Eklat bei der Fifa: Chefaufseher Scala schmeißt hin und verlässt empört den Saal. Der versprochene Neustart ist futsch, Präsident Infantino hat offenbar nichts verstanden.
Wahrscheinlich ist die Fifa einfach ein hoffnungsloser Fall. Neuanfang, Umbruch, Zeitenwende - all die großen Worte, die rund um den Amtsantritt von Gianni Infantino gefallen sind, sind gleich beim ersten Check als Luftnummern enttarnt worden. Der Beschluss des Kongresses von Mexiko-Stadt, sich die Kontrolleure des Reformprozesses selbst erwählen und auch wieder feuern zu können - das ist beste Politik im Sinne des skandalösen Amtsvorgängers Joseph Blatter. Der Rücktritt des düpierten Chefaufsehers Domenico Scala ist die einzig logische und integre Reaktion darauf gewesen.
Dabei soll doch so vieles besser, anders werden beim Fußball-Weltverband unter dem neuen Präsidenten. Gar eine Frau als Generalsekretärin haben sie in Mexiko ernannt. Fatma Samoura ist eine anerkannte Uno-Diplomatin , hatte mit den Rankünen des Weltfußballs bisher nichts zu tun und ist damit das komplette Gegenteil von Jérome Valcke, ihrem Vorgänger. Dieser war ständig vom Ruch der Korruption umgeben, durfte aber dennoch fast neun Jahre die Fifa-Geschicke mitbestimmen.
Aber auch Blatter hatte wiederholt anständige Leute wie den Schweizer Anwalt Mark Pieth in die Fifa geholt, die am Ende frustriert und resigniert ausgestiegen sind. Und wenn der Beschluss von Mexiko Signalwirkung haben sollte, kann man vorhersagen, dass auch Samoura in der Fifa nicht besonders alt wird.
Infantino hat viel versprochen, als er ins Amt kam. Der Kongress von Mexiko-Stadt war die erste Bewährungsprobe für den alerten sprachgewandten Schweizer. Man kann nicht behaupten, dass er sie bestanden hat.
Vor allem hat er nicht verstanden: Er hat nicht verstanden, welche Botschaft von solch einem fatalen Beschluss ausgeht. Die Botschaft, dass die Fifa nichts gelernt hat. Die Botschaft, dass sie im Zweifelsfall dann doch jeden, der unbequem ist, aus dem Weg räumen will. Die Botschaft, dass die Fifa nur zwei Monate nach ihrem Wahlkongress wieder in die alten Muster zurückfällt.
Infantino, der Medienprofi, weiß genau, welches miserable Image der Weltverband sich in den vergangenen Jahrzehnten erarbeitet hat. Das öffentliche Ansehen der Fifa dürfte ungefähr auf Augenhöhe mit der Mafia angesiedelt sein. Das hat sie João Havelange und Joseph Blatter zu verdanken, den beiden früheren Präsidenten, dazu Typen wie Mohammed Bin Hammam und Jack Warner, den Meistern des Gebens und Nehmens im berüchtigten Exekutivkomitee. Das alles ist (noch) nicht Infantinos Schuld.
Aber jede Maßnahme, die auch nur den Verdacht nährt, hier werde wieder gemauschelt wie eh und je, hat in dieser vermeintlichen Neuanfangszeit tunlichst zu unterbleiben - sonst schafft es die Fifa nie, Vertrauen aufzubauen. Dann kann sie sich auch gleich auflösen.