

Am Ende wurde es chaotisch. Auf dem Rasen der Münchner Arena spielten sich plötzlich Jagdszenen ab. Jupp Heynckes, der scheidende Trainer des FC Bayern, sprintete nach dem 3:0-Sieg über Augsburg und dem Konfettiregen der Meisterschaftsfeier im Jogginganzug über das Feld, verfolgt von Spielern mit überdimensionierten Weißbiergläsern.
Bastian Schweinsteiger, Anatolij Timoschtschuk und Daniel van Buyten waren drei der Jäger, sie erwischten ihren Coach und übergossen ihn mit Bier. Heynckes zog sich noch auf dem Spielfeld um, er stand mit nacktem Oberkörper vor den 71.000 Zuschauern. "Danke Jungs - Danke Jupp", hatten sie in der Südkurve auf ein Banner geschrieben, es war immerhin das letzte Heimspiel des scheidenden Trainers für die Bayern gewesen.
Der 68-Jährige sagte später frisch geduscht in traditioneller bayerischer Tracht: "Normalerweise muss man da flinke Beine haben, aber die habe ich nicht mehr." Und dann wurde er sentimental: "Man hat viele Gedanken, die Stationen dieser zwei Jahre laufen wie im Film ab. Ich habe das aber eher still genossen, als dass ein Vulkan aus mir herausbricht."
Philipp Lahm sagte später über Heynckes: "Er hat nicht nur den richtigen Ton, sondern auch die richtige Taktik. Er ist ein besonderer Trainer, der sehr erfahren und sehr, sehr menschlich ist." Der Coach wisse, wie er die Spieler anpacken müsse, so der Bayern-Kapitän. "Nicht nur die elf, die spielen, sondern auch die, die nicht spielen. Er hat das sehr gut in den Griff bekommen."
Gegen Augsburg ging es sportlich um nichts mehr, den Fans sollte im letzten Heimspiel der Saison aber noch einmal etwas geboten werden. "Mia san boarisch" lautete das Motto und die Blas- und Trachtenkapellen, Schuhplattler, "Goaßlschnalzer" genannte Peitschenknaller und Maitänzer gaben der Partie des neuen Deutschen Meisters einen würdigen Rahmen. Zwölf Minuten nach Spielbeginn rollte die La Ola durch das mit 71.000 Zuschauern ausverkaufte Stadion.
Auf einem weiteren Banner stand: "Eine Stadt, ein Verein, ein Ziel: 1. Bundesliga." Natürlich hatten es nicht die Bayern-Anhänger ausgerollt, sondern die Fans der abstiegsbedrohten Augsburger. Die Münchner haben andere Ziele: Sie wollen das Triple gewinnen, in zwei Wochen müssen sie dazu im Londoner Champions-League-Finale gegen Dortmund bestehen, eine Woche später das DFB-Pokalfinale gegen Stuttgart in Berlin für sich entscheiden.
Bayern fehlte der Rhythmus
Dabei sollten sie jedoch nicht so nachlässig agieren wie gegen Augsburg, das vor allem in der ersten Halbzeit einige Male gefährlich vor dem Bayern-Tor auftauchte. Es war ziemliche Magerkost, die die Bayern ihren feierbereiten Fans über weite Strecken des Spiels boten. Erst Mitte der zweiten Halbzeit wurde der Favorit agiler. In der 69. Minute traf Thomas Müller mit einem Kopfball zum 1:0, Xherdan Shaqiri nach schönem Konter-Zusammenspiel mit Franck Ribéry (82.) und Luiz Gustavo (87.) erhöhten auf 3:0.
Ein glanzloser Erfolg, obwohl Heynckes seine wohl stärkste Formation aufgeboten hatte. Allerdings schienen sich die Profis vor den anstehenden Finals auch nicht verletzen zu wollen. "Man hat heute gesehen, dass der Rhythmus ein bisschen gefehlt hat. Die meisten Spieler haben zehn Tage kein Spiel gehabt, das ist sehr ungewohnt. Wir müssen wieder in unseren Rhythmus kommen, um top-vorbereitet ins Champions-League-Finale zu gehen", sagte Lahm und stellte klar: "Wir sind noch nicht am Ende, sondern wollen die Saison noch krönen in zwei und in drei Wochen."
Zuvor durfte aber das bereits Erreichte gefeiert werden. Als die Bayern-Spieler in den Bus Richtung Marienplatz stiegen, wo bereits Zehntausende warteten, huschten sie schnell an den kreischenden Fans vorbei. Nur Dante lief hektisch zurück in die Interview-Zone. Er hatte sein iPad in der Umkleidekabine vergessen. Kann ja mal passieren. Es war sein erster Titel mit den Bayern.
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Jubel auf dem Marienplatz: Mit der Schale feierten die Bayern ihre 23. Deutsche Meisterschaft. Hier Trainer Jupp Heynckes.
Auf dem Rathausbalkon musste auch Sportdirektor Sammer dran glauben - eine Bierdusche von Arjen Robben und Co.
Vorher zeigte Sammer sich noch trocken mit Brillenträger Ribery.
Von Zehntausenden ließen sich die Bayern-Spieler auf dem Marienplatz feiern.
Den Mund ganz weit auf: Thomas Müller war einer der besten FCB-Spieler dieser Saison und hatte sich den Jubel redlich verdient.
Endlich Meister wird sich Manuel Neuer gedacht haben. Der Nationalkeeper durfte nach seinem Wechsel von Schalke zu den Bayern 2011 nun seinen ersten Titel mit den Müchnern feiern.
Da ist das Ding: Die Bayern haben am vorletzten Spieltag die Meisterschale überreicht bekommen. Bereits Anfang April hatten sich die Münchner den Titel gesichert.
Nach der Überreichung der Schale ging es gewohnt münchnerisch auf dem Platz zu. Antoli Timoschtschuk jagte Trainer Jupp Heynckes mit einem Weißbier. Beide verlassen den Club am Saisonende.
Letztlich war Timoschtschuk erfolgreich, auch Luiz Gustavo (M.) und Dante ließen es sich nicht entgehen, ihrem Coach eine Bierdusche zu verpassen.
Der am Donnerstag 68 Jahre alt gewordene Heynckes hatte sichtlich Spaß.
Der Coach wurde ausgiebig von den Fans gefeiert - und von den Spielern gelobt. "Er ist ein besonderer Trainer, der sehr erfahren und sehr, sehr menschlich ist", sagte Kapitän Philipp Lahm.
Eine ordentliche Dusche erhielt auch Franck Ribéry von Jérôme Boateng.
Bastian Schweinsteiger dagegen hielt sich so zurück, wie man es bei einer Meisterfeier eben tun kann. Der Vizekapitän trank das Weißbier lieber, als es zu vergießen.
Vor der Übergabe der Schale standen die Bayern-Meister von gestern den Bayern-Meistern von heute Spalier. Auch die früheren Stars durften später mitfeiern.
Vor dem Rathausbalkon in der Münchner Innenstadt versammelten sich indes schon die Bayern-Fans. Am Abend soll dort mit dem Team weitergefeiert werden.
Bester Laune: Innenverteidiger Dante fühlte sich in passendem bayerischen Outfit offensichtlich wohl.
Vor der Meisterfeier wurde aber auch Fußball gespielt. Gegen den FC Augsburg agierten die Bayern lange zurückhaltend.
Thomas Müller köpfte dann in der 69. Minute das 1:0 für die Münchner.
Xherdan Shaqiri und Luiz Gustavo erhöhten noch auf 3:0 und sorgten damit für die optimale Einstimmung auf die Feierlichkeiten nach der Partie.
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