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FCA-Trainer Weinzierl: Jung, gut und begehrt

Foto: Joachim Sielski/ Bongarts/Getty Images

Trainer Markus Weinzierl Wer braucht schon Geld, wenn er Augsburg haben kann?

Schneller als erwartet scheint sich der FC Augsburg in der Bundesliga zu etablieren. Markus Weinzierl sieht sein Projekt aber noch nicht beendet. Der begehrte Trainer könnte länger bleiben, als es manch einem Konkurrenten lieb ist.

Markus Weinzierl lächelt, wenn man fragt. Der Erfolg, die Auszeichnungen, die Zukunft? Zur Antwort gibt es häufig ein Schmunzeln gratis. Etwas verlegen, gepaart mit leichtem Unbehagen.

Viel sagen möchte Augsburgs Trainer bei Terminen mit Journalisten eigentlich nicht. Über sich, zumindest. Weinzierl, der bereits mit 33 Jahren Drittligatrainer in Regensburg war und schon in seinem dritten Jahr in der Bundesliga zu den begehrtesten Männern an der Seitenlinie zählt, spricht lieber verallgemeinernd. Es fallen Worte wie "Team", manchmal sogar "das ist im Fußball so" oder "Die Mannschaft ist der Star".

Es ist eine manchmal phrasige, aber immer charmante Art, wenig zu preiszugeben. Dabei hätte er viel zu erzählen.

Schneller als erwartet schickt sich der FC Augsburg an, zu einer festen Größe in der Bundesliga zu werden. Es ist auch Weinzierls Leistung, weshalb ihn die Kollegen unlängst zum Trainer der Hinrunde gewählt haben. Nach Platz acht in der Vorsaison liegt der Klub vor dem Spiel am Abend bei Borussia Dortmund (20 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) auf Platz fünf und würde im Falle eines Sieges auf den vierten Rang klettern. Es ist kein unrealistisches Szenario mehr, dass erstmals in der Vereinsgeschichte die Qualifikation für die Europa League gelingt - vielleicht sogar mehr.

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Das wäre nicht weniger als eine Sensation. Der Mini-Etat (zuletzt angeblich 17 Millionen Euro), die zunächst kaum konkurrenzfähigen, inzwischen aber schnell verbesserten Rahmenbedingungen (Stadion, Trainingsplätze, Nachwuchsleistungszentrum) - an die speziellen Voraussetzungen in Augsburg musste Weinzierl in den vergangenen Monaten immer mal wieder erinnern.

Unaufgeregt, ruhig, bodenständig - das sind Attribute, die auf Klub und Trainer gleichermaßen passen. Das ist angenehm und schützt vor allzu viel (medialer) Neugier. In diesem für Bundesligaverhältnisse geradezu idyllischen Umfeld ist das Projekt von Weinzierl und Manager Stefan Reuter erstaunlich weit.

Das Projekt lautet, ihren erst 2011 aufgestiegenen Klub in der Bundesliga zu etablieren. Keine vier Jahre später ist es so, dass ein Bayern-Talent wie Pierre-Emil Höjbjerg den Klub einem Verein wie Hannover 96 vorzieht und bis zum Saisonende Weinzierls Elf verstärkt. Er gesellt sich zu einem Team, in dem ehemalige Zweitligaspieler wie Daniel Baier oder Tobias Werner ein erstaunliches Niveau erreicht haben und auch vermeintlich gescheiterte Profis wie Halil Altintop nicht abfallen.

Platzierungen des FC Augsburg

Saison Nach der Hinrunde Abschlusstabelle
2014/2015 6. Platz ???
2013/2014 8. Platz 8. Platz
2012/2013 17. Platz 15. Platz
2011/2012 17. Platz 14. Platz
Seit dem Bundesliga-Aufstieg 2011

Natürlich haben das längst auch andere Klubs bemerkt, Bayer Leverkusen und Werder Bremen sollen schon mal bei Weinzierl (Vertrag bis Sommer 2017) angefragt haben. Er selbst würde das nicht bestätigen, er denke ohnehin Tag und Nacht nur an den FC Augsburg, sagte er einmal im ZDF-Sportstudio. Man darf ihm das glauben.

Wer genau hinhört, der merkt, wie sehr Weinzierl vom Projekt Augsburg überzeugt ist. Die Zusammenarbeit mit Manager Reuter preist er regelmäßig, beide soll inzwischen auch eine Freundschaft verbinden. Die sportliche Strategie, kein allzu großes (finanzielles) Risiko bei Transfers einzugehen, um formbare Spieler auf ein neues Level zu heben, funktioniert bisher.

Alles gelingt trotzdem nicht: Die vor der Saison für insgesamt mehr als sechs Millionen Euro verpflichteten Offensivspieler Caiuby, Shawn Parker, Tim Matavz und Nikola Djurdjic konnten die Erwartungen bisher nicht erfüllen. Und so ist häufig auch zu hören, dass Weinzierl in Augsburg bereits das Optimum herausgeholt habe, mehr gehe nicht.

Die branchenübliche Konsequenz? Ein Vereinswechsel. Doch für einen Mann, der bewiesen hat, dass er mit einer individuell allenfalls mäßig besetzten Mannschaft Großes leisten kann, wachsen mit dem Erfolg auch die Ansprüche an einen potenziellen neuen Arbeitgeber. Viele Adressen in der Bundesliga mit (perspektivischen) Vakanzen auf dem Trainerposten, die für Weinzierl ein deutlicher Aufstieg wären, gibt es nicht. Tatsächlich gibt es in Augsburg dagegen noch einiges zu erreichen.

Wenn Weinzierl vor überzogenen Erwartungen warnt, dann nicht ohne Hintergedanken. Freiburg und Mainz, erklärte Vorbilder für den FCA, haben erfahren, wie schwierig schneller Ruhm sein kann. Beide Klubs spielten schon international, beide kämpften anschließend zumindest kurzzeitig wieder gegen den Abstieg. Das soll in Augsburg möglichst nicht passieren.

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