Duell in der Champions League Bayerns Gier, Juves Lächeln

Für Karl-Heinz Rummenigge ist es ein vorgezogenes Endspiel: Bayern München und Juventus Turin treffen im Champions-League-Viertelfinale aufeinander. Juve-Coach Antonio Conte sagte zwar, er habe keine Angst vor dem zuletzt so starken FCB. Dennoch erwägt er, sein System zu ändern.
Bayern-Profi Schweinsteiger: Zurück nach Gelbsperre

Bayern-Profi Schweinsteiger: Zurück nach Gelbsperre

Foto: CHRISTOF STACHE/ AFP

Hamburg - Sie sind die Rekordmeister in ihren Ländern - und auch die aktuellen Meisterschaften in Deutschland und in Italien haben der FC Bayern und Juventus Turin eigentlich schon sicher. Nicht nur deshalb erwartet Münchens Coach Jupp Heynckes am Dienstag ein Top-Spiel. "Das wird wahnsinnig intensiv, mit einem wahnsinnigen Tempo, Zweikampfverhalten und Aggressivität", so der FCB-Trainer vor dem Duell mit Juve im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League (20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE, TV: Sky). Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge spricht gar vom "vorweggenommenen Endspiel".

Umso intensiver hat sich Heynckes auf den italienischen Meister vorbereitet: "Ich bin abends mit der Alten Dame ins Bett gegangen und morgens wieder aufgestanden, weil ich perfekt informiert sein wollte." Bayerns Coach kann fast auf seinen kompletten Kader zurückgreifen, nur der langzeitverletzte Holger Badstuber und der gelbgesperrte Javier Martínez fehlen. Der zuletzt angeschlagene David Alaba kehrt ins Team zurück.

Nach der 9:2-Gala zu Hause gegen den HSV wollen die Bayern auch gegen Turin einen Heimsieg einfahren und damit einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Champions-League-Titel machen. Die Gier auf Europas Fußballthron, so Rummenigge, "war noch nie so groß". Doch der Vorstandsvorsitzende warnte vor Juve. "Es wird schwer. Wir haben Respekt", sagt er, "aber ich denke, Juventus hat auch Respekt vor Bayern München." Sportvorstand Matthias Sammer forderte: "Wir brauchen einen guten Plan, Strategie und Persönlichkeit in unserem Spiel." Bastian Schweinsteiger nannte Juve "clever, abgezockt, taktisch gut geschult, schlitzohrig. Man denkt, man hat sie im Griff - dann machen sie aus dem Nichts ein Tor."

Conte erwägt Systemwechsel

Auch bei den Italienern, die seit 18 Europapokalspielen unbezwungen sind, meldeten sich rechtzeitig alle Spieler fit. Zudem bestand Juve ebenfalls seine Generalprobe, am Samstag siegte das Team von Trainer Antonio Conte im Derby d'Italia gegen Inter Mailand. Real-Madrid-Coach José Mourinho nennt Juventus ein "fast unsinkbares Schiff". Besonders großen Respekt haben die Bayern vor Turins Spielmacher Andrea Pirlo (Heynckes: "Juves Hirn").

Juve-Coach Conte sieht jedoch die Bayern in der Favoritenrolle. Auch wenn er vor nichts und niemandem Angst habe, so der 43-Jährige, sei Turin nur ein begeisterter und gelassener Herausforderer. Allerdings relativierte der Trainer diese Aussage später ein wenig. "Wir fahren mit einem Lächeln und ohne Angst nach Deutschland", so Conte, der forderte: "Jetzt müssen wir auch in Europa zeigen, dass wir zu Großem fähig sind."

Gegen die Bayern könnte der Coach sein 3-5-2-System leicht verändern und die zweite Spitze einem zusätzlichen Mittelfeldspieler opfern. "Die Bayern sind eine physisch sehr starke Mannschaft", analysierte Conte, der deshalb den Einsatz seiner großen und athletischen Spieler Paul Pogba und Federico Peluso im Mittelfeld in Betracht zieht. Im Angriff soll der wegen einer fiebrigen Erkältung geschonte Mirko Vucinic auflaufen. "Selbst wenn wir auf eine Spitze verzichten sollten, werden wir unsere Spielweise und unsere Philosophie nicht verändern", kündigte Conte an.

Ecken sind Heynckes' einzige Sorge

Bei den Münchnern dürfte dagegen im Gegensatz zum Sieg über den HSV deutlich mehr rotiert werden. Für Arjen Robben, Xherdan Shaqiri und Claudio Pizarro dürften Thomas Müller, Franck Ribéry und Mario Mandzukic in die Startelf zurückkehren. Luiz Gustavo ersetzt zudem den gesperrten Martínez.

Sorgen bereiten Heynckes damit nur gegnerische Ecken. Gegen den HSV fielen beide Gegentore nach Eckbällen. Sammer fühlte sich an den 1:1-Ausgleich im Champions-League-Finale im vergangenen Jahr erinnert. "Das ist noch nicht so lange her", so der Sportvorstand: "Ich bin kein Mahner, ich weise nur darauf hin." Robben nahm es locker: "Wenn wir am Dienstag wieder neun schießen, dürfen die auch zwei Kopfballtore machen."

Heynckes konnte darüber nicht lachen: "Das Thema ärgert mich, das habe ich der Mannschaft in aller Deutlichkeit gesagt." Er wird hoffen, dass sie ihn verstanden hat.

FC Bayern München - Juventus Turin (20.45 Uhr)
(voraussichtliche Aufstellungen)
Bayern: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Luiz Gustavo, Schweinsteiger - Müller, Kroos, Ribéry - Mandzukic
Turin: Buffon - Barzagli, Bonucci, Chiellini - Lichtsteiner, Vidal, Pirlo, Pogba (Quagliarella), Peluso - Marchisio - Vucinic (Matri)
Schiedsrichter: Clattenburg (England)

max/dpa/sid
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