Fifa-Vizepräsident Webb Das böse Erwachen des Blatter-Kronprinzen

Fifa-Vizepräsident Webb: Blatter-Vertrauter wurde in seinem Hotel festgenommen
Foto: JOE KLAMAR/ AFPAm Dienstag war er noch bester Laune gewesen: Bei einem Treffen seines Kontinentalverbandes in Zürich scherzte Jeffrey Webb, der bevorstehende Fifa-Kongress drohe etwas langweilig zu werden. Nur einen Tag später steht die Karriere des Fußballfunktionärs vor dem Zusammenbruch.
In Zivil gekleidete Schweizer Ermittler erschienen am frühen Morgen unangemeldet im Fünf-Sterne-Hotel, in dem Webb übernachtete. Sie ließen sich den Zimmerschlüssel des 50-Jährigen geben und nahmen ihn fest - zusammen mit sechs weiteren Funktionären.
Laut Schweizer Behörden geht es um Bestechung mit einer Gesamtsumme von etwa 120 Millionen Dollar seit den Neunzigerjahren. Das Geld sollen die Funktionäre von Sportmedien- und Sportvermarktern erhalten haben. Als Gegenleistung hätten diese Rechte an Fußball-Turnieren in den USA und Lateinamerika erhalten. Gleichzeitig ermittelt die Schweiz im Zusammenhang mit den WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022. Die Behörden hatten in der Zentrale des Weltverbandes in Zürich elektronische Daten und Dokumente sichergestellt.
Webb und den anderen sechs Fifa-Funktionären droht nun die Auslieferung in die USA. Das US-Justizministerium beruft sich auf einen Vertrag von 1997. Dieser sieht vor, dass die Schweiz Personen an die US-Behörden übergibt, wenn gegen sie ein Strafverfahren nach US-Recht läuft.

Fotostrecke: Honorige Gesellschaft
Webb ist einer der Stellvertreter von Fifa-Chef Joseph Blatter und gilt als enger Vertrauter des Schweizers. Ende 2013 munkelte Blatter, der Mann von den Cayman Islands könne ihn einmal an der Spitze des Weltverbands beerben. Diese Förderung durch den Patriarchen und Webbs Amt an der Spitze des Verbandes von Nord-und Mittelamerika (Concacaf) verschafften ihm reichlich Macht. Und diese nutzte er im Sinne des Präsidenten: Frühzeitig versicherte er Blatter die Treue und die Unterstützung der 35 Concacaf-Verbände - als einer von fünf Kontinentalfürsten stand er für die sichere Wiederwahl des Amtsinhabers.
In der PR-Welt der Fifa sollte Webb indes einen Neuanfang symbolisieren. Der Banker hatte die Führung des Concacaf von Jack Warner übernommen. Der Politiker aus Trinidad und Tobago war einst auch ein Blatter-Vertrauter. Doch 2011 hatte er sich gegen den Schweizer gewendet. Beim Treffen der Karibischen Fußball-Union versuchte Warner, Stimmen für den Blatter-Herausforderer Mohammed Bin Hammam zu kaufen. Die Sache flog auf, Warner wurde suspendiert. Zudem muss er sich in den USA wegen Betrugs und Geldwäsche vor einem Bundesgericht verantworten.
Nachfolger Webb versuchte sich als Saubermann zu inszenieren. Das war aber spätestens dann nicht mehr glaubhaft, als Canover Watson, sein Vizepräsident bei der Concacaf, im vergangenen September auf den Cayman Islands wegen Geldwäsche verhaftet wurde. Ironischerweise hatte er bei der Fifa ein Amt als Finanzprüfer inne.
Wie das US-Justizministerium erklärte, sollte am Mittwoch in Miami auch die Zentrale des Concacaf durchsucht werden. Korruption sei weit verbreitet, systematisch und tief verwurzelt, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch im Ausland, erklärte US-Justizministerin Loretta E. Lynch.
Im Video: Das sagt die FiFA