
Viertelfinal-Hinspiele: Doppelte Doppelpacks
Europa League Jubel in Hamburg, Hoffnung in Wolfsburg
Hamburg - Der Hamburger SV kann dank eines Doppelpacks kurz vor der Pause weiter auf das Erreichen des Europa-League-Finals im eigenen Stadion hoffen, der Deutsche Meister VfL Wolfsburg muss dagegen einen Rückstand aufholen. Im Viertelfinal-Hinspiel besiegte der HSV den belgischen Champion Standard Lüttich 2:1 (2:1), während Wolfsburg 1:2 (0:0) beim FC Fulham unterlag. Innenverteidiger Alexander Madlung erzielte dabei in der 89. Minute den wichtigen Auswärtstreffer. Die Rückspiele finden am kommenden Donnerstag (21.05 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) statt, die Sieger der beiden Duelle treffen im Halbfinale aufeinander.
In Hamburg sah Torjäger Ruud van Nistelrooy, der an fast allen entscheidenden Situationen in Halbzeit eins beteiligt war, 44 Minuten lang wie der große Pechvogel aus. Bereits nach zehn Sekunden wurde der HSV-Stürmer im Standard-Strafraum unsanft gestoppt, der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Martin Atkinson aus England blieb jedoch aus. Vor dem 0:1 entwischte ihm dann Lüttichs Dieumerci Mbokani, der kongolesische Angreifer hatte daraufhin keine Mühe, den von Mehdi Carcela-Gonzalez getretenen Eckball aus fünf Metern ins Tor zu köpfen (31. Minute).
Sechs Minuten später ließ van Nistelrooy zwei Gegenspieler mit einer Körpertäuschung ins Leere laufen, schoss den Ball dann aber aus gut 20 Metern an den rechten Pfosten. Den Abpraller verstolperte Zé Roberto, statt direkt den Abschluss zu suchen. Beim nächsten HSV-Angriff kam van Nistelrooy aus elf Metern frei zum Schuss, der Ball versprang jedoch und ging weit am rechten Pfosten vorbei (39.).
Und als der Ball dann schließlich doch den Weg ins gegnerische Tor fand, war der Niederländer nicht beteiligt. Sein Sturmpartner Mladen Petric verwandelte einen Strafstoß (42.) flach in die Mitte zum Ausgleich. Zuvor war der starke Jonathan Pitroipa, der von Beginn an auflaufen durfte und für viel Wirbel auf der linken Seite sorgte, gefoult worden.
"Wir haben nun in Lüttich eine große Chance"
Dieser Treffer gab dem Team von Trainer Bruno Labbadia, der nach den zuletzt schwachen Ergebnissen unter großem Druck stand, Sicherheit. Seine Mannschaft hatte die Partie zwar schon zuvor bestimmt, aber immer wieder auf gefährliche Konter der Belgier achten müssen. Linksverteidiger Dennis Aogo brachte seine erste gute Flanke in die Mitte - und van Nistelrooy durfte doch noch sein Erfolgserlebnis feiern. Per Volley-Abnahme aus zehn Metern erzielte der 33-Jährige in der 45. Minute die Führung. Torwart Sinan Bolat war zwar noch mit der Hand am Ball, konnte den 62. Europapokal-Treffer van Nistelrooys aber nicht mehr verhindern. Damit zog der Niederländer mit Bayern-Sturmlegende Gerd Müller gleich.
"Wir haben nach dem 0:1 sehr couragiert gespielt und unser Spiel durchgezogen. Dafür hat sich die Mannschaft ein Kompliment verdient. Wir haben nun in Lüttich eine große Chance", sagte van Nistelrooy nach dem Spiel. Nach dem Wechsel ging es vor beiden Toren teilweise turbulent zur Sache, weil beide Teams auf einen weiteren Treffer drängten. So verpasste Petric mit einem Fernschuss das Lüttich-Tor nur um Zentimeter (63.). Auf der Gegenseite hatte der HSV großes Glück, als Mbokani mit einem Kopfball nur die Latte traf und den anschließenden Nachschuss am Tor vorbeisetzte. Schließlich scheiterte Hamburgs Rechtsverteidiger Guy Demel mit einem Kopfball in der 86. Minute, danach war der Erfolg gesichert.
Doch wegen des Gegentores haben die Hamburger in einer Woche in Lüttich eine schwere Aufgabe vor sich, um wie im Vorjahr die Vorschlussrunde zu erreichen. "Das ist sicher kein optimales Ergebnis, aber wir sind immer in der Lage, auswärts ein Tor zu schießen", sagte Petric. HSV-Coach Labbadia lobte sein Team: "Wir haben gehofft und auch daran geglaubt, dass wir gewinnen können. Ein Kompliment an meine Mannschaft, die vor allem in den ersten 20 Minuten hervorragend gespielt hat. Ich muss der Mannschaft hoch anrechnen, wie sie nach dem 0:1 zurückgekommen ist. Uns erwartet aber in Lüttich noch ein heißer Tanz."
