Football Leaks Fifa-Präsident Infantino torpedierte Arbeit der eigenen Regelhüter

Sauberer, transparenter, legal: Gianni Infantino trat als Fifa-Präsident an, um alles besser zu machen als sein Vorgänger Sepp Blatter. Doch in Wahrheit regiert er den Verband noch autokratischer.
Gianni Infantino

Gianni Infantino

Foto: PA/ Benedikt Rugar/ DER SPIEGEL

Fifa-Präsident Gianni Infantino hat heimlich daran mitgewirkt, dass der Ethikkodex des Fußball-Weltverbandes in mehreren Punkten aufgeweicht wurde. Das ergibt sich aus internen Papieren der Fifa, die dem SPIEGEL von der Enthüllungsplattform Football Leaks zur Verfügung gestellt wurden und die das Magazin mit dem internationalen Rechercheverbund European Investigative Collaborations (EIC) und drei weiteren Partnern geteilt hat.

Die Fifa hatte die umstrittene Novelle ihrer Ethikregeln im August vorgestellt und harsche Kritik geerntet. Aus den Unterlagen geht nun hervor, dass Änderungen nicht allein von der dafür zuständigen Ethikkommission und von Funktionären aus den Kontinentalverbänden angestoßen wurden, wie die Fifa bisher behauptet, sondern auch von Fifa-Präsident Infantino selbst.

Demnach schickte der Chefrichter der Ethikkommission, der Grieche Vassilios Skouris, am 21. Dezember 2017 den Entwurf an Infantino mit der Bitte um Durchsicht. Er forderte Infantino auf, seine "Anmerkungen" rechtzeitig zu schicken, "damit ich sie im endgültigen Text einbauen kann". Infantino machte daraufhin eine ganze Reihe von Korrekturvorschlägen, die zum Teil in die Endfassung einflossen, etwa dass Voruntersuchungen gegen mutmaßlich korrupte Funktionäre nur noch eingeleitet werden dürfen, wenn die Chefermittlerin der Fifa dazu ihre Zustimmung gegeben hat.

Das ist auch deshalb von Bedeutung, weil die neue Cheffahnderin der Fifa, die Kolumbianerin María Claudia Rojas, als wenig ermittlungsfreudig gilt. Der Deutsche Hans-Joachim Eckert, Vorgänger von Chefrichter Skouris, sieht sich durch die Enthüllung in seinen Vermutungen bestätigt und kritisiert Infantinos Verhalten: "Ich habe immer gesagt, der neue Ethik-Code ist Infantinos Werk - das ist der Beweis."

Infantinos Einmischung sei "ein klarer Verstoß gegen den Kodex und die Statuten der Fifa". Die Fifa teilte dagegen mit, es sei "völlig unplausibel", dass sich Ethikrichter Skouris, früher Präsident des Europäischen Gerichtshofs, gegen seinen Willen zu einer Entscheidung pressen lasse. Lesen Sie hier  die ausführliche Geschichte auf SPIEGEL+.

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