Freiburg und die Europa League Endlich raus
Als alles vorbei war, griffen die üblichen Muster. Der erste Club, der von den insgesamt sechs deutschen Europacup-Startern ausgeschieden ist, so wurde es von den Nachrichtenagenturen fleißig notiert. Und natürlich sei, so Matthias Ginter, der Frust darüber beim SC Freiburg auch "sehr groß". Den wahrsten Satz des Abends sprach dennoch Fritz Keller, der Präsident: "Jetzt haben wir, so traurig das klingt, genügend Zeit, um uns auf die Bundesliga-Spiele vorzubereiten."
Freiburg ist durch das 0:2 gegen den FC Sevilla in der Gruppenphase der Europa League ausgeschieden. Jenem Wettbewerb, über den seit seiner Einführung 2009 mehr gemeckert als frohlockt wird. Freiburg, der Überraschungsfünfte der Vorsaison, hat ein Spiel gewonnen, hatte neben Sevilla noch mit Estoril und Liberec zu tun, hat passabel gespielt. Zu mehr hat es nicht gereicht. Die Europa League "war für jeden von uns auf jeden Fall eine Bereicherung. Wir wären gerne in die K.-o.-Spiele gekommen", sagte Ginter.
Ob dem Verein das wirklich gutgetan hätte, darf allerdings bezweifelt werden. In der Bundesliga ist Freiburg Tabellen-16. mit nur elf Punkten aus 15 Spielen. Akute Abstiegsgefahr. Ganz schuldlos ist die Europa-League-Teilnahme daran nicht. Genau wie in Frankfurt, das für die Zwischenrunde qualifiziert ist. Der Preis dafür ist Bundesliga-Platz 15, die Eintracht hat in dieser Saison ganze zwei Spiele gewonnen, keines davon im eigenen Stadion.

Freiburg und Frankfurt sind nicht die ersten Vereine, die sich schwertun mit den Herausforderungen, die Erfolge mit sich bringen. Aber ihre Situation wirft Zweifel an einem Prinzip auf: dass man sich durch gute und harte Arbeit im Fußball belohnen, etwas aufbauen kann.
Karl-Heinz Rummenigge, Vorstands-Boss des FC Bayern München, hat vor wenigen Tagen den Konkurrenten Borussia Dortmund für dessen "kluge Philosophie" gelobt. Der BVB ist nach seiner Beinahe-Insolvenz 2005 wieder in der Spitze etabliert, so wie einst. Die Basis für die erste Hoch-Phase hatte der Club Anfang der neunziger Jahre im Uefa-Cup gelegt. Mit den damals zu verdienenden Millionen kaufte Dortmund Stars wie Karl-Heinz Riedle, Matthias Sammer oder Andreas Möller und entwickelte sich zu einem Anwärter für noch höhere Aufgaben.
Trainer Christian Streich hatte den SC Freiburg im Dezember 2011 in fast aussichtsloser Situation auf Platz 18 übernommen. Er hat sensationell den Klassenerhalt geschafft, den Verein 2013 nach Europa geführt. Im vergangenen Sommer kamen die "Plündereien" ("Süddeutsche Zeitung"), die Abgänge von Leistungsträgern wie Max Kruse, Jan Rosenthal oder Cédric Makiadi, die der Club nicht hat auffangen können. Jetzt ist wieder Abstiegskampf, parallel wurde mit einem unerfahrenen Kader (insgesamt 137 internationale Spiele vor dem Start) Europacup gespielt. "Ich habe noch nie ein Jahr erlebt, wo wir in so kurzer Zeit so viele Spiele bestreiten mussten und dabei mit so viel Verletzungspech zu kämpfen hatten", sagte Streich im Interview mit dfb.de.

Freiburg und Frankfurt widerfährt, was auch dem VfB Stuttgart in der vergangenen Saison oder dem 1. FC Nürnberg 2007/2008 passiert ist: Der Erfolg von einst, die Qualifikation für Europa, hat einen hohen Preis. Und die finanzielle Entschädigung ist überschaubar. Frankfurt soll durch Europacup und die Viertelfinal-Teilnahme im DFB-Pokal zusammen rund zehn Millionen Euro brutto verdient haben. In Freiburg sollen es rund sechs Millionen in der Europa League sein. Die eigenen Kosten (Prämien für die Spieler, die Reisen, das Sicherheitspersonal im Stadion) sind in dieser Rechnung noch nicht berücksichtigt.
"Europa - das ist eine geile Sache, da will ich hin", hatte Eintracht-Trainer Armin Veh am Ende der vergangenen Saison gesagt. Sein Team hat es trotzdem nicht geschafft, aus den internationalen Auftritten unter der Woche gegen Girondins Bordeaux, Maccabi Tel Aviv und Apoel Nikosia Stärke zu ziehen für den Alltag in Deutschland.
Auch Frankfurt ächzt unter der Last der zu bewältigenden Aufgaben (28 Spiele beim Abschluss der Vorrunde, 2012 waren es vor Weihnachten nur 18). Und das mit einem Kader, der vor der Saison durchaus sinnvoll ergänzt und verstärkt wurde, was nicht wenige zu der Annahme verführte, dass die Eintracht das hohe Niveau der Vorsaison würde halten können. Sie konnten nicht.
Am vergangenen Donnerstag durften die Fans in Frankfurt trotzdem jubeln. Die Eintracht hatte unter anderem durch einen sehenswerten Freistoßtreffer von Constant Djakpa im letzten Gruppenspiel 2:0 gegen Nikosia gewonnen. Für die Liga heißt das nichts Gutes. Frankfurt hat dort in dieser Saison nach Europa-League-Spielen noch nie gewinnen können. Zuletzt hieß es dann: 1:4, 0:1, 0:2. Am kommenden Sonntag (17.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) steht die nächste Auswärtspartie an. Gegner: der Tabellenzweite Bayer Leverkusen.