Peter Ahrens

Bayern-Deal mit Katar Scheich Di!

Der FC Bayern schließt einen Sponsoren-Deal mit Katar ab, die Kritik darüber ist ebenso berechtigt wie vorhersehbar. Dabei darf es nicht bleiben. Nehmen wir den Rekordmeister doch beim Wort.
Bayern-Trainingslager in Katar: Wann ist die Amnesty-Pressekonferenz?

Bayern-Trainingslager in Katar: Wann ist die Amnesty-Pressekonferenz?

Foto: Andreas Gebert/ dpa

Der FC Bayern München ist vor gerade einmal zwei Wochen von seinem allwinterlichen Trainingslager aus Katar zurückgekehrt. Er hat die vorhersehbare Kritik dafür kassiert, hat im Gegenzug pflichtgemäß darauf hingewiesen, das man das Thema Menschenrechte im Auge behalten werde.

Kaum wieder zurück hat der Klub nichts Eiligeres zu tun, als einen lukrativen Deal mit dem katarischen Flughafen Doha als neuem "Platin-Sponsor" abzuschließen. Und man fragt sich: Ist die Vereinsspitze mittlerweile komplett schmerzfrei?

Die Antwort muss wohl lauten: ja.

Der Deal mit Katar sei "ein weiterer Schritt in unserer Internationalisierungsstrategie", hat Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge via Pressemitteilung mitteilen lassen. Und hat damit mehr als deutlich gemacht, worum es dem Verein wirklich geht.

Der FC Bayern versteht sich längst als supranationale Marke, er ist mehr oder weniger freiwillig zwar immer noch Teil der deutschen Bundesliga, aber vom Selbstverständnis sieht man sich längst woanders, als Global Player in einer Reihe mit Real Madrid, Manchester, Chelsea und Barcelona - die sich allesamt herzlich wenig um moralische Befindlichkeiten kümmern, wenn es ums Business und um Kontakte mit den Öl-Multis geht. Da ist es reichlich egal, dass Katar mittlerweile zu einer Art Symbol für alles Sündige im Weltsport geworden ist.

Der FC Bayern war mal sehr stolz darauf, beides zu sein: Ein Großklub und ein Verein, dem Tradition und eine gewisse Verwurzelung in seiner Region wichtig sind.

Mittlerweile sind die Profis in Lederhosen auf dem Oktoberfest allerdings auch nur noch ein folkloristisches Element dieser Internationalisierungsstrategie, "Mia san mia" nur noch ein abgenudelter Marketing-Brand. Und diejenigen, die hoffen, dass ein zurückkehrender Uli Hoeneß das Rad wieder zurückdrehen würde, überschätzen entweder seinen Einfluss oder auch seinen Willen, dies zu tun.

Ab sofort immer wieder nachfragen

Den Shitstorm, den eine Nachricht über den Katar-Deal folgerichtig auslöst, nehmen die Bayern billigend in Kauf. In den Strategie- und Medienabteilungen des Vereins ist man sich schließlich genau darüber im Klaren, welche Reaktionen auf solch eine Meldung zu erwarten sind und dass der schmerzlindernde Satz: "Teil der Kooperation ist auch, dass wir gemeinsame soziale Projekte und den Dialog über gesellschaftspolitisch kritische Themen fördern werden" von der Öffentlichkeit eher als satirische Dreingabe verstanden und abgehakt wird.

Aber Abhaken ist genau die falsche Reaktion. Denn wer solche Sätze in die offizielle Pressemitteilung hereinschreibt, der darf sich auch nicht beschweren, wenn er beim Wort genommen wird. Ab sofort müsste es mindestens monatlich, besser wöchentlich, an der Säbener Straße Nachfragen geben, was denn in dieser Hinsicht genau geschehen ist. Von den Medien, auch von SPIEGEL ONLINE, von den Fans, von den Fanorganisationen, wie es der einflussreiche Zusammenschluss der Fanklubs Nr. 12  bereits angekündigt hat, mit Mails, über Twitter und Facebook, bei Pressekonferenzen, bei Sponsorenterminen, bei Autogrammstunden. Immer und immer wieder, bis etwas passiert.

  • Welche gesellschaftlichen Diskussionen in welchem Rahmen werden mit den Scheichs geführt?
  • Welche Maßnahmen ergreift der FC Bayern konkret, um die Menschenrechtslage in dem Emirat zu verbessern?
  • Wann und wem gegenüber meldet sich Rummenigge zu Wort, wenn es um Frauenrechte in Katar geht?
  • Was tut der Verein, um den miesen Arbeitsbedingungen vor Ort abzuhelfen?
  • Wann findet noch mal die sicherlich angedachte gemeinsame Pressekonferenz mit Amnesty International statt?

Der FC Bayern ist jetzt in der Pflicht. Aus der man ihn nicht mehr herauslassen sollte. Eine Pflicht, nicht nur pro forma die Augen, sondern auch mal den Mund aufzumachen. Und sich als kritischer Partner des Flughafens Doha als Streiter für die Menschenrechte zu profilieren. Wir freuen uns sehr darauf, von dem Verein Entsprechendes zu hören.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren