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DFB-Sieg über Nordirland Das Beste zum Schluss

Schnell, kaltblütig und sogar defensiv einigermaßen sicher - so gut wie in diesem Spiel hatte sich die Nationalelf 2019 noch nicht präsentiert. Jetzt wartet die nächste Hürde: die EM-Auslosung zu verstehen.

Szene des Spiels: Die letzte Spielszene des Jahres für die Nationalmannschaft war ein Angriff der Nordiren. Die Partie war für den DFB entschieden, eigentlich hätte man längst in den Feierabendbierchen-Modus übergehen können. Aber als die Gäste noch einmal in den deutschen Strafraum und in Schussposition kamen, warfen sich erst Joshua Kimmich, dann Emre Can in die Schussbahn, als ginge es um einen Turniersieg.

Ergebnis des Spiels: Dabei stand es da schon 6:1. Dreimal Serge Gnabry, zweimal Leon Goretzka und einmal Julian Brandt sorgten für Festtagstimmung und den Gruppensieg vor den Niederlanden. Michael Smith hatte die Nordiren früh in Führung gebracht. Danach aber spielte nur noch eine Mannschaft, wie man dem Spielbericht entnehmen kann.

Die erste Halbzeit: Bisher hatte die Elf von Joachim Löw in diesem Jahr konstant eine gute und eine weniger gute Halbzeit abgeliefert. Und als es nach sieben Minuten bereits 0:1 stand, keimte der Verdacht, dass dies die schlechtere Hälfte werden würde. Das war am Ende auch so, aber nur weil die zweite noch besser war. Deutschland dominierte das Spiel, hatte hübsche Offensivaktionen und ging verdient 2:1 führend in die Pause.

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Deutschland vs. Nordirland: Versöhnliches Quali-Finale

Foto: Simon Hofmann/ Bongarts/Getty Images

Die zweite Halbzeit: Den Galaauftritt hat sich die deutsche Mannschaft bis zum Schluss aufbewahrt. Es war die beste Halbzeit des Jahres mit schön anzusehenden Kombinationen, einer Kaltblütigkeit vor dem Tor, die es lange nicht gab, gepaart mit einer grundsoliden Defensive, verkörpert durch Can und Jonathan Tah.

Spieler des Spiels: Es wäre einfach, einen dreifachen Torschützen zum Man of the Match zu küren - auch weil Serge Gnabry es sich auch abseits seiner Treffer verdient hätte. Dennoch gilt die Auszeichnung diesmal einem, der schon weg zu sein schien von den Startelfplätzen. Jonas Hector spielte in seinem 43. Länderspiel ganz stark auf, gewann fast ausnahmslos Laufduelle und Zweikämpfe und bereitete beide Tore in der ersten Hälfte vor. Die Nachricht, dass bei seinem Verein in Köln mit Markus Gisdol und Horst Heldt eine neue sportliche Führung auf ihn warte, muss ihm irgendwie Beine gemacht haben.

Wechsel des Spiels: Nach gut 70 Minuten passierte das, was den Journalisten eine schöne Geschichte kaputt machte. Niklas Stark wurde eingewechselt, und die Serie der von ihm trotz acht Kadernominierungen verpassten acht Spiele fand ihr Ende. Stark, durch eine Gesichtsmaske nach dem Nasenbeinbruch geschützt, fand endlich zu seinem Debüt, und das eröffnete den Journalisten eine andere schöne Geschichte.

Zahl des Spiels: Die anerkannte Glückszahl Dreizehn. Gnabry hat jetzt in seinen 13 Länderspielen 13 Tore erzielt. Eine solche Bilanz hinzulegen gelang zuletzt Gerd Müller - vor exakt 50 Jahren. Und der trug bekanntermaßen die Rückennummer 13.

Raketenwissenschaft des Spiels: Die Zusammensetzung der Gruppen bei der EM 2020. Schon seit Tagen wird über mögliche Konstellationen und unmögliche Absurditäten der Auslosung am 30.11. diskutiert, die sich die Uefa selbst durch ihren neuen Modus beschert hat. Wobei das nicht einmal mit dem Auslosungsdatum so eindeutig ist. Am Freitag wird nämlich bereits die Besetzung der Playoffs bekannt gegeben, bei denen noch weitere EM-Plätze im März ausgespielt werden. Gleichzeitig müssen die Teams bei der Auslosung behutsam auf die zwölf EM-Gastgeberländer verteilt werden. Im Kalten Krieg gab es die Kreml-Astrologen, heute müsste es die Uefa-Astrologen geben. Selbst langjährige Experten verzweifeln an den Details.

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Einen guten Überblick, wie kompliziert das alles ist, gibt es hier  bei den Kollegen von sportschau.de. Einige Teams wissen kurioserweise heute Abend schon, gegen wen sie bei der EM spielen müssen. Joachim Löw weiß zumindest, wo er die Vorrunde verbringt. Alle drei Spiele werden in München ausgetragen. Heim-EM! Wohnzimmer!! Gruppenphase dahoam!!!

Erkenntnis des Spiels: Vor vier Tagen gegen Weißrussland war noch das mäßige Zuschauerinteresse das große Thema. Jetzt sang das Publikum selig: "Oh, wie ist das schön." Alles, was derzeit mit der Nationalmannschaft zusammenhängt, ist eben irgendwie instabil.

Deutschland-Nordirland 6:1 (2:1)
0:1 Smith (7.)
1:1 Gnabry (19.)
2:1 Goretzka (42.)
3:1 Gnabry (47.)
4:1 Gnabry (60.)
5:1 Goretzka (73.)
6:1 Brandt (90.+1)
Deutschland: Ter Stegen - Klostermann (65. Stark), Can, Tah, Hector - Kimmich, Kroos - Gündogan - Goretzka (73. Serdar), Gnabry (80. Amiri), Brandt
Nordirland: Peacock-Farrell - McNair (77. Boyce), Cathcart, Flanagan - Smith, Evans (65. McLaughlin), Davis, Saville, Ferguson - Thompson, Magennis (83. Lavery)
Schiedsrichter: Carlos del Cerro Grande (Spanien)
Gelbe Karten: keine
Zuschauer: 43.000

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