Frauen-Bundesliga-Spitzenspiel Bayern vs. Wolfsburg Erfolgreiche Jagd

Matthias Balk / dpa
Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Wechsel an der Spitze: 15 Spieltage stand Wolfsburg auf dem ersten Tabellenplatz der Frauen-Bundesliga. Dann erlaubte sich der VfL einen Ausrutscher gegen Hoffenheim, die erste Bundesliga-Pleite seit anderthalb Jahren. Und das nutzte der FC Bayern nun im Spitzenspiel gegen den Tabellenführer. Die Münchnerinnen siegten 1:0 (0:0) und überholten die Wolfsburgerinnen, haben nun einen Punkt Vorsprung bei noch sechs ausstehenden Spielen. »Es ist auf jeden Fall noch ein hartes Stück Arbeit«, sagte Bayern-Mittelfeldspielerin Lina Magull zum Endspurt im Meisterrennen.
Campus statt Arena: Unter der Woche trugen die Münchnerinnen ihr Champions-League-Viertelfinalhinspiel gegen Arsenal in der Allianz-Arena vor 20.000 Fans aus. Das Bundesliga-Duell fand hingegen vor 2500 Fans im Bayern Campus statt. Alles eine Nummer kleiner also, hinter dem einen Tor standen vereinzelte Fangrüppchen, hinter dem anderen konnte ein Mann durch eine Glasscheibe hinter dem Tor von der Kaffeemaschine aus den Eckball verfolgen.
Mit Lena, ohne Lea: Es gibt viele gute Spielerinnen in Wolfsburg, eine der wichtigsten ist Lena Oberdorf. Die hatte sich zuletzt das rechte Kniegelenk gestaucht und war dann unter der Woche überraschend im Champions-League-Spiel bei PSG (1:0) aufgelaufen. Auch in München war sie dabei. Bayern-Torjägerin Lea Schüller, die gegen Arsenal den Siegtreffer geschossen hatte, saß hingegen zunächst auf der Bank. Zwar hatte sie ihre Fußverletzung auskuriert, doch ein Infekt bremste sie aus.
Georgia Stanways Doppelpack: Die erste Hälfte dominierten die Bayern. Für hochkarätige Chancen sorgte die emsige englische Nationalspielerin Stanway. Ihren ersten Schuss aus 20 Metern parierte Wolfsburg-Keeperin Merle Frohms (16. Minute), der zweite aus 16 Metern ging an die Latte (19.).
Drin? Nicht drin? In der Frauen-Bundesliga gibt es keinen Videobeweis und so musste Schiedsrichterin Fabienne Michel in der 31. Minute auf ihre und die Wahrnehmung der Linienrichterin vertrauen. Torhüterin Frohms hatte einen Kopfball von Sydney Lohmann an die Latte gelenkt, von dort kam er vor der Linie auf dem Boden auf, trudelte aber weiter Richtung Tor. Dominique Janssen schlug ihn weg – vor oder hinter der Linie? Tendenz nach Sichtung der unterschiedlichen Kameraeinstellungen: kein Tor. So sah es auch die Schiedsrichterin.
DFB-interne Rudelbildung: Im vergangenen Sommer waren sie noch gemeinsam bis ins EM-Finale vorgestoßen, doch Wolfsburg-Mittelfeldspielerin Oberdorf hatte keine Gnade mit Lohmann – und holte sie kurz vor der Pause unsanft von den Beinen. Bayerns Magull gefiel die Aktion ganz und gar nicht, sie schubste die Wolfsburgerin von hinten, Oberdorf ging zu Boden. Das Ergebnis: Gelbe Karten für Magull und Oberdorf. Dann war Halbzeit.

Robust: Lena Oberdorf (r.)
Foto: Adam Pretty / Getty ImagesWolfsburger Drangphase: Alexandra Popp spielt, anders als im DFB-Team, für Wolfsburg im linken Mittelfeld. Ihre beste Chance hatte sie aber, als sie mal in ihrem angestammten Territorium auftauchte, dem Strafraum. Eine Hereingabe von rechts lenkte sie deutlich über das Tor. (55.). Wolfsburgs Mittelstürmerin Ewa Pajor scheiterte anschließend mit einer Direktabnahme an Bayern-Torhüterin Maria-Luisa Grohs. Auch mit einem Kopfball von Popp hatte die Keeperin keine Probleme.
Stanways Siegtreffer: Bayern abgemeldet? Von wegen! Einen Distanzschuss von Lohmann konnte Frohms noch parieren. Doch beim Elfmeter von Stanway blieb die Torhüterin chancenlos. Wolfsburgs Lena Lattwein hatte den Ball zuvor aus sehr kurzer Distanz an den ausgestreckten Arm bekommen.
Chance(n) zur Revanche: Meister wurde in den vergangenen zehn Jahren entweder der VfL oder der FC Bayern (2015, 2016 und 2021). In dieser Saison spielten sie bislang zweimal gegeneinander, jedes Team hat nun einen Sieg. Ein drittes Aufeinandertreffen gibt es am 15. April im DFB-Pokal-Halbfinale. Und sollten beide Teams in der Champions League weiterkommen, kämen noch zwei weitere Partien hinzu – im Halbfinale der Königsklasse. »Jetzt sind wir in Lauerstellung«, sagte VfL-Angreiferin Popp.