Spanischer Fußball-Club Fans versuchen, Real Oviedo zu retten
Es ist eine romantische Vorstellung von Fußball: Miteigentümer seines Lieblingsvereins zu sein, bei wichtigen Entscheidungen mitreden zu dürfen. In der modernen Fußballwelt die Ausnahme. Doch genau dieses Konzept könnte dem spanischen Drittliga-Club Real Oviedo jetzt das Leben retten. Der Verein steht kurz vor der Insolvenz, kann er bis Samstag nicht 1,9 Millionen zusammenkratzen, droht das Aus.
Mit einem großangelegten Aufruf im Internet bat der Traditionsverein vor rund zwei Wochen um Hilfe - und bislang kamen so über 1,5 Millionen Euro zusammen. Das Besondere: Viele der Spender haben nicht mal eine Verbindung zu dem spanischen Club.
Auf der ganzen Welt, in über 60 Ländern, gibt es nun Anteilseigner von Real Oviedo. Nachdem die Vereinsbosse Club-Aktien zum Preis von 10.75 Euro pro Stück ins Internet gestellt hatten, verbreitete sich der Aufruf via Twitter (#saverealoviedo) blitzschnell über den Globus. Fußball-Fans aus Großbritannien, Südamerika, China kauften die Wertpapiere. Die Premier-League-Spieler Juan Mata (FC Chelsea), Santi Cazorla vom FC Arsenal und Michu (Swansea City) - allesamt in ihrer Jugend bei Oviedo ausgebildet - riefen öffentlich dazu auf, ihren alten Verein zu unterstützen.
Real Madrid kauft Oviedo-Aktien
Mit Erfolg: Sogar Spaniens Fußball-Schwergewicht Real Madrid versprach, Aktien im Wert von 100.000 Euro zu erwerben. Die Aktion erhielt über das Internet eine völlig eigene Dynamik, die Spender entwickelten einen wahren Ehrgeiz. Eine Frau aus Portland im US-Bundesstaat Oregon versprach sogar, sich ein Oviedo-Tattoo stechen zu lassen, sollten andere bereit sein, 100 Wertpapiere zu kaufen. Das Tattoo prangt bereits auf ihrer linken Hüfte.
Was bewegt all die Menschen, einen Club retten zu wollen, der in der dritten spanischen Liga spielt, dessen Spiele sie nie besucht haben? "Es ist dieses alte Wertedenken im Fußball: 'Warum sollten wir dem Verein nicht helfen, sich zu erholen, und ihn gleichzeitig vor großen Investoren schützen?'", sagte Juan Ramon, Vorsitzender der Oviedo-Supporter der "New York Times". Sid Lowe, der für die britische Zeitung "The Guardian" aus Spanien berichtet, teilt diese Einschätzung: "Es soll ein Zeichen der Hoffnung sein für Menschen, die den modernen Fußball hassen. Da hat sich eine spezielle Kraft entwickelt." Die Fans wollten den Fußball zurück an die Basis holen.
Real Oviedo einst in der Primera Dívison
Es ist nicht das erste Mal, dass Fans versuchen, ein in Schieflage geratenes Team zu retten. 2001 taten sich Anhänger des britischen Clubs Swansea City zusammen, um für ihren Verein Gelder zu sammeln. Zwei Jahre später stand der Regionalliga-Club Fortuna Köln vor der Insolvenz. Fans starteten einen Fortuna-Spenden-Marathon und baten den Künstler Cornel Wachter als Ideengeber hinzu. Ein Foto mit der nackten Mannschaft samt Trainer Ralf Aussem und Co-Trainer Dieter Epstein ging um die Welt und rief in Köln etliche Spender auf den Plan. Köln überlebte.
Für Oviedo wird es hingegen extrem knapp. In den vergangenen Jahren war es für den Verein immer weiter bergab gegangen. Nach 13 erfolgreichen Jahren in der Primera Dívison stieg der Club 2001 zunächst in die zweite und dann in die dritte Liga ab. Schon 2003 stand der Verein wegen Misswirtschaft kurz vor dem Bankrott, konnte sich damals aber selbst retten. Wie etliche spanische Vereine ist hat er jedoch in der jüngsten Vergangenheit wieder in finanzielle Probleme bekommen, Spieler konnten nicht mehr bezahlt werden.
Sollte Real Oviedo dank seiner Fans tatsächlich bis Samstag die erforderlichen 1,9 Millionen Euro zusammenbekommen, wollen diese sich einmal im Jahr in Spanien zur Eigentümerversammlung treffen. Außerdem hat der Club seinen Anteilseignern versprochen, lebenslang freien Eintritt zu Oviedo-Spielen zu haben. Das sollten sie sich nicht entgehen lassen.