Bayern-Sieg über Piräus So soll es sein, so kann es bleiben
So sieht es aus, wenn der derzeitige FC Bayern München in Unterzahl spielt: In der 58. Spielminute traf Douglas Costa mit einem Freistoß das Außennetz. Eine Minute später lief er allein auf das gegnerische Tor zu und hatte Pech, dass der Torwart seinen Lupfer erahnte. In der 69. Minute erzielte Kingsley Coman einen Treffer. Es folgten Großchancen des 20-jährigen Joshua Kimmich und von Thomas Müller, der in der Nachspielzeit nur den Außenpfosten traf.
Als Holger Badstuber in der 52. Minute wegen einer Notbremse des Feldes verwiesen wurde, hatte er in der Champions-League-Partie gegen Olympiakos Piräus die einzige potenzielle Großchance der Griechen verhindert. Davor hatte die Mannschaft drei Tore geschossen, danach noch eins. Das aber nur, weil man in der Chancenauswertung nachließ. Die Überlegenheit war ungebrochen. Es scheint derzeit egal, ob sie mit zehn oder elf Mann auf dem Platz stehen.
Mit dem 4:0-Erfolg hat die Mannschaft das Achtelfinale erreicht, selbstredend als Gruppensieger. "Schön, dass wir früh geführt haben. Mit der Leistung zu zehnt können wir auch zufrieden sein", sagte Thomas Müller über die Dominanz gegen Piräus. Und schickte wie zur Rechtfertigung nach: "Es gab sicher schon actionreichere Spiele hier in der Arena."
14 Tore in den drei Heimspielen der Gruppenphase
Die drei Heimspiele in der sogenannten Königsklasse hat man zusammengezählt mit 14:1 Toren abgeschlossen. Dabei ist Piräus griechischer Dauermeister und hatte im Gegensatz zu den Bayern den FC Arsenal in dessen Stadion besiegt. Während sich die anderen deutschen Vereine durch die Gruppenphase quälen, ist die Champions-League-Vorrunde für die Bayern zu einer mühelosen Hausaufgabe für die Einser-Schüler von Josep Guardiola geworden. Und wichtige Prüfungen sind noch Monate entfernt.
Es gab in diesem Spiel Momente, in denen ein früherer FC Bayern Probleme bekommen hätte. So verließ zum Beispiel Arjen Robben nach 32 Minuten das Spielfeld - ein Zwicken in der rechten Wade, eine Vorsichtsmaßnahme, wie es später hieß. Dann sah auch noch Holger Badstuber in seinem Startelf-Comeback nach über einem halben Jahr die Rote Karte. Deshalb musste wenige Minuten später in Robert Lewandowski der torgefährlichste Bayern-Spieler für den Innenverteidiger Medhi Benatia weichen.

Trotzdem dominierte die Mannschaft fast nach Belieben. "Wir hätten sehr gern mit elf gegen elf zu Ende gespielt", stellte Philipp Lahm mit Blick auf Badstubers Platzverweis klar. Zumal man bei "elf gegen elf noch mehr Kontrolle" habe. Dem Kontrollfreak scheint die Überlegenheit der Mannschaft nicht langweilig zu werden.
Boateng steht vor der Unterschrift
Weil nun aber die Hausaufgaben gemacht sind und die sportliche Gegenwart so sorgenfrei ist, befasst man sich im Verein momentan verstärkt mit der Zukunft. "Ich habe immer gesagt, ich fühle mich hier sehr wohl, und ich kann mir das vorstellen, hier zu bleiben", sagte zum Beispiel Jérôme Boateng am Dienstagabend. Bezüglich seiner Vertragsverlängerung mit stark aufgebesserten Konditionen soll nur noch die Unterschrift fehlen. Dabei hat der Nationalspieler einen bestehenden Vertrag bis 2018. Wie im Übrigen auch David Alaba. Thomas Müller sowie Manuel Neuer sind sogar bis 2019 gebunden. Doch auch mit diesen dreien sollen bereits Verhandlungen laufen.
Von Arjen Robben (31 Jahre) und Franck Ribéry (32) ist nicht bekannt, ob sie gerade vor einer Vertragsverlängerung stehen. Und Philipp Lahm hat erst diese Woche noch einmal bestätigt, dass er seine Karriere 2018 beenden wird.
So versucht der FC Bayern in seiner ruhigsten Phase der Saison, einen harten Kern seiner Einser-Schüler langfristig zu binden. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge spricht auch einen Grund dafür an: Die Bundesliga insgesamt müsse international wettbewerbsfähig bleiben, weil insbesondere Angebote aus England aufgrund des dortigen milliardenschweren TV-Gelder-Deals immer höher würden: "Das wird geballt im nächsten Sommer auf die Bundesliga zukommen", so Rummenigge. Wer kann, bezahlt deshalb seine Spieler schon einmal vorab einfach besser.
Was macht Guardiola?
Wie die Mannschaft der Zukunft aussehen könnte, das war beim 4:0 gegen Olympiakos schon ganz gut zu sehen. Als sich Robben auswechseln ließ, wechselten die Mittelfeldkreisel Kingsley Coman und Douglas Costa einfach ihre Positionen und spielten genauso gefährlich weiter wie zuvor. Zur Zukunft des nur ausgeliehenen Coman sagte Sportchef Sammer nur so viel: "Sie werden verstehen, dass ich dazu im Moment nichts sagen kann." Das wird auch noch eine Weile so bleiben. Rummenigge kündigte an, am kommenden Freitag bei der Jahreshauptversammlung des Clubs "nichts zu verkünden".
Das liegt auch daran, dass zunächst noch die Lehrerpersonalie geklärt werden muss, um Planungssicherheit zu haben. Trainer Josep Guardiola hat nur einen Vertrag bis Sommer 2016. Doch auch er will noch in der ruhigen Zeit bekannt geben, ob es weitergeht. Seine Entscheidung wird viele andere beeinflussen.