FC Bayern München Was Nagelsmanns Wechsel über den Zustand der Bayern verraten

Der 5:1-Sieg gegen Leverkusen hat gezeigt, dass Julian Nagelsmann seine Stammelf gefunden hat. Setzt er nun auch vermehrt andere Spieler ein?
Aus Leverkusen berichtet Marcus Bark
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nimmt seinen Abwehrspieler Niklas Süle vom Platz

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nimmt seinen Abwehrspieler Niklas Süle vom Platz

Foto: THILO SCHMUELGEN / REUTERS

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Die größten Pessimisten unter den Bayernfans konnten nach dem Abpfiff der Bundesligapartie gegen Bayer Leverkusen am Sonntag auch wie folgt argumentieren: Seit 60 Minuten ist ihr Starstürmer Robert Lewandowski nun schon ohne Treffer, die Mannschaft insgesamt hat bereits seit 53 Minuten nicht mehr über ein Tor jubeln können. Und dann war die zweite Hälfte gegen Bayer Leverkusen auch noch verloren gegangen!

Allerdings dürfte es nicht viele geben, die mit derlei Gefühlen aus der Bundesligapartie herausgegangen waren, immerhin hatte der FC Bayern das Spitzenspiel gegen die Verfolger aus Leverkusen 5:1 gewonnen und dabei in sieben Minuten vier Tore erzielt, Lewandowski hatte zweimal getroffen.

Angesichts des Spielverlaufs wurde den Leverkusenern nach der Pause Gnade gewährt, auch in Form von Auswechslungen. Alphonso Davies musste sogar schon in der 40. Minute angeschlagen vom Platz, Leon Goretzka durfte zur Pause raus, Lewandowski und Thomas Müller in der 64. Minute. Trainer Julian Nagelsmann nahm nach und nach die erste Elf vom Platz.

Sechs Bayern spielen immer

Der Begriff von der ersten Elf passt zum heutigen Fußball so wenig wie der vom Pausentee, denn gelobt wird die Rotation und betont, dass jeder von der Nummer eins bis zur Nummer 22 wichtig sei. So sieht das gewiss auch Julian Nagelsmann. Dennoch vertraut er häufig auf dieselben Spieler.

Leon Goretzka stand bisher achtmal in der Startelf – Serge Gnabry kommt auf sieben Einsätze von Beginn an

Leon Goretzka stand bisher achtmal in der Startelf – Serge Gnabry kommt auf sieben Einsätze von Beginn an

Foto: THILO SCHMUELGEN / REUTERS

Mit Torwart Manuel Neuer, Davies, Joshua Kimmich, Goretzka, Müller und Lewandowski standen sechs Profis der Bayern in allen acht bisherigen Bundesligaspielen in der Startelf. Dayot Upamecano, Niklas Süle, Leroy Sané und Serge Gnabry kommen auf sieben Einsätze von Beginn an.

Bei Lucas Hernández sind es nur fünf. Er fehlte allerdings auch in den ersten drei Bundesligaspielen wegen einer Verletzung. Sollte Hernández die gegen ihn verhängte Gefängnisstrafe wegen Missachtung der Justiz  tatsächlich antreten müssen, müsste der FC Bayern ein halbes Jahr auf ihn verzichten.

Zu viele oder zu wenige – Nagelsmanns Wechsel im Fokus

Trotz des bevorstehenden Berufungsverfahrens stand Hernández in Leverkusen in der Startelf, die so auch beim zuvor verlorenen Spiel gegen Eintracht Frankfurt begonnen hatte. Jene wiederum war auf einer Position verändert worden, weil Benjamin Pavard in der Partie bei der SpVgg Greuther Fürth die Rote Karte gesehen hatte.

Julian Nagelsmann hat seine erste Elf gefunden und scheint sie nur zu ändern, wenn es nicht anders geht. »Wenn du neue Dinge reinbringst, brauchst du eine gewisse Struktur und einen Stamm, der Stabilität gibt«, sagte der Trainer in Leverkusen. Erst »wenn du die Stabilität in den Abläufen hast, kannst du punktuell mehr wechseln«. Dies könne bald der Fall sein, eventuell schon am Mittwoch in der Champions League bei Benfica Lissabon oder am Samstag gegen die TSG Hoffenheim.

Guter Joker: Jamal Musiala

Guter Joker: Jamal Musiala

Foto: imago images / MIS

Bei seinem ehemaligen Klub und auch bei seiner vorherigen Station RB Leipzig »wurde mir vorgeworfen, dass ich zu viel wechsle. Jetzt heißt es, ich wechsle zu wenig«, sagte Nagelsmann.

»Es ist auch wichtig, gute Joker zu haben«

In diese Antwort spielte vermutlich noch die Erinnerung an sein letztes Spiel mit den Leipzigern herein. Es war das Finale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund, das nach einer ganz schwachen ersten Hälfte 1:4 verloren ging. Nagelsmann hatte personelle und taktische Änderungen vorgenommen, die sich als schlecht herausstellten. Der immer noch erst 34 Jahre alte Trainer war dafür heftig kritisiert worden, eine neue Erfahrung für ihn.

Bei den Bayern setzt Nagelsmann auf das Bewährte, das gilt auch größtenteils für die Besetzung seiner Bank und die Einwechslungen. Marcel Sabitzer, der ebenfalls von Leipzig nach München wechselte, kam bislang auf sieben Einsätze für die Münchner in der Bundesliga, darunter keinen in der Startelf. Jamal Musiala erlebte den Anpfiff einmal auf dem Platz, sechsmal wurde er eingewechselt. »Es ist auch wichtig, gute Joker zu haben«, sagte Nagelsmann und nannte namentlich Musiala und Kingsley Coman.

In Leverkusen zeigten sich die Vorteile einer Mannschaft, die viele Wettkampfminuten zusammen auf dem Platz hat. Die Kombinationen liefen in teilweise atemberaubendem Tempo und mit Präzision ab, weil wenig improvisiert werden musste. Diese Abläufe, auch im Gegenpressing, das die Leverkusener einschüchterte, will Nagelsmann konstant auf hohem Niveau sehen. Wenn das erreicht sei, so der Trainer, gebe es »auch mehr Wechsel«. Bis dahin spielt die erste Elf.

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