Bayern-Ärger um Kimmich und Hernández Plötzlich wird's ungemütlich

Eine neue Doku-Serie soll die Erfolge des FC Bayern zeigen – doch der Impfstatus von Joshua Kimmich und die drohende Gefängnisstrafe für Lucas Hernández überschatteten die Premiere. Alte Vereinsbosse wurden patzig.
Von Florian Kinast, München
Joshua Kimmich (l.) und Lucas Hernández

Joshua Kimmich (l.) und Lucas Hernández

Foto: Tim Rehbein/RHR-FOTO / imago images/RHR-Foto

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In München wehte am Montagabend ein Hauch von Filmfestival. Auf einem roten Teppich schritten Profis und Funktionäre des FC Bayern in einen Kinosaal zur Premiere einer neuen Dokumentation: »FC Bayern – Behind the Legend«, heißt sie. Eine sechsteilige Serie mit Einblicken in die Welt des großen Fußballklubs. Am 2. November startet sie beim Streamingdienst Amazon Prime.

Vom Champions-League-Triumph im August 2020 an begleitete ein Kamerateam die Mannschaft und folgte ihr in die Kabine oder zum Arzt. Man sieht die Gesichter der Spieler, als Hansi Flick ihnen seinen Rücktritt als Bayern-Trainer offenbart, man hört Hasan Salihamidžić, wie er während einer Partie vor Begeisterung über einen Gegenspieler ankündigt: »Morgen rufe ich seinen Berater an.«

Die Serie zeigt eine Erfolgsgeschichte, doch der Premierenjubel wurde von Störgeräuschen überlagert.

Die Debatte über den Impfstatus von Joshua Kimmich, der sich zusammen mit Leon Goretzka und der Initiative »We Kick Corona« für die Entwicklung und Verbreitung von Impfstoffen eingesetzt hatte, war auch an diesem Abend das bestimmende Thema, genauso wie die drohende Gefängnisstrafe für Verteidiger Lucas Hernández.

Für die noch immer neue Vereinsführung sind diese Angelegenheiten erste echte Bewährungsproben.

Präsident Herbert Hainer und Sportchef Oliver Kahn sagten, man könne niemanden zum Impfen zwingen, sondern nur Empfehlungen aussprechen. Ausweichend waren die Antworten zu den daraus resultierenden Risiken für die Mannschaft und für den Erfolg des Klubs. Die erhöhte Viruslast ungeimpfter Spieler? Die lange Quarantäne bei einem positiven Befund? »Da kommen wir jetzt in die Details«, sagte Klub-Boss Hainer auf SPIEGEL-Nachfrage: »Die Spieler werden jeden zweiten Tag getestet, es ist die Entscheidung eines jedes einzelnen, und das ist zu respektieren.«

Wenn es Ärger gibt, kommt Hoeneß

Zwei andere wurden deutlicher, zwei Protagonisten, die eigentlich nichts mehr zu sagen haben, zumindest nicht mehr in führender Funktion beim FC Bayern – aber immer schon eingeschritten sind, wenn es Unruhe um ihren FC Bayern gegeben hat: Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß, das alte Alphaduo, das diesen Klub jahrzehntelang geprägt hat.

»Wenn ich einen Spieler kenne, der verantwortlich und vorbildlich mit vielen Dingen umgegangen ist, dann ist es Joshua«, sagte Rummenigge und ergänzte den Hinweis: »Ich glaube, dass er dementsprechend auch die richtige Entscheidung treffen wird.«

Ex-Präsident Uli Hoeneß sagte: »Der einzige, mit dem ich zu diesem Thema spreche, ist der Joshua selbst. Und das habe ich getan.«

Die ehemaligen Chefs sind also noch immer dicht dran am Team. In ihrem Ton verdeutlichten sie auch den Unterschied zwischen dem FC Bayern von einst und dem heutigen: Hoeneß startete direkt zur Attacke gegen die Medien, die er auch in seiner Zeit als aktiver Vereinschef immer wieder angegriffen hatte. »Sie sind doch verantwortlich für den Tsunami«, patzte er. Gemeint war die Aufregung um Kimmich.

Und auf der anderen Seite gibt es nun das neue Manager-Gespann um Kahn und Hainer zusammen mit Hasan Salihamidžić, bei denen alles etwas vorsichtiger wirkt. Bisher hatten sie mit dem Zwist zwischen Salihamidžić und Ex-Trainer Flick lediglich einen Konflikt zu bewältigen, ansonsten moderierten sie einen FC Bayern, der überaus erfolgreich spielt. Auch in dieser Saison ist die Entwicklung unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann vielversprechend.

Uli Hoeneß am Premierenabend in München

Uli Hoeneß am Premierenabend in München

Foto: Felix Hörhager / dpa

Doch die vergangenen Tage haben die Stimmung verändert. Plötzlich ist es ungemütlich geworden. Auch die mögliche Gefängnisstrafe für Lucas Hernández, immerhin der teuerste Transfer der Bundesligageschichte, wird nun zur Kraftprobe.

Zu ihm und den drohenden Konsequenzen sagte Hoeneß: »Das ist alles lächerlich. Der ist mit seiner Frau verheiratet und soll jetzt ins Gefängnis für eine Geschichte, die vor Jahren passiert ist. Die sind gaga.« Auf die Sachlage des Falls ging er dabei nicht ein .

Rummenigge ließ zumindest durchblicken, dass er nach seinem Rücktritt als Klub-Boss gern noch mitmischen mag: »Jetzt habe ich ein anderes Leben, das ist natürlich nicht mehr ganz so erquickend.« Ganz loslassen kann er offenbar noch nicht.

Unmittelbar vor dem Einlass in den Kinosaal gab es noch ein Gruppenfoto mit Regisseur Simon Verhoeven und Produzent Quirin Berg. In der Mitte hatten sich Hoeneß und Rummenigge positioniert. Oliver Kahn stand am Rand.

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