Stürmerstars in der Datenanalyse Warum Lewandowski besser ist als Aubameyang
Bayern gegen Dortmund, das ist auch das Duell der beiden Top-Torjäger der Bundesliga. Nach Treffern liegt Aubameyang knapp vorn. Der bessere Angreifer ist er deshalb nicht. Die Datenanalyse.
Die Frage, welcher der beiden Starstürmer der Bundesliga der stärkere ist, lässt sich auf eine Antwort herunterbrechen: Pierre-Emerick Aubameyang hat 25 Ligatore geschossen, Robert Lewandowski 24. Fall abgeschlossen, könnte man meinen. Doch wer hat den besseren Schuss? Wer trifft die klügeren Entscheidungen? Und wer ist wichtiger für die Offensivabteilung seiner Mannschaft?
Vor dem Bundesliga-Spitzenspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr, High-Liveticker SPIEGEL ONLINE; TV: Sky) haben wir versucht, Antworten zu liefern. Als Basis dienen Daten, und zwar solche, die über oberflächliche Statistiken wie Torschüsse und Torschussvorlagen hinausgehen.
Ginge es nach diesen, läge Aubameyang knapp vorn: Er schießt, Bundesliga- und Champions-League-Spiele zusammengenommen, mehr Tore pro 90 Minuten (1: 0,9) und bereitet genauso viele Torschüsse vor wie Lewandowski. Der Blick in die Tiefe des Datenraums fördert aber eine andere Erkenntnis zutage.
Der Präzisionsfaktor
Ein Tor ist ein Tor, doch ein Schuss nicht gleich ein Schuss. Die Chance, dass der Ball im Tor landet, erhöht sich, je genauer der Abschluss gelungen ist. Zwar spielen auch andere Faktoren eine Rolle, etwa das Stellungsspiel des Torwarts. Doch die Genauigkeit beim Torschuss taugt gerade bei einer größeren Datenmenge, um Rückschlüsse auf die Qualität eines Stürmers zu ziehen. Deshalb haben wir uns sämtliche Bundesliga- und Champions-League-Abschlüsse beider Angreifer der laufenden Saison angesehen.
Das Resultat spricht für den Bayern-Stürmer. 15 seiner 31 Treffer in diesen Wettbewerben landeten in den Bereichen nahe des Aluminiums. Bei Aubameyang sind es nur sieben von 32.
Lewandowski hat es also viel gezielter auf jene Zonen abgesehen, die für Torhüter besonders schwer zu parieren sind. Deshalb scheitert er auch häufiger an Pfosten oder Latte (zehnmal) als Aubameyang (zweimal). Der Münchner peilt zudem viel öfter die oberen Torbereiche an als der Borusse.
Vorteil: Lewandowski
Der Entscheidungsfaktor
Mitentscheidend darüber, ob ein Schuss im Tor landet, ist der Abschlussort und damit die Frage nach der richtigen Entscheidung: Wann ist ein Schuss sinnvoll, wann ein Pass? 145 Schüsse hat Lewandowski bislang abgegeben. 19 davon von außerhalb des Strafraums (13,1 Prozent).
Bei Aubameyang sind es 15 von 119 Versuchen (12,6 Prozent). Klingt nach einem Vorteil für den Borussen, schließlich gilt vereinfacht: Je näher der Stürmer dem Tor steht, desto höher ist seine Chance auf einen Treffer.
Beim genauen Blick auf die Abschlussorte fällt aber auf: Wenn Lewandowski mal von jenseits des Strafraums schießt, dann meist sehr nah an der Strafraumkante. Aubameyang hingegen probiert es häufig aus wirklich großer Distanz. Weil er es kann, werden manche sagen. Allerdings gelang dem Gabuner bei keinem seiner 15 Distanzschüsse ein Treffer. Das deutet darauf hin, dass sich Lewandowski genauer überlegt, wann ein Abschluss sinnvoll ist. Im Zweifel legt er lieber quer.
Vorteil: Lewandowski
Der Kreativfaktor
Passquoten? Sind schön und gut, doch um das Wirken eines Angreifers zu analysieren, bringen sie wenig. Was nützen angekommene Pässe, wenn sie in der eigenen Hälfte gespielt wurden? Deswegen haben wir Zonen festgelegt, die aussagekräftiger sind: Das Offensivdrittel und den Strafraum. So lässt sich bestimmen, wer der effektivere Kreativspieler ist.
Wieder hat Lewandowski gegenüber Aubameyang leichte Vorteile: 67 Prozent seiner Pässe im Offensivdrittel landeten beim Mitspieler. Beim Dortmunder sind es 61 Prozent. Zudem spielt er deutlich weniger Pässe in diesem Bereich (267) als Lewandowski (403), was aber auch daran liegt, dass die Bayern insgesamt mehr am Ball sind als der BVB.
Auch bei Zuspielen in den Strafraum liegt Lewandowski vorne. 43 Prozent seiner Pässe in die Gefahrenzone kommen an. Bei Aubameyang sind es 41 Prozent.
Vorteil: Lewandowski
Fazit: "Wenn Aubameyang zwei Tore macht, herrscht bei Lewandowski Alarmstufe eins", sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß der "Sport Bild". Demnach sorgt sich der Münchner um seine erfolgreiche Titelverteidigung im Rennen um die Torjägerkanone. Die Daten haben gezeigt, dass Lewandowski ganz beruhigt sein kann. Denn je länger die Saison dauert, je mehr Partien gespielt werden, desto deutlicher dürfte sich sein Qualitätsvorsprung vor Aubameyang in Toren spiegeln.