Zwei Monate vor Turnierbeginn Fifa entzieht Indonesien U20-Weltmeisterschaft

Im Mai hätten der Nachwuchs der besten Fußballnationen in Indonesien einen neuen Weltmeister ausspielen sollen. Nun macht die Fifa einen Rückzieher – vorausgegangen waren Proteste gegen die Teilnahme Israels.
Die Fifa-U20-WM wird nicht in Indonesien stattfinden

Die Fifa-U20-WM wird nicht in Indonesien stattfinden

Foto: Mike Egerton / dpa

Nur knapp zwei Monate vor dem geplanten Turnierbeginn hat der Weltverband Fifa Indonesien die Fußballweltmeisterschaft der U20-Junioren entzogen. Damit reagiere man auf die aktuellen Umstände nach der Stadion-Katastrophe im vergangenen Oktober und die Umstrukturierung des nationalen Verbandes, teilte die Fifa mit. Zuvor hatte es ein Treffen zwischen Weltverbandschef Gianni Infantino und dem Präsidenten des indonesischen Verbandes (PSSI), Erick Thohir, gegeben.

Der Weltverband hatte bis zuletzt an Indonesien als Gastgeber festgehalten. Das Turnier sollte vom 20. Mai bis 11. Juni mit 24 Mannschaften stattfinden. Das deutsche Team hatte sich nicht qualifiziert.

Turnierstart wird nicht verschoben

Es werde so schnell wie möglich ein neuer Gastgeber bekannt gegeben, die Turnierdaten blieben unverändert, teilte die Fifa mit. Indonesien hätte die U20-WM bereits 2021 ausrichten sollen, diese war dann aber wegen der Coronapandemie abgesagt worden. Bei der Wahl des Gastgebers hatte sich das südostasiatische Land gegen Peru durchgesetzt.

In Indonesien hatte sich im vergangenen Oktober eine Stadion-Katastrophe mit 135 Toten ereignet. Nach einem Treffen mit Regierungschef Joko Widodo im vergangenen Jahr hatte Infantino zugesichert, dass Indonesien Ausrichter bleibt. Zugleich war ein Büro mit Fifa-Mitarbeitern eingerichtet worden, das dem Verband bei seiner Neustrukturierung helfen sollte.

Man werden den Transformationsprozess weiter aktiv unterstützen, hieß es nun vom Weltverband. »Mitglieder des Fifa-Teams werden in den kommenden Monaten weiterhin in Indonesien präsent sein und dem PSSI unter der Leitung von Präsident Thohir die erforderliche Unterstützung zukommen lassen«, teilte die Fifa mit.

Kontroverse um Teilnahme Israels

Offiziell kein Grund für die Neuvergabe des Turniers sind die Proteste in Indonesien gegen die Teilnahme Israels. Indonesien ist mit rund 277 Millionen Einwohnern das größte mehrheitlich muslimische Land der Welt, unterhält keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Israel und steht der Palästina-Politik Israels ablehnend gegenüber.

In der indonesischen Hauptstadt Jakarta war es zuletzt zu Protesten konservativer islamischer Gruppen gegen eine Teilnahme der israelischen Auswahl gekommen. Der Gouverneur von Bali, Wayan Koster, hatte zudem ein Spielverbot für Israel gefordert.

Wäre der indonesische Verband dieser Forderung nachgekommen, hätte dies voraussichtlich eine Suspendierung Indonesiens durch den Weltverband Fifa nach sich gezogen und somit die Teilnahme Indonesiens an den Asienmeisterschaften 2026 gefährdet.

cev/dpa
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