Wolfsburg verliert beim FC Fulham
Alexander Madlung hat den Traum vom ersten internationalen Titel für den Deutschen Meister VfL Wolfsburg am Leben gehalten. Der Innenverteidiger erzielte in der 89. Minute bei der 1:2 (0:0)-Niederlage beim FC Fulham den wichtigen Anschlusstreffer. Damit haben die "Wölfe" im Rückspiel in der kommenden Woche gute Möglichkeiten, das Halbfinale zu erreichen.
"Wir haben uns das Leben selber schwergemacht. Der späte Treffer verschafft uns aber eine gute Ausgangsposition", sagte VfL-Manager Dieter Hoeneß. Tore von Bobby Zamora (59. Minute) und Damien Duff (63.) schockten zunächst die Wolfsburger. Dabei hatten die Gäste im Stadion Craven Cottage eine knappe Stunde lang durchaus gut mitgehalten und durch das Sturmduo Edin Dzeko (50.) und Grafite (51.) sogar zweimal die Chance zur Führung gehabt.
Beide Angreifer konnten nach gesundheitlichen Problemen in den vergangenen Tagen von Beginn an auflaufen, allerdings zunächst kaum Akzente setzen. Fulhams sichere Abwehr ließ in der Anfangsphase keine zwingenden Torchancen der Gäste zu. Der einzige gefährliche Torschuss durch Christian Gentner (20.) war eine sichere Beute für Fulham-Keeper Mark Schwarzer. Auf der anderen Seite taten sich aber auch die Gastgeber bei ihren Angriffen anfänglich schwer. Bei den wenigen guten Aktionen war VfL-Torwart Benaglio auf dem Posten. So fing der Schweizer in der siebten Minute einen langen Pass aus dem Mittelfeld vor dem heranstürmenden Zamora ab. Auch mit einem Schuss des Ungarn Zoltan Gera (22.) hatte der Schlussmann keine Mühe.
Zwei Benaglio-Paraden in 40 Sekunden
Erst nach einer halben Stunde nahm die Partie mehr Fahrt auf. Dabei stand Benaglio innerhalb von 40 Sekunden gleich zweimal im Mittelpunkt. Erst entschärfte er einen platzierten Fernschuss von Clint Dempsey (31.), dann fing er in höchster Not eine scharfe Hereingabe von Zamora ab (32.). Auf Seiten der Wolfsburger ließ kurz darauf Grafite eine Chance von der Strafraumgrenze aus.
Nach dem Seitenwechsel erwischte zunächst der VfL den besseren Start, als Dzeko und Grafite innerhalb kurzer Zeit zweimal gefährlich vor dem gegnerischen Tor auftauchten. Zuerst köpfte Dzeko nach einer Flanke von Marcel Schäfer völlig freistehend aus kurzer Distanz am Tor vorbei. Dann schoss Grafite den Ball von der Strafraumgrenze in die Arme von Schwarzer. Völlig ungeordnet zeigte sich dann aber die Wolfburger Defensive, als Zamora einen langen Pass in aller Ruhe annehmen, sich den Ball zurechtlegen und mit einem Schlenzer zum 1:0 einschießen konnte. Kurz darauf erzielte Duff nach schönem Zusammenspiel mit Zamora sogar das 2:0. Doch dann traf Madlung per Kopf nach Flanke von Misimovic - und nährte die Wolfsburger Hoffnungen auf den Einzug in die nächste Runde.
Liverpool und Valencia bangen um Halbfinal-Einzug
Der englische Rekordmeister FC Liverpool und der spanische Topclub FC Valencia müssen um den Einzug ins Halbfinale zittern. Der Premier-League-Verein verlor im Viertelfinal-Hinspiel trotz Führung beim portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon 1:2 (1:0). In einem rein spanischen Duell kam Valencia nicht über ein 2:2 (0:0) gegen Atletico Madrid hinaus. Die beiden favorisierten Teams stehen damit im Rückspiel in einer Woche unter Zugzwang.
Liverpool ging schon nach neun Minuten durch den dänischen Nationalspieler Daniel Agger in Führung, verlor aber nur wenig später Ryan Babel, der nach einer Tätlichkeit die Rote Karte sah (31.). In der zweiten Hälfte wurde Oscar Cardozo durch zwei verwandelte Foulelfmeter (59./79.) zum Matchwinner für Lissabon, das in der Zwischenrunde Hertha BSC Berlin aus dem Wettbewerb geworfen hatte.
In Valencia trafen Diego Forlan (59.) und Antonio Lopez (72.) für die Gäste. Manuel Fernandes mit einem präzisen Schuss aus 20 Metern (67.) und Torjäger David Villa aus kurzer Distanz (82.) bewahrten den FC Valencia, der im Achtelfinale Werder Bremen ausgeschaltet hatte, zumindest noch vor einer Niederlage.