Bundesliga-Experte Hamann "Schalke kommt in die Champions League"

Schalke-Profi Geis: "So ein Spieler hat Schalke gefehlt"
Foto: Thomas Eisenhuth/ dpa
Dietmar "Didi" Hamann (Jahrgang 1973) gab 1993 sein Bundesligadebüt für den FC Bayern. Fünf Jahre später wechselte er in die Premier League, wo er für Newcastle United, den FC Liverpool und Manchester City spielte. Hamann absolvierte 59 Länderspiele und wurde 2002 Vizeweltmeister. Heute lebt er in der Nähe von Manchester, arbeitet als Experte für den Sender Sky und kommentiert für SPIEGEL ONLINE regelmäßig Entwicklungen in der Bundesliga und im internationalen Fußball.
Beim FC Schalke 04 war die Situation in dieser Saison auch schon mal besser. Nach dem neunten Spieltag stand der Klub auf Platz drei, einen Punkt hinter Erzrivale Borussia Dortmund, es lief prächtig. Seitdem haben die Gelsenkirchener sechs Pflichtspiele in Serie nicht gewonnen, in der Bundesliga gab es zwei Niederlagen und ein Remis. Die Folge: Schalke ist auf Platz fünf abgerutscht und hat mittlerweile neun Punkte Rückstand auf den BVB, der S04 am Sonntag eine empfindliche Derby-Niederlage beifügte.
Dazu kommt die Debatte um Sportvorstand Horst Heldt, der wohl nach dieser Saison gehen muss und womöglich durch Mainz-Manager Christian Heidel ersetzt wird. Ein Unruheherd zur Unzeit. Und nach der Länderspielpause kommt zunächst der FC Bayern nach Gelsenkirchen, dann muss S04 bei Bayer Leverkusen antreten. Schalke im Abwärtsstrudel? SPIEGEL-ONLINE-Experte Dietmar Hamann hält nichts davon.
Warum hat Schalke das Revierderby gegen Dortmund verloren?
Weil der BVB spielerisch einfach besser war. Schalke kam ständig einen Schritt zu spät, das kannst du dir gegen Dortmund nicht erlauben. Andererseits haben die Schalker offensiv gar nicht schlecht gespielt. Alles in allem war es ein richtig gutes Derby, das Spaß gemacht hat.

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Den Schalkern wohl weniger, es war ihr sechstes siegloses Spiel in Folge. Droht dem Klub nun der Absturz?
Nein, die kommen da schon wieder raus. Schalke hat sich in dieser Saison fußballerisch enorm verbessert. Das liegt vor allem am derzeit gesperrten Johannes Geis, der das Spiel im defensiven Mittelfeld wunderbar ordnet. Genau so ein Spieler hat Schalke gefehlt. Mit Klaas-Jan Huntelaar, Leroy Sané und Franco di Santo hat die Mannschaft eine Sturmreihe, die sich andere Klubs nur wünschen können. Und bald kehrt auch Kapitän Benedikt Höwedes zurück und wird der Abwehr Stabilität geben.
Das derzeit beherrschende Thema auf Schalke ist die Manager-Frage. Belastet so etwas die Spieler?
Eigentlich nicht, und es dürfte vor allem auch keine Entschuldigung für Niederlagen sein. Allerdings ist diese Unruhe völlig ohne Grund entstanden. Und das zu einem Zeitpunkt, als endlich mal über Wochen Ruhe im Verein herrschte. Für mich ist es völlig unverständlich, dass Manager Horst Heldt Mitten in der Saison angezählt wird, sich erklären muss, aber es noch gar keinen Nachfolger für ihn gibt. Genau genommen ist noch nicht einmal bestätigt, dass Heldt bei Schalke aufhört. Aber noch mal: Das Schalker Problem ist nicht die Manager-Frage, das ist etwas anderes.
Was genau?
Die Schalker haben ein Mentalitätsproblem. Wenn Trainer André Breitenreiter immer Ruhe für sein Team fordert, kann das auch zum Alibi für schlechte Leistungen werden. Frei nach dem Motto: Wir haben ja noch Zeit, um uns zu verbessern. Wenn man aber einen Kader wie die Schalker hat, der nicht schlechter ist als der von Wolfsburg und Leverkusen, muss man viel forscher auftreten und Ansprüche stellen. Und Schalkes Anspruch muss es sein, um die Spitzenplätze mitzuspielen.
Was ist denn drin für Schalke in dieser Saison?
Ich bin mir sicher: Wenn die Mannschaft von schlimmen Verletzungen verschont bleibt, kommt das Team unter die ersten vier und zieht in die Champions League ein.

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