Football Leaks Die Doyen-Deals

Neymar
Foto: imago, SPIEGEL ONLINEAls einer seiner Stars bei einem Spiel mit seiner Nationalmannschaft brillierte, jubelte ein Doyen-Manager: "Der Nigger macht Geld für uns." Über einen anderen Spieler sagt der Mann: "Ich wollte, dass der Junge zu einem ordentlichen Team geht. Aber das hier ist als reines Finanzspiel zu Ende gegangen." Ein anderer antwortete ihm darauf: "Guck aufs Bankkonto in den nächsten Tagen, und du wirst anders fühlen."
Selbst wenn unter den beteiligten Personen grundsätzlich eine lose Sprache herrscht, so zeigen diese Sprüche doch eines: Bei Doyen dreht sich alles rücksichtslos um Geld und Erfolg - den eigenen wohlgemerkt. Im dritten Teil seiner Serie über die dunkle Seite des Fußball-Business widmet sich der SPIEGEL in dieser Woche daher der Sportmarketingfirma Doyen, registriert in Malta, aber mit Sitz in London. Dafür hat der SPIEGEL, zusammen mit seinen Partnern vom Netzwerk European Investigative Collaborations (EIC) Tausende Seiten Mails, Verträge und Dokumente ausgewertet, die die Website Football Leaks dem Konsortium zur Verfügung gestellt hat.
Die Enthüllungsplattform Football Leaks sammelt vertrauliche Daten und E-Mails zu den Geldflüssen im Fußball. So deckt sie illegale Zahlungen an Spielerberater und Investoren ebenso auf wie die Versuche, Millionen an der Steuer vorbeizuschmuggeln dank Offshore-Geschäften. Football Leaks schweigt zu seinen Quellen, hat die Dokumente allerdings dem SPIEGEL und anderen Medien im Verbund der European Investigative Collaboration zur Verfügung gestellt. Mit einem Umfang von 1,9 Terabyte handelt es sich um den bisher größten Datensatz im Sport.
Doyen vermarktet Fußballer wie den brasilianischen Superstar Neymar und Xavi, den spanischen Weltmeister von 2010. Dazu kommen ehemalige Athleten wie Werbe-Ikone David Beckham, der einstige Kapitän der englischen Fußballnationalmannschaft. Auch Usain Bolt, der schnellste Mann der Welt, und der ehemalige deutsche Tennis-Star Boris Becker gehören zu den Kunden.
Hinter Doyen verbirgt sich in erster Linie der Arif-Familien-Clan, der mit teilweise fragwürdigen Geschäften ein Millionenvermögen gemacht hat. Die Arif-Familie kommt aus Kasachstan und siedelte später in die Türkei um. Sie hat ihr Geld vor allem mit Hotels, Immobilien und im Rohstoffgeschäft gemacht.
Rafael Buschmann, Jürgen Dahlkamp, Stephan Heffner, Christoph Henrichs, Andreas Meyhoff, Nicola Naber, Jörg Schmitt, Alfred Weinzierl, Michael Wulzinger
Auch ein deutscher Verein wollte mit Doyen ins Geschäft kommen. Der notorisch klamme Hamburger SV erhoffte sich noch im Frühjahr 2015 Millionen aus der Geschäftsbeziehung mit der Sportmarketing-Firma. Der Deal scheiterte in letzter Minute.
Die Arif-Familie verfügt zudem über beste Beziehungen in die Politik, etwa zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Auch der künftige US-Präsident Donald Trump zählte zu den Geschäftspartnern der Arif-Familie. Heute will Trump davon allerdings nicht mehr viel wissen.
Doyen wollte sich auf eine umfangreiche Anfrage des SPIEGEL hin nicht zu den Geschäftspraktiken der Firma äußern. Anwälte der Firma erklärten jedoch, die Fragen beruhten teils auf unwahren Fakten oder beträfen die Privatsphäre der Betroffenen.