Bayerns 8:2 gegen Barcelona Die Machtdemonstration

Robert Lewandowski erzielte seinen 14. Treffer in dieser Champions-League-Saison
Foto: Pool / Getty ImagesDie Szene des Spiels: Alphonso Davies stand auf dem linken Flügel regungslos seinem Gegenspieler Nélson Semedo gegenüber. Ein Wackler, dann noch einer und ab ging die wilde Fahrt. Bis zur Grundlinie hatte der 19-Jährige dem Portugiesen schon einige Meter abgenommen, er lief zur Mitte und legte den Ball wunderschön in den Rücken der Abwehr, wo Joshua Kimmich zum 5:2 vollenden konnte. Ein Solo als Demütigung. Nicht die letzte des Abends für den FC Barcelona.
Das Ergebnis: Der FC Bayern München hat sein Viertelfinalspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona 8:2 (4:1) gewonnen. Hier geht es zum Spielbericht.
Die erste Hälfte: Nach 184 Sekunden brachte Thomas Müller die Bayern in Führung, den Ausgleich besorgte David Alaba mit einem Eigentor (7. Minute). Ivan Perisic sorgte mit einem scharfen Schuss aus halblinker Position erneut für die Führung (22.), Serge Gnabry (27.) und erneut Müller (31.) erhöhten auf 4:1. Davor, dazwischen und danach gab es Chancen in Hülle und Fülle, einen Pfostenschuss von Lionel Messi (10.) und insgesamt 14:3 Torschüsse für die nach dem 2:1 entfesselten Bayern.
Rekordspieler Müller: Mit seinem 113. Einsatz ist Müller nun alleiniger Rekordspieler des FC Bayern in der Champions League und für diesen Anlass hatte er sich wieder schöne Müller-Tore zurechtgelegt: einen ins lange Eck gestorchten Ball zum 1:0, einen effektiv-schnöden Abschluss zum 4:1. Müller halt, es waren seine Torbeteiligungen Nummer 38 und 39 in dieser Saison.
Kein Deutschland - Brasilien: So sehr Barça auch taumelte und defensiv die Ordnung verlor - einen entscheidenden Unterschied zum legendären 7:1 im WM-Halbfinale 2014 gab es sehr wohl: Nach 25 Minuten hätten die Katalanen auch 3:1 führen können, erst nach dem 1:2 kippte das Spiel zugunsten der Münchner.
Die zweite Hälfte: Es plänkelte zehn Minuten vor sich hin, dann brachte Luis Suárez mit seinem ersten Champions-League-Tor außerhalb Barcelonas seit September 2015 wieder etwas Spannung in die Partie (57.) Sechs Minuten lieferte Davies die Szene des Spiels und Kimmich das 5:2 ab (63.). Robert Lewandowski erhöhte per Kopf auf 6:2 (82.) und der von Barcelona an die Bayern ausgeliehene Philippe Coutinho setzte die Schlusspunkte (85. und 89.). 8:2. Achtzuzwei. Barcelonas höchste Niederlage seit knapp 70 Jahren. Das war dann doch noch Deutschland-Brasilien-Style.

Aus im Halbfinale für Messi und kein fünfter Champions-League-Titel
Foto:POOL / REUTERS
Das Ende einer Ära: Der FC Barcelona beendet die Saison 2019/2020 ohne Titel und wird diesen Kader in seiner Zusammenstellung als nicht zukunftsfähig einordnen müssen. Gegen die Bayern schickte Trainer Quique Setién die älteste Mannschaft der Klubgeschichte in ein Champions-League-Spiel, die eine gute halbe Stunde nach Anpfiff als erstes Barça-Team überhaupt vier Tore in einer ersten Hälfte kassiert hatte. Sein taktischer Schachzug, mit zwei statt drei Spitzen zu beginnen, ging schief. Wie es bereits beim 0:2 im entscheidenden Meisterschaftsspiel bei Real Madrid schiefgegangen war.
1 gegen 1: Wenn Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen aufeinandertreffen, dann geht es auch immer um die Frage nach dem besten deutschen Torhüter. Fehler bei Gegentoren leisteten sich beide nicht, ter Stegen hatte das Pech, bei mehr Aufbauaktionen in eine Diskussion über die bestmögliche Ausführung verwickelt zu werden. Das allerdings dann ein halbes Dutzend Mal.
Die Maschine: Neuntes Champions-League-Spiel der Saison, neunter Sieg - die Bayern rollen unwiderstehlich durch diese Saison. Eine solche Serie hatte bislang nur der FC Barcelona 2002/2003 hingelegt. Der Triumph beim Finalturnier dürfte statistisch ohnehin bereits feststehen: Viermal trafen diese beiden Teams in einem K.-o.-Duell aufeinander, immer holte der Gewinner anschließend auch den entsprechenden Europapokal.
Die Acht: FC St. Pauli, Hamburger SV, FC Barcelona. Eine schöne Serie.
8 - Die letzten 5 Gegner, gegen die der @FCBayern 8 Treffer erzielte:
— OptaFranz (@OptaFranz) August 14, 2020
2011: St. Pauli
2013: Hamburger SV
2015: Hamburger SV
2017: Hamburger SV
2020: FC Barcelona
Autsch. pic.twitter.com/RCHvUsM0qL
Pluspunkt Perisic: Dass man aus Münchner Sicht den Genesungsprozess von Kingsley Coman entspannt verfolgen konnte, lag am starken Auftreten Perisics beim Achtelfinalrückspiel gegen den FC Chelsea. Eine Leistung, die der Kroate gegen Barcelona bestätigte. Perfekt eingebunden ins Pressing, mit viel Zug und Übersicht im letzten Drittel und dem Treffer zum 2:1. Sein sechster Scorerpunkt im achten Champions-League-Spiel für die Bayern.
Nur noch zwei: Zwei Partien trennen die Münchner noch vorm Titel. Die nächste Hürde wartet am kommenden Mittwoch (21 Uhr, TV: Sky, Liveticker: SPIEGEL.de), wenn die Bayern auf den Sieger der Begegnung zwischen Manchester City und Olympique Lyon (Samstag, 21 Uhr, TV: Sky und Dazn, Liveticker: SPIEGEL.de) treffen.