Bayern-Sieg gegen Arsenal Unaufhaltbar
David Alaba fällt normalerweise nicht mit einer besonders großen Klappe auf. Aber nach dem beeindruckenden 5:1-Sieg seines FC Bayern gegen den FC Arsenal geriet sogar der 23-jährige Abwehrspieler fast ins Schwärmen über die Leistung seines Teams: "So ein Niveau ist schon etwas Besonderes. Das Spiel heute gehört sicherlich zu den besten Leistungen der Saison."
Alaba setzte dann seine goldfarbenen, überdimensionalen Kopfhörer und den schwarzen Rucksack auf und verließ das Stadion. Beseelt von einem Spiel, in dem auch er selbst sich noch einmal neu erfunden hatte.
Mit dem noch vier Jahre jüngeren Kingsley Coman bildete er auf der linken Seite eine Achse, die gefährlicher kaum sein konnte. Während Coman weit in der gegnerischen Hälfte mit raumgreifenden Schritten an der Seitenlinie an seinen Kontrahenten vorbeizog, starke Flanken schlug und eher selten einmal den Abschluss suchte (ein verunglückter Schuss geriet nach einer knappen halben Stunde zur perfekten Vorlage für Thomas Müllers 2:0), entzog sich Alaba gegen Arsenal jeglicher Stellenbeschreibung.
Den Linksverteidiger zog es mit dem Ball oft an oder in den gegnerischen Strafraum, in der Offensive spielte er einen leicht nach halb links abfallenden Quasi-Zehner. Genauso entstand auch das 3:0 durch Alaba kurz vor der Halbzeitpause, als er einen Zweikampf gegen Santi Cazorla gewann und aus zentraler Position in den rechten Winkel traf.

Abgesichert wurden Alaba und Coman, die eine Passquote von mehr als 90 Prozent erreichten und gegen Arsenal nahezu perfekt harmonierten, von Thiago, der bei gegnerischen Kontern eingriff, wenn Alaba nicht schnell genug zurück war - was kaum einmal passierte. Thiago spielte ebenfalls stark, er bereitete unter anderem das 1:0 vor.
Dass Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer nach der Partie weiterhin keine Prognose für die Rückkehr von Franck Ribéry abgeben wollte, geriet zu einer Randnotiz. Auch weil dieses Dreieck Alaba-Thiago-Coman den Wunsch des Bayern-Trainers Josep Guardiolas von einem extrem hohen Offensivpressing erfüllt, das schnelle Balleroberungen ermöglicht. Das war nie Ribérys Stärke auf der linken Seite.
Arsenals bemitleidenswerter Kapitän und Innenverteidiger Per Mertesacker sagte nach der Partie: "Heute war es schon interessant, wie die Außenverteidiger nach innen rutschen und nach vorne in die Räume schieben. Das ist schon unorthodox." Mertesacker meinte damit auch Alaba.
Bei den Bayern war nichts mehr zu spüren gewesen von den teils mühseligen Vorwochen, der Niederlage in London etwa und dem spröden 0:0 in Frankfurt. Und Arsenal, dessen Trainer Arsène Wenger angekündigt hatte, offensiv spielen zu wollen, musste mit ansehen, wie seine Mannschaft fast ausschließlich Befreiungsschläge oder Fehlpässe in ihr Aufbauspiel einbaute. Zu den typischen Kontern kam Arsenal nie.

"Bayern hat heute auf einem anderen Level gespielt als wir, das müssen wir zugeben. Sie waren so dominant, wir waren deutlich schlechter, womit auch das Ergebnis in Ordnung geht", räumte Mertesacker ein. Und der andere deutsche Weltmeister, Mesut Özil? Der war bis auf sein aberkanntes Hand-Tor ein Schatten seiner selbst.
Bayerns Glück vervollständigten zwei weitere Offensiv-Freigeister: Arjen Robben hämmerte den Ball in der zweiten Halbzeit nur 38 Sekunden nach seiner Einwechslung aus kurzer Distanz unter die Latte, Thomas Müller traf gleich zweimal - er ist jetzt der beste deutsche Torschütze nach Gerd Müller, der am Dienstag 70 Jahre alt geworden ist.
Müller richtete nach dem Spiel rührende Worte an seinen Namensvetter, zugleich sein großes Vorbild: "Man kann nur den Hut ziehen vor dem, was er geleistet hat, und vor dem, wie er als Mensch aufgetreten ist. Dem hast du nicht angemerkt, dass er der beste und größte deutsche Stürmer aller Zeiten ist." Müllers Alzheimer-Erkrankung sei ein "Drama, da kann man schwer Worte drüber finden".
Es war der einzige nachdenkliche Moment nach diesem so furiosen Auftritt der Bayern, der sie mit nunmehr neun Punkten so gut wie sicher ins Achtelfinale der Champions League führt. Einen Punkt brauchen sie noch in den verbleibenden Spielen gegen Piräus und Zagreb. Ganz nebenbei hat Guardiolas Mannschaft einen weiteren Rekord aufgestellt: Sie hat Arsenal die höchste Europapokal-Niederlage seiner Geschichte zugefügt.
Bayern München - FC Arsenal 5:1 (3:0)
1:0 Lewandowski (10.)
2:0 Thomas Müller (29.)
3:0 Alaba (44.)
4:0 Robben (55.)
4:1 Giroud (69.)
5:1 Thomas Müller (89.)
München: Neuer - Lahm, Jérôme Boateng (68. Benatia), Martinez, Alaba - Alonso - Thomas Müller, Thiago - Coman (54. Robben), Costa - Lewandowski (71. Vidal)
Arsenal: Cech - Debuchy, Mertesacker, Gabriel, Monreal - Coquelin, Cazorla (87. Chambers) - Campbell (59. Gibbs), Özil, Sanchez - Giroud (85. Iwobi)
Schiedsrichter: Gianluca Rocchi
Zuschauer: 70.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: - Özil (2), Campbell (2)