Angriff aufs Trommelfell: Seit dem Confed-Cup kennt die Fußballwelt die Vuvuzela und diskutiert über den ohrenbetäubenden Lärm der Krachmacher. Im Magazin "11FREUNDE" schwört der Südafrikaner Saddam, er habe sie erfunden. Das große Geschäft aber wollen jetzt zwei Deutsche machen.
Vuvuzelas im Stadion: Blasinstrument mit gehobener Lautstärke
Foto: RON GAUNT/ AFP
Am Anfang war Saddam. Saddam baute eine einfache Trompete mit langem Stiel und nannte sie Vuvuzela. Der Rest ist Geschichte. Zumindest die Geschichte von Freddie Maake, den alle nur Saddam nennen. Maake bezeichnet sich selbst als größten Fan der Bafana Bafana, der Nationalelf Südafrikas. Und schwört, dass er die Vuvuzela erfunden hat.
Bereits in den siebziger Jahren will er einen Prototypen jenes archaisch anmutenden Blasinstruments gebastelt haben, über das seit dem Confederations Cup so erregt diskutiert wird. Denn im vergangenen Juni wurde plötzlich klar, was bei der WM vor allem zu erwarten ist: jede Menge Lärm.
Reporter mosern, das permanente Elefantengebrüll raube ihnen den letzten Nerv, deutsche Zeitungen zetern über "Nerv-Tröten", Spieler lamentieren, sie könnten sich auf dem Platz nicht mehr verständigen. Kurzum: Die Vuvuzela macht Schlagzeilen.
Für die Geschichte der lauten Langhälse jedoch interessierte sich bislang niemand. Saddams Version haben wir schon gehört. So schön die Vorstellung ist, Südafrikas wichtigstes Fan-Utensil sei gewissermaßen dem Herzen seiner Anhängerschaft entsprungen, so dünn ist die Beweislage. Genau genommen besteht sie nur aus Freddie Maake selbst. Sicher dagegen ist: Er wird am Vuvuzela-Hype keinen müden Rand verdienen.
Das große Geld wird nicht der 53-jährige neunfache Familienvater aus dem Township Tembisa machen, sondern das südafrikanische Unternehmen Masincedane Sport, das die Markenrechte hält und die Vuvuzela seit 2001 vertreibt. Auch die Rechte für das EU-Gebiet besaß Masincedane, bis zwei deutsche Geschäftsleute zu Besuch kamen, Frank Urbas und Gerd Kehrberg.
"Wat, Uwe Seeler?"
Kehrberg kennt das Fußballgeschäft, er war mal Geschäftsführer von Rot-Weiß Oberhausen. Vuvuzelas aber kannte er zunächst nicht: "Wat, Uwe Seeler?" Doch schnell erkannten Kehrberg und Urbas, dass mit den Pustestängeln das große Geld zu verdienen ist, sie flogen zum Kap und kamen mit den Europavertriebsrechten wieder. Und so brachte die Urbas Kehrberg GmbH die zentraleuropäische Antwort auf die Vuvuzela auf den Markt: TÜV-geprüft, 13 Dezibel leiser als das südafrikanische Original und aus drei Plastikteilen zusammengesteckt - um der Diskussion um Sicherheit und Lärmschutz zu begegnen, wie Urbas sagt.
Über eine Million Mal hat sich die TÜV-Tröte bereits verkauft. Die Anmerkung, auch der reduzierte Dezibelwert komme immer noch dem Lärm eines Presslufthammers gleich, wischt er beiseite: "Diese Vergleiche stimmen nach unserer Kenntnis überhaupt nicht. Unsere Vuvuzela ist laut, aber angenehm." Das deutsche Know-how wird sogar im Rahmen einer "interkontinentalen Fußball-Partnerschaft" ins WM-Ausrichterland exportiert. Masincedane Sport wird dann pünktlich zum Nationenturnier auch in Südafrika die entschärfte deutsche Vuvuzela vertreiben.