Erfolg über Schalke Bayern gelingt der Befreiungsschlag
Ein Sieg fürs Selbstbewusstsein: Auf überzeugende Art hat der FC Bayern Schalke 04 im Spitzenspiel besiegt. Überragender Mann auf dem Platz war Franck Ribéry, der zweifach traf. Die Königsblauen enttäuschten dagegen auf ganzer Linie.
Die Messlatte hatte Franz Beckenbauer schon vor dem Anpfiff so hoch wie nur möglich gelegt. "Dies wird das wichtigste Spiel der gesamten Saison", hatte der Ehrenpräsident den Druck auf seinen FC Bayern noch einmal kräftig erhöht. Das Team zeigte sich anschließend von alldem gänzlich unbeeindruckt und bot beim 2:0-Erfolg über den FC Schalke eine starke Leistung. Franck Ribéry war mit zwei Treffern (35./55. Minute) der Mann des Tages.
Das Spiel hielt auch ohne Beckenbauers Vorgabe genug Geschichten parat: Das Wiedersehen von Bayern-Torwart Manuel Neuer mit seinem Heimatverein, auf der anderen Seite die Startelf-Premiere der früheren deutschen Torwart-Hoffnung Timo Hildebrand, das Aufeinandertreffen der beiden Top-Torjäger der Liga, Mario Gomez und Klaas-Jan Huntelaar. Aber all das verblasste hinter der Frage: Wie gehen die Bayern mit der Situation um, erstmals in dieser Saison in Krisennähe geraten zu sein?
Man merkte dem Team an, dass es von Anfang an eine Antwort auf diese Frage geben wollte. Entschlossen und aggressiv startete die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes in die Partie. Franck Ribéry zum Beispiel hatte schon nach zehn Minuten in der Defensive zwei Schalker Gegenspieler abgeräumt - ganz im Sinne von Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge, der sich den FCB nach der Champions-League-Pleite in Basel "böser" gewünscht hatte.
Kroos verliert seinen Platz in der Startelf
Dafür hatte Heynckes sogar seinen Lieblingsschüler Toni Kroos geopfert, einer, der nicht im Verdacht steht, besonders böse werden zu können. Für ihn kehrte Thomas Müller in die Startelf zurück - und der hatte auch gleich nach fünf Minuten die Führung auf dem Fuß. Doch Hildebrand parierte seinen Schuss und wischte auch noch den Nachschuss von Arjen Robben von der Linie.
Auch danach war der FC Bayern feldüberlegen, beinahe war sogar das alte Bayern-Wort dominant angebracht. Robben bewegte sich viel auf seiner rechten Seite und schien die Balance zwischen Einzelaktionen und mannschaftsdienlichen Pässen wiedergefunden zu haben. Der Niederländer hatte sich zuletzt nur noch wenig zugetraut, nachdem ihm in den Vorwochen quasi bei jedem Dribbling Egoismus attestiert worden war.
In der 35. Minute belohnten sich die Bayern unter gütiger Mithilfe von Schalke-Torwart Hildebrand. Luiz Gustavo schickte Ribéry auf die Reise, ohne erkennbaren Grund stürzte ihm Hildebrand entgegen. Der Franzose überlupfte den Keeper, schob ein und nutzte anschließend sofort die Gelegenheit zu einen deutlich sichtbaren Handschlag mit seinem Trainer. In Basel war Ribéry nach seiner Auswechslung noch ohne Handshake an Heynckes vorbeigetrottet und hatte den Liga-Astrologen Anlass gegeben, eine mögliche Missstimmung zwischen Coach und Star zu interpretieren.
Von Schalke war viel zu wenig zu sehen
Schalke bot für ein Team, das um die Meisterschaft mitwirken möchte, eine schwache Vorstellung - von Huntelaar war nichts zu sehen, Raúl tauchte ab. Die Mannschaft von Trainer Huub Stevens wirkte vor allem in der ersten Hälfte eingeschüchtert, wie schon in Dortmund, als man hochunterlegen war, wie in Mönchengladbach, wo man kein Land sah. Im direkten Vergleich mit den anderen Spitzenmannschaften ist Schalke deutlich nur die Nummer vier. Sportdirektor Horst Heldt hatte in der Halbzeitpause nichts Besseres zu tun, als dem Schiedsrichter eine Mitverantwortung für den Rückstand zuzuweisen. Dabei hatte Referee Michael Weiner die Partie jederzeit im Griff.
Auch nach dem Wechsel hatte Heldt ausreichend Anlass, Schuldige für die Niederlage zu suchen. Bayern-Verteidiger Holger Badstuber testete schon in der 46. Minute die Beschaffenheit der Torlatte, Ribéry servierte einen Zuckerpass nach dem nächsten in die Spitze, Gomez und Robben überboten sich im Vergeben von Torchancen. In der 55. Minute war das Match bereits entschieden, als wiederum Ribéry ein Solo in den Strafraum abschloss und der von einem Schalker Abwehrbein abgefälschte Ball zum 2:0 im Tor landete.
Daran war in jedem Fall der Schiedsrichter schuldlos.
Bayern München - FC Schalke 04 2:0 (1:0)
1:0 Ribéry (35.)
2:0 Ribéry (55.)
Bayern München: Neuer - Rafinha, Boateng, Badstuber, Lahm - Luiz Gustavo, Alaba - Robben, Müller (89. Tymoschtschuk), Ribéry - Gomez (72. Olic)
Schalke 04: Hildebrand - Höwedes, Papadopoulos, Metzelder (84. Ushida), Fuchs - Matip (65. Holtby), Höger - Farfán, Raúl, Draxler (56. Obasi) - Huntelaar
Schiedsrichter: Weiner
Zuschauer: 69.000
Gelbe Karten: - / Fuchs, Höger