Schalkes Niederlage in Frankfurt Elegant wie ein Tanker beim Wenden

Schalke vermasselte sich den Saisonstart mit einer desolaten Partie. Frankfurt nutzte die Schwächen der hüftsteifen Innenverteidiger konsequent aus. Auf Trainer Weinzierl wartet viel Arbeit.
Die Schalke-Profis nach der Niederlage bei Eintracht Frankfurt

Die Schalke-Profis nach der Niederlage bei Eintracht Frankfurt

Foto: Michael Probst/ AP

Markus Weinzierl neigt nicht zu unbedachten Äußerungen, seiner Mimik kann man nur selten entnehmen, wie es in dem Mann aussieht. Am Samstag, nach der peinlichen 0:1-Niederlage bei der Frankfurter Eintracht, merkte man ihm den Frust jedoch an. Von "einer katastrophalen Anfangsphase" hat der neue Schalker Coach in den vier Jahren in Augsburg jedenfalls nie gesprochen.

Nach der verkorksten Premiere bei den Königsblauen wurde er nun deutlich: "In der Anfangsphase war jeder lange Ball in unseren Rücken gefährlich", sagte er. "Da wollten wir eigentlich so spielen, wie es der Gegner getan hat. Wir haben das im Kopf verschlafen." Doch es war eben nicht nur die Anfangsphase - Schalke zeigte über 90 Minuten kaum etwas, woran man hätte merken können, dass sich da eine Elf gegen eine Niederlage wehrt.

"Neue Köpfe für ein ruhigeres Arbeiten"

Als Schalke sich nach gut einer halben Stunde wenigstens ein bisschen am Spiel beteiligte, stand es bereits 0:1 durch Alex Meier. Was großes Glück war, denn die Frankfurter Branimir Hrgota und Meier, die in der vorderen Reihe gut harmonierten, hatten zu diesem Zeitpunkt schon weitere dicke Chancen vergeben (8./10. Minute). Die Schalker hingegen, die in der 42. Minute zum ersten Mal aufs Frankfurter Tor schossen und erst in der Schlussphase zum ersten Mal für ein wenig Stress bei Keeper Lukas Hradecky sorgten (Klaas-Jan Huntelaar/81.), blieben so harmlos, dass das Motto "Neue Köpfe für ein ruhigeres Arbeiten" (Kapitelüberschrift in der Stadionzeitung) unfreiwillig komisch wirkte.

Spieler wie der von seinem Olympia-Einsatz geschwächte Max Meyer oder Johannes Geis zeigten ungewohnt viele Passfehler, Huntelaar taute erst in der Schlussphase auf, und Franco di Santo spielte im Angriff so unterirdisch wie Junior Caicara auf der Rechtsverteidiger-Position. Insgesamt waren es weit mehr Ausfälle, als eine Mannschaft verkraften kann, wenn sie eine Abwehrzentrale beschäftigt, deren Defizite Niko Kovac ("Innenverteidiger, die unbeweglich sind - in Anführungszeichen") erstaunlich offen ansprach. Auch wenn Naldo und Benedikt Höwedes "Qualität" hätten, wie der Eintracht-Coach schnell nachschob. Höwedes spielte insgesamt solide, Naldo katastrophal. Doch selbst wenn der ehemalige Wolfsburger bei seinem Debüt für Schalke eine bessere Leistung gezeigt hätte: Dass beide eher hüftsteif sind, könnte für Schalke noch häufiger zum Problem werden.

"Es gibt vieles, das wir noch verbessern müssen"

Frankfurt hebelte die Defensive jedenfalls immer wieder durch gechippte Bälle hinter die Schalker Abwehrreihe aus - und die stellte sich dabei so geschickt an wie ein Tanker beim Wenden. "Ich will nicht drum herum reden", sagte der neue Manager Christian Heidel dann auch einigermaßen konsterniert. "Es gibt vieles, das wir noch verbessern müssen."

Wohl wahr, allerdings würde man der Partie mit bloßem Schalke-Bashing auch nicht gerecht. Schließlich spielte die Eintracht eine richtig gute Partie, mit sauberem Spielaufbau und einer bei Temperaturen von 35 Grad im Schatten bemerkenswerten Hingabe beim Pressing. Die beiden Innenverteidiger, David Abraham und der wegen einer Notbremse zurecht vom Platz gestellte Michael Hector, zeigten dabei genauso eine starke Partie wie Meier und Hrgota an vorderster Front. Im Mittelfeld, das mit einem 4-3-2-1-System effizient verdichtet worden war, schien jeder Frankfurter einen Tick entschlossener und ballsicherer zu sein als sein Gegenspieler. "Für uns ist defensive Stabilität enorm wichtig", sagte der Eintracht-Coach nach der Partie. "Wir sind keine Mannschaft, die einen Gegner drei oder vier zu null vom Platz schießt."

Dass Schalke schon nach einer Viertelstunde so weit hätte zurückliegen können, sagte Kovac nicht. Das hatte schließlich jeder der 47.000 Zuschauer selbst gesehen.

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