
Ermittlungen gegen Hoeneß Fall aus maximaler Höhe


Bayern-Präsident Hoeneß: Der gute Mensch vom Tegernsee
Foto: Bongarts/Getty ImagesUli Hoeneß - ein Steuerhinterzieher? Derselbe Uli Hoeneß, der bereitwillig und großzügig notleidenden Clubs wie dem FC St. Pauli, gar Borussia Dortmund, finanziell geholfen hat? Derselbe Uli Hoeneß, der für sein besonderes soziales Engagement mehrfach ausgezeichnet wurde? Dieser wortgewaltige Kritiker der Korruption im Weltfußballverband Fifa?
Man mag es nicht glauben.
Genauso wenig wie die Summen, die jetzt kolportiert werden und in der Schweiz auf Konten des Bayern-Präsidenten versteckt liegen sollen. Hunderte von Millionen - unvorstellbar.
Uli Hoeneß gab als oft aggressiver Manager und Präsident des FC Bayern für viele ein Feindbild ab. Aber auch die, die ihn nicht mögen, haben im Lauf der vielen Jahre, die Hoeneß den deutschen Fußball nun prägt, anerkennen müssen, dass er in München einen Weltclub aufgebaut hat.
Hoeneß' Lebenswerk stand vor der Vollendung
Ein Lebenswerk, das kurz vor der Vollendung zu stehen scheint. Der FC Bayern ist so stark wie vielleicht nie seit den siebziger Jahren, er dominiert die Liga nach Belieben, er ist gefürchtet bei der europäischen Konkurrenz, er bekommt in der folgenden Saison mit Josep Guardiola den begehrtesten Trainer der Welt. All das hat der Club auch und vor allem Hoeneß zu verdanken. Und ausgerechnet jetzt, wo der Club im Zenit steht: diese Meldung.
In den vergangenen Jahren hat sich Hoeneß zu vielen Themen zu Wort gemeldet, und längst nicht alle hatten mit Sport zu tun. Er hat über die Bundesregierung geurteilt und die Opposition, über Atomkraft und Ernährungsfragen, er wurde in politische Talkshows eingeladen. Manchmal hatte man den Eindruck, Hoeneß ist nicht Bayern-, sondern Bundespräsident. Die Rolle hat ihm gefallen.
Im Lauf der Zeit ist in der Öffentlichkeit auf diese Weise das Bild entstanden eines erfolgreichen Unternehmers und Managers, der aber die sozialen Belange der kleinen Leute nie aus den Augen zu verlieren schien. Der Gutes tut und manchmal sogar nicht darüber redet. Dem Vetternwirtschaft und Korruption, wie er sie durch Fifa-Chef Joseph Blatter verkörpert sah, ein Graus sind. Ein Patriarch alter Schule, oft ruppig im Ton, aber weich im Kern. Der gute Mensch vom Tegernsee.
Wenn aber das stimmt, was "Focus" und "Abendzeitung" recherchiert haben, wenn wahr ist, dass er Abermillionen Euro wissentlich am Fiskus vorbeischmuggelte; wenn es auch wahr ist, dass Hoeneß bereits im Januar Selbstanzeige erstattete - in der Zeit, als ihm die Öffentlichkeit nach dem Guardiola-Deal Kränze geflochten hat; wenn all das stimmt: Dann ist von diesem schönen Bild nicht mehr viel übrig. Zumal in diesem Ausmaß, ist Steuerhinterziehung eine kriminelle Handlung. Nichts anderes.
Hoeneß hat sich selbst die Fallhöhe geschaffen, aus der er stürzen würde. Es gibt keine größere im deutschen Fußball.