
Hannover in Europa: Zittern in der Hitze
Europa League Hannover schafft Sensation gegen Sevilla
Hamburg - Als bei der Auslosung zu den Europa-League-Playoffs der FC Sevilla als Gegner von Hannover 96 bekanntgegeben wurde, hatte Ernüchterung geherrscht. "Das ist für uns ein Hammerlos", sagte Präsident Martin Kind. "Bei uns muss alles passen, damit ein Weiterkommen möglich ist", so Sportdirektor Jörg Schmadtke. Es hat alles gepasst. Hannover 96 ist dank eines 1:1 (1:1) im Rückspiel sensationell in die Gruppenphase der Europa League eingezogen. Stürmer Mohammed Abdellaoue hatte in der 23. Minute die Führung erzielt, sein Teamkollege Emanuel Pogatetz per Eigentor für den Ausgleich gesorgt (37.). Bei Sevilla sah Gary Medel kurz vor Schluss noch die Rote Karte wegen einer Tätlichkeit.
Das Hinspiel hatte der Bundesligist 2:1 gewonnen. Der Lauf des Teams von Trainer Mirko Slomka mit zwei Siegen und einem Unentschieden wird nun auch in Europa fortgesetzt. "In diesem Spiel war alles drin, und wir haben kühlen Kopf behalten. Wir haben das sehr geschickt gemacht und vorne attackiert", sagte Hannovers Trainer Slomka. Hannover folgte dem FC Schalke 04, der kurz zuvor durch einen 6:1-Erfolg gegen Helsinki ebenfalls in die Gruppenphase eingezogen war.
Zieler zeigte, warum er von Bundestrainer Löw nominiert wurde
Bei hochsommerlichen Temperaturen hatten die spanischen Gastgeber vor 40.000 Zuschauern über weite Strecken größere Spielanteile. Sevilla wirkte in der kampfbetonten Begegnung aggressiver, die 96er zogen sich oft weit zurück. Nach einer Viertelstunde traf Álvaro Negredo aus spitzem Winkel nur den Innenpfosten. Der ehemalige Hamburger Piotr Trochowski scheiterte mit seinem Nachschuss nur knapp. Die Führung der Gäste fiel überraschend: Konstantin Rausch setzte sich auf der linken Außenbahn durch, Abdellaoue lauerte in der Mitte, nahm am Fünfmeterraum die Flanke volley und traf zur umjubelten Führung.
Die Hausherren ließen sich von dem Rückstand nicht nachhaltig beeindrucken und griffen weiter an. Doch die neue Nummer drei im Tor der deutschen Nationalmannschaft, Ron-Robert Zieler, zeigte, warum er von Bundestrainer Joachim Löw nominiert wurde. Einen Schuss von Negredo (29.) parierte der junge Keeper ebenso wie wenig später einen Volleyschuss von Frederic Kanouté (30.). Gegen den Ausgleichstreffer war er jedoch machtlos. Nach Trochowski-Vorarbeit flankte Diego Perotti in die Strafraummitte. Und vom Schienbein des Hannoveraners Pogatetz prallte der Ball ins eigene Tor.
"Wir haben mit allem dagegen gehalten, was wir hatten"
Vor 3000 mitgereisten 96-Fans machten die Gastgeber nach der Pause weiter Druck. In ihrem erst zweiten Pflichtspiel unter der Regie des neues Trainers Marcelino waren die Spanier nah am Führungstor. Doch Zieler hielt den Ausgleich fest. Nach gut 20 Minuten befreiten sich die Gäste und hatte sogar die Chance, mit dem zweiten Auswärtstor alles klar zu machen.
Der belgische Schiedsrichter Serge Gumienny verweigerte den 96ern gut eine Viertelstunde vor Schluss einen Foulelfmeter, als Torhüter Andres Palop Angreifer Jan Schlaudraff von den Beinen holte. Nach einer Tätlichkeit sah Gary Medel kurz vor Abpfiff auch noch die Rote Karte.
"Wir haben mit allem dagegen gehalten, was wir hatten, und einen großen Fight hingelegt. Das hier war ein absoluter Hexenkessel. Wir sind sehr froh und stolz", sagte Schlaudraff nach dem Abpfiff.
FC Sevilla - Hannover 96 1:1 (1:1)
0:1 Abdellaoue (23.)
1:1 Pogatetz (37., Eigentor)
Sevilla: Palop - Coke, Alexis (84. Fazio), Escude, Navarro -
Trochowski (81. Campana) - Navas, Perotti, Medel - Negredo (63.
Manu), Kanoute
Hannover: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Christian Schulz -
Schmiedebach, Pinto - Stindl, Rausch (89. Pander) - Schlaudraff,
Abdellaoue (90.+2 Ya Konan)
Schiedsrichter: Serge Gumienny (Belgien)
Zuschauer: 42.000
Rote Karte: Medel wegen groben Foulspiels (90.)
Gelbe Karten: Alexis, Perotti, Kanoute, Manu - Stindl, Cherundolo,
Christian Schulz, Schlaudraff, Rausch, Schmiedebach