Finalsieg gegen Brasilien Deutschlands Frauen sind Weltmeister

Das große Ziel ist erreicht: Die deutschen Frauen haben den WM-Titel verteidigt, sie siegten im Endspiel 2:0 gegen Brasilien. Überragende Spielerin war Torhüterin Nadine Angerer, die einen Strafstoß der Weltfußballerin Marta parierte.

Shanghai - Deutschlands Frauen holten damit zum zweiten Mal nach 2003 den Titel. Birgit Prinz schoss in der 52. Minute die Führung für die DFB-Auswahl heraus, vier Minuten vor dem Ende machte Simone Laudehr alles klar. Überragende Spielerin des Teams von Trainerin Sivia Neid war Torfrau Nadine Angerer. Sie parierte in der 63. Minute einen Foulelfmeter von Brasiliens Weltfußballerin Marta. Auch danach glänzte die Potsdamerin durch zahlreiche Glanzparaden. Die 28-Jährige blieb im gesamten Turnierverlauf ohne Gegentreffer. "Es ist schwer, den Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Der Sieg der Deutschen ist verdient. Wir müssen den Kopf hoch halten. Jetzt bauen wir auf die Olympischen Spiele in Peking", sagte Marta nach der Niederlage. Die deutschen Frauen wurden damit ohne ein einziges Gegentor Weltmeister. Das gab es noch nie, auch nicht bei den Männern. Angerer brach zudem mit 540 Spielminuten ohne Gegentor den WM-Rekord des Italieners Walter Zenga aus dem Jahr 1990.

31.000 Zuschauer sahen im Hongkou-Stadion eine temporeiche Anfangsphase ohne langes Abtasten. Brasilien begann enorm aggressiv und ließ den Deutschen, die in der gleichen Startformation spielten wie beim 3:0-Halbfinalsieg gegen Norwegen, kaum Zeit zum Spielaufbau. Mit schnellem Direktspiel setzten die Südamerikanerinnen die deutsche Hintermannschaft ständig unter Druck.

Deutschland hingegen war in seinen Aktionen nach vorne nur selten zwingend genug. Kerstin Garefrekes setzte den Ball nach fünf Minuten ans Außennetz. Auch Sandra Smisek scheiterte, als sie nach einem Doppelpass mit Birgit Prinz den Ball aus 16 Metern über das Tor schlenzte (14.). Auf der anderen Seite schlug Brasiliens Kapitän Aline zwei Meter vor dem leeren Tor am Ball vorbei, als Angerer eine gefährliche Flanke nach vorne abprallen ließ (8.).

Dramatik in der zweiten Hälfte

Bei Fernschüssen von Marta (4.) und Formiga (23.) parierte Angerer souverän. Mitte der ersten Halbzeit hatte Brasilien seine beste Phase vor der Pause, als die deutsche Abwehr zeitweise kaum Luft zum Atmen bekam. Gegen Danielas Fernschuss rettete der Pfosten (24.), Sekunden später setzte sie einen Flugkopfball über das Tor. Martas Alleingang (25.) klärten Annike Krahn und Angerer gemeinsam in allerhöchster Not.

In der zweiten Hälfte bot Deutschland dem Gegner endlich die Stirn. Viel bissiger in den Zweikämpfen und entschlossener im Spiel nach vorn erarbeiteten sich die deutschen Frauen ein Gleichgewicht. Sieben Minuten nach der Pause passte Kerstin Stegemann einen Tag nach ihrem 30. Geburtstag steil auf Smisek, die auf Prinz ablegte. Mit dem rechten Fuß schoss sie zur deutschen Führung ein.

Danach entwickelte sich ein hochdramatisches Spiel, in dem Angerer zur herausragenden Figur auf dem Platz wurde. Den berechtigten Strafstoß nach Foul von Linda Bresonik an Cristiane hielt Angerer gegen Marta und sicherte sich damit Zengas WM-Rekord. Nur wenige Minuten später faustete sie einen Freistoß von Cristiane aus dem Winkel.

Die deutsche Mannschaft stemmte sich weiter erfolgreich gegen den Sturmlauf der Brasilianerinnen, die mit Macht, aber meist wenig Übersicht, auf den Ausgleich drängten. In der Schlussphase gab es zwar kaum noch Entlastung, aber mit Glück und Geschick brachte die Neid-Elf den Vorsprung über die Zeit. Vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit beendete Laudehr mit ihrem zweiten Länderspieltor das Bangen der deutschen Fans.

Deutschland - Brasilien 2:0 (0:0)
1:0 Prinz (52.)
2:0 Laudehr (86.)
Deutschland: Angerer - Stegemann, Hingst, Krahn, Bresonik - Garefrekes, Laudehr, Lingor, Behringer (74. Müller) - Smisek (80. Bajramaj), Prinz
Brasilien: Andreia - Elaine, Aline (88. Katia), Renata Costa, Tania (81. Pretinha) - Formiga, Ester (65. Rosana), Maycon - Marta - Daniela, Cristiane
Schiedsrichterin: Ogston (Australien)
Zuschauer: 31.000
Besonderes Vorkommnis: Angerer (Deutschland) hält Foulelfmeter von Marta (64.)
Gelbe Karten: Bresonik, Garefrekes / Daniela

pav/sid

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