Bayern-Sieg gegen Düsseldorf Die Rechnung geht an Jupp

Werden die Bayern schon am 28. Spieltag Meister? Dank des dramatischen Sieges gegen Düsseldorf ist das möglich. Der Vorsprung auf "Verfolger" Dortmund beträgt unglaubliche 20 Punkte. Doch der späte Triumph gegen die Fortuna kommt Trainer Jupp Heynckes teuer zu stehen.
Bayern-Coach Heynckes: Einladung zum Abendessen, Angebot als Bayern-Berater

Bayern-Coach Heynckes: Einladung zum Abendessen, Angebot als Bayern-Berater

Foto: Alexander Hassenstein/ Bongarts/Getty Images

Hamburg - Womöglich wird sich Andreas Lambertz diese Szene noch einige Male im Fernsehen angeguckt haben, nach dem Spiel am Samstag, beim Frühstück am Sonntagmorgen. Man schießt schließlich nicht alle Tage ein Tor gegen die Bayern, in dieser Saison schon gar nicht. Und erst recht keine Führung in der Endphase. Kurz, ganz kurz, hatten die Düsseldorfer nach dem 2:1 an eine Sensation geglaubt.

Doch die Hoffnungen zerschlugen sich schnell. Die Bayern hatten das Spiel am Samstag dann doch noch gedreht, na klar. Franck Ribéry glich schon zwei Minuten nach Lambertz' Führung aus, Jérôme Boateng traf später zum 3:2 (1:1)-Sieg (86. Minute), der angesichts von 26 zu 4 Torschüssen und 68 Prozent Ballbesitz auch hochverdient war. Zwar mussten die Bayern den zweiten und dritten Liga-Gegentreffer des Jahres hinnehmen, aber die erste Pleite seit dem 28. Oktober (1:2 gegen Leverkusen) blieb aus.

Bayern-Coach Jupp Heynckes maßregelte seine Spieler aufgrund des knappen Ergebnisses dennoch: "Wir haben die Spiele nicht vor dem Anpfiff gewonnen wie einige meinen. Wir haben zu passiv, nicht giftig und nicht lauffreudig genug angefangen", sagte der Coach, der dem Auftritt seines Teams auch etwas Positives abgewinnen konnte: "Die Mannschaft hat eine Bombenmoral bewiesen."

Bayern jetzt schon 20 Punkte vor Dortmund

In der Tat: Die Münchner wollten dieses Spiel am Ende unbedingt gewinnen: Ribéry stand nach Fouls schnell wieder auf, Schweinsteiger sprintete zur Seitenlinie, um einen Einwurf schnell auszuführen. Dabei wäre diese Siegesgier überhaupt nicht nötig gewesen. Denn weil Borussia Dortmund (1:2 gegen Schalke) und Bayer Leverkusen (0:1 gegen Mainz) verloren, hätte der Abstand auch im Falle einer Bayern-Pleite noch 17 Punkte betragen.

Nun sind es gar 20 Punkte Vorsprung. 20 Punkte! Bayern kann bereits am 28. Spieltag, also sechs Spieltage vor Saisonende, die Meisterschaft feiern - und ist dabei nicht einmal auf Patzer der Konkurrenz angewiesen. Falls Dortmund und Leverkusen noch einmal ausrutschen sollten, könnten die Münchner sogar noch früher feiern - und den eigenen Rekord aus den Saisons 1972/73 und 2002/03 brechen, als man jeweils am 30. Spieltag Meister wurde.

Mit solchen Gedanken muss sich Fortuna-Trainer Norbert Meier nicht beschäftigen. Düsseldorf schwebt als Tabellen-15. mit sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz weiter in Abstiegsgefahr. Meier war mit dem Auftritt seines Teams zwar zufrieden, haderte jedoch ein wenig: "Auf der einen Seite können wir stolz sein, was die Mannschaft heute geleistet hat. Auf der anderen Seite: Wenn man den Verlauf des Spiels anschaut, waren wir dicht dran, die Bayern nicht nur zu ärgern, sondern sogar was mitzunehmen."

Bayern vergeben Chancen im Minutentakt

Dass es tatsächlich soweit kam, hatten sich die Bayern auch selbst zuzuschreiben. Die Hektik der Schlussminuten wäre überhaupt nicht nötig gewesen, wenn die Münchner zuvor nicht zahlreiche Chancen ausgelassen hätten. Mario Mandzukic (22./36.), Thomas Müller (27.), Toni Kroos (29.), Daniel van Buyten (40.) - sie alle vergaben den Ausgleich der frühen Führung durch Mathis Bolly (16.).

Erst durch Müllers Treffer kurz vor der Pause schien der Bann gebrochen. Als die Bayern-Spieler nach der Halbzeit auf den Rasen zurückkehrten, waren die Fans bereit für ein Schützenfest. Sie bekamen: Düsseldorfs erneute Führung durch Lambertz.

"Es war ein spannendes Spiel", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem Spiel: "Ich glaube trotzdem, dass der Sieg verdient war: Wir haben ja sicherlich zehn, zwölf glasklare Chancen gehabt." Dank Ribéry und Boateng, die ihre Möglichkeiten dann doch noch nutzten, konnten die Bayern jubeln.

Die Liga-Torpremiere von Innenverteidiger Boateng kommt Bayern-Coach Heynckes übrigens teuer zu stehen: "Ich glaube, ich bin jetzt dazu verdonnert, der Mannschaft ein Abendessen zu spendieren. Weil ich irgendwann gesagt habe: Wenn du ein Tor erzielst, lade ich die Mannschaft dazu ein."

Bayern München - Fortuna Düsseldorf 3:2 (1:1)
0:1 Bolly (16.)
1:1 Thomas Müller (45.)
1:2 Lambertz (71.)
2:2 Ribery (73.)
3:2 Boateng (86.)
München: Neuer - Lahm, van Buyten, Boateng, Alaba - Luiz Gustavo, Schweinsteiger - Thomas Müller (72. Pizarro), Toni Kroos (68. Shaqiri), Ribery - Mandzukic (61. Gomez)
Düsseldorf: Giefer - Balogun, Latka, Malezas, van den Bergh - Bodzek, Tesche - Lambertz (75. Schahin), Bellinghausen - Robbie Kruse, Bolly (64. Oliver Fink)
Schiedsrichter: Tobias Stieler
Zuschauer: 71.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Luiz Gustavo (4) - Latka (2), van den Bergh (2)

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