Deutsche Trainer in Fernost Magath auf Mandarin

Der eine ist im Herbst seiner Karriere, der andere hofft noch auf ein Comeback in Europa: In der Chinese Super League kommt es zum deutschen Trainerduell zwischen Felix Magath und Roger Schmidt.
Felix Magath

Felix Magath

Foto: imago/ Imaginechina

6293 Treppenstufen führen hinauf zum Gipfel des Tai Shan, einem der fünf heiligen Berge des Daoismus. Neun Kilometer lang ist die Strecke, 1350 Höhenmeter. Ein chinesischer "Hügel des Leidens", wie gemalt also für Felix Magath, schließlich trägt sein Klub Shandong Luneng Taishan den berühmtesten jener fünf Berge sogar im Namen. Als Teambuilding-Maßnahme in der Saisonvorbereitung bestieg Magath mit Spielern und Offiziellen seines Vereins den Tai Shan, vor eindrucksvoller Kulisse wurde das offizielle Mannschaftsfoto aufgenommen.

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Felix Magath, der in Deutschland mit Bayern und Wolfsburg Meistertitel feierte, ist selbst unter den vielen ausländischen Trainern in China, von Felipe Scolari über André Villas-Boas bis hin zu Fabia Cannavarro, ein Exot. Einer, dem man abnimmt, dass neben dem Gehalt auch die Lust auf Land und Leute eine große Rolle spielt, bei der "größten Herausforderung meiner Trainerlaufbahn", wie er sagt.

Vom Abstiegskandidaten zum Spitzenteam

In der Sechs-Millionen-Stadt Jinan, dem Sitz seines Klubs, ist dank Magath eine kleine Fußballeuphorie ausgebrochen. Mehr als 40.000 Zuschauer verfolgten den 2:1-Sieg im Spitzenspiel gegen Shanghai IPG. Mittlerweile ist Magaths Team bei einem Spiel weniger bis auf einen Punkt an den dritten Platz herangerückt, der zur Teilnahme an der asiatischen Champions League berechtigt. Ein weiterer Konkurrent um diesen Platz ist Roger Schmidts Beijing Guoan, der aktuelle Fünfte der Liga und Magaths kommender Gegner am Samstag (13.35 Uhr).

Magaths Weg in diesen Tabellenbereich erscheint fast ungewöhnlich. Während andere Spitzenvereine der Chinese Super League für viel Geld auf große Namen wie Hulk, Oscar oder jüngst Anthony Modeste setzen, spielt bei Magath die Entwicklung einheimischer Akteure die Hauptrolle. Unterstützt von zwei Dolmetschern und seinem Team, dem unter anderem Zvonimir Soldo als Co-Trainer und der ehemalige Duisburger Marcus Wedau als Fitnesscoach angehören, hat Magath aus einem Abstiegskandidaten ein Spitzenteam geformt, das vor allem defensiv überzeugt. Vorne treffen der Ex-Freiburger Papiss Demba Cissé und Graziano Pellè. Oder eben - wie gegen Shanghai - die Sportkameraden Jin und Wu.

Das Leben und Arbeiten in China außerhalb der Zentren Peking und Schanghai ist dabei herausfordernd: Gewohnt wird im Hotel, die Luftbelastung ist abenteuerlich. Und das Niveau der Liga? "Drittligareif", so heißt es aus Magaths Umfeld. Er selbst verliert kein schlechtes Wort über China, den Fußball und die Menschen dort. Über die sozialen Medien lässt er an dem Abenteuer China teilhaben. Magath lässt sich vor dem großen goldenen Buddha Jinans fotografieren, Magath besucht "die Wirkungsstätte des legendären Strategen Sun Tsu", Magath "durfte sich in Binzhou in der Kunst des Schmiedens versuchen". Authentizität ohne Koketterie.

Schmidt ist der siebte Trainer in fünf Jahren

Der "Quälix" von früher ist nur noch die halbe Wahrheit. Dauerläufe statt Urlaub hat er zwar immer noch im Portfolio, sein Umgang mit den Spielern wird jedoch von denen, die ihn täglich im Training erleben, als "herausragend" gelobt. Im Gegenzug zeigt sich der 63-Jährige angetan von "der großartigen Gastfreundschaft."

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Von dieser hat auch Roger Schmidt bereits einen ersten Eindruck erhalten. Schon bei der Begrüßung am Flughafen schlug dem Ex-Leverkusener Begeisterung entgegen. Sein Auftrag ist klar: den Hauptstadtklub der Mittelfeldtristesse entreißen und wieder auf Augenhöhe mit den Großen der Liga aus Guangzhou und Shanghai heben. Dafür muss auch der Klub geduldiger werden: Schmidt ist der siebte Trainer in fünf Jahren, die diversen Interimsauftritte von Aushilfscoach Xie Feng noch nicht einmal mitgerechnet.

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Der bisherige Arbeitsnachweis von Schmidt ist beeindruckend: Zum Start gab es ein 2:0 gegen Top-Klub Guangzhou Evergrande, auch in den drei nachfolgenden Auftritten punktete sein Team jeweils dreifach. Vor allem der zu Beginn des Jahres aus Salzburg gekommene Jonathan Soriana blüht unter Schmidt auf: Sieben der acht Tore seit Anfang Juli gehen auf das Konto des Spaniers.

Roger Schmidt

Roger Schmidt

Foto: imago/ VCG

Auch wenn Schmidts Hauptaugenmerk auf dem Fortkommen des Hauptstadtklubs liegt - sein Vertrag läuft bis Ende 2019 -, so verfolgt man sein Wirken in Europa mit Interesse. Während es für die Aktiven kaum noch eine sportliche Rückkehr vom Karriereendpunkt China in die alte Heimat gibt, dürfte Schmidts Name auch in mittelferner Zukunft immer im Gespräch sein, wenn im gehobenen Trainersegment eine Stelle vakant werden sollte.

Für Magath hingegen könnte Jinan das letzte große Abenteuer seiner Trainerkarriere sein. Ende ungewiss. Schließlich wird der Überlieferung nach jeder, der einmal den Tai Shan bestiegen hat, 100 Jahre alt.

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