenbahnen sollten Lukas Podolski und WM-Torschützenkönig Thomas Müller für Druck sorgen.
Badstuber statt Westermann in der Startelf
Einzige Überraschung vor Anpfiff: In der Innenverteidigung bot Löw statt des Hamburgers Heiko Westermann Holger Badstuber neben Per Mertesacker auf. Und Badstuber bekam es mit dem neuen belgischen Star zu tun: Der 17-jährige Romelu Lukaku gilt als eines der größten Sturmtalente und sollte der deutschen Verteidigung Probleme bereiten.
Doch den ersten Angriff startete die deutsche Nationalmannschaft: Bereits nach 30 Sekunden holte Thomas Müller dann einen Eckball heraus. Richtig gefährlich wurde es nach sechs Minuten - allerdings auf der Gegenseite. Mittelfeldspieler Marouane Fellaini kam nach einer Flanke im deutschen Strafraum zum Schuss, verzog aber.
Belgien war nun überlegen, nur drei Minuten später prüfte Lukaku mit einem Schuss aus 17 Metern Manuel Neuer im DFB-Tor. Bastian Schweinsteiger hatte im Mittelfeld zuvor den Ball an Jan Vertonghen vertändelt. Und Vertonghen, Fellaini und Lukaku waren es auch, die in der Folge immer wieder die deutsche Abwehr unter Druck setzten. Besonders Lukaku, 1,91 Meter groß und 97 Kilogramm schwer, behauptete den Ball gekonnt im Zweikampf gegen Badstuber und Mertesacker und setzte seine Mitspieler gut in Szene.
Löws düstere Prognose geht in Erfüllung
Deutschland kam in dieser Phase nur mit Freistößen (Schweinsteiger, 13.) und Distanzschüsse (Özil, 17.) zum Abschluss. Die beiden Real-Madrid-Profis Özil und Khedira vergaben kurz darauf jeweils aus aussichtsreicher Position. In der 22. Minute rettete Belgiens Torhüter Logan Bailly, in der Bundesliga in Diensten von Borussia Mönchengladbach, nach einem Kopfball Müllers.
Abgesehen von diesen Chancen tat sich das DFB-Team aber schwer, verlor zu viele Bälle im - meist überhasteten - Spielaufbau und wirkte in der Abwehr oft unsortiert. Zwar ließen auch die Belgier nach einer halben Stunde nach, doch besonders über die Außen leiteten sie immer wieder gefährliche Vorstöße ein. Doch im Abschluss fehlte bei der Mannschaft von Trainer Georges Leekens die Konsequenz.
Trotz der zunehmenden Überlegenheit seines Teams, erwiesen sich Löws Worte aus dem Vorfeld der Partie als zutreffende Prognose: "Große Mannschaften haben sich nach guten Turnieren oft schwergetan", hatte der Bundestrainer gesagt. Und fast hätte Moussa Dembelé die Gastgeber sogar noch vor der Pause in Führung gebracht. Torhüter Neuer konnte den harten Schuss (42.) aus 25 Metern nur mit Mühe zur Ecke klären.
Schweinsteiger setzt nach, Klose schließt ab
Der Fehler van Buytens leitete dann kurz nach der Pause die Führung für Deutschland ein: Der Innenverteidiger ließ sich in Ballbesitz zu viel Zeit, Schweinsteiger attackierte und der Pressschlag landete bei Müller. Der spielte den freistehenden Klose an, van Buyten hob auch noch das Abseits auf, und der vierte an der Aktion beteiligte Münchner ließ aus kurzer Distanz Bailly keine Chance.
Doch die Führung sorgte nicht für mehr Sicherheit oder Schwung. Eher waren es die Belgier, die angestachelt auf den Ausgleich drängten. Nach knapp einer Stunde verlängerte Badstuber eine Flanke unglücklich zum starken Fellaini, der aber aus zwölf Metern über das Tor schoss.
Deutschland wurde, wie schon beim Gegentor, fast nur über Schweinsteiger und vor allem Müller gefährlich. Podolski musste in der 70. Minute für Toni Kroos weichen, Özil konnte weder sich noch seine Mitspieler gefährlich in Szene setzen. Und so war es Müller, der, diesmal als Verwerter, fast auf 2:0 erhöht hätte (70.). Doch Bailly konnte mit den Fingerspitzen klären. Es war die letzte gefährliche Offensivaktion der Partie, Deutschland ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen.
Belgien - Deutschland 0:1 (0:0)
0:1 Klose (51.)
Belgien: Bailly - Alderweireld, van Buyten, Kompany, Vermaelen - Simons (83. Vossen) - Dembele, Fellaini, Vertonghen, Hazard (73. Defour) - Lukaku (73. Benteke)
Deutschland: Neuer - Lahm, Mertesacker, Badstuber, Jansen (46. Westermann) - Schweinsteiger, Khedira - Müller, Özil (88. Cacau), Podolski (70. Kroos) - Klose
Schiedsrichter: Hauge (Norwegen)
Zuschauer: 47.000
Gelbe Karten: Kompany - Schweinsteiger, Cacau