Football-Leaks-Dokumente Guter Zweck? Eigene Tasche!

Die "Messi and Friends"-Tour sollte offiziell Geld für die gute Sache einspielen. Teilnehmer wie Trainer-Ikone Fabio Capello verdienten sich ein hübsches Sümmchen.
Fabio Capello

Fabio Capello

Foto: Paul Gilham/ Getty Images

Eigentlich sollte es um einen guten Zweck gehen. Und obendrein eine große Show geben: Die "Messi and Friends"-Tour, mit der 2013 Superstars wie Messi, der Brasilianer Neymar oder die Franzosen Eric Abidal und Florent Malouda in Nord- und Südamerika auftraten. Der Erlös von vier Benefizspielen in Medellín (Kolumbien), Lima (Peru), Los Angeles und Chicago sollte in gemeinnützige Projekte fließen, die von der Messi-Stiftung ausgesucht würden. So die offizielle Version.

Schon im Vorjahr war die Tour in Verdacht geraten, in Wahrheit als Plattform für Geldwäschegeschäfte zu dienen (SPIEGEL 10/2015). Die Veranstalter hätten Tickets verbucht, die nie verkauft worden seien, vermeintlich anonyme Spenden seien in Wirklichkeit Gelder aus finsteren Einnahmequellen gewesen, von Drogengeld war gar die Rede, das mit Hilfe der Veranstaltung gewaschen wurde. Messi und die Veranstalter wiesen die Bereicherungsvorwürfe zurück.

Enthüllungen von Football Leaks bringen die "Messi and Friends"-Tour jetzt erneut in Verruf, und diesmal sind die Vorwürfe nicht einfach per Dementi aus der Welt zu schaffen. Eine unrühmliche Rolle in der Geschichte spielt Fabio Capello, einer der berühmtesten Trainer Italiens, erfolgreich mit dem AC Mailand und Real Madrid, weniger erfolgreich als Englands und Russlands Nationalcoach. Capello war als Trainer bei den Benefizspielen engagiert worden. In der Welt des Fußballs gibt es allerdings nichts umsonst. Nicht mal, wenn es um den guten Zweck geht.

Das belegen die Football-Leaks-Dokumente, die der SPIEGEL erhalten und mit Recherchepartnern des European Investigative Collaborations (EIC) ausgewertet hat.

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Foto: Roland Schlager/ dpa

Capello verhandelte ein Honorar von 75.000 US-Dollar, um an den Spielen in Lima, Los Angeles und Chicago teilzunehmen. Der Vertrag sicherte dem Starcoach darüber hinaus Aufenthalte in Fünf-Sterne-Hotels und Interkontinentalflüge in der Business Class zu. Die Unterlagen belegen zudem eine Spur an Geldflüssen, die von Uruguay über die Schweiz nach London führt.

Das Angebot an Capello kam demnach von der Firma Players' Image, einem Unternehmen mit Sitz in Montevideo. Players' Image überwies die Summe von 75.000 Dollar aber offenbar nicht direkt an Capello, sondern an die Firma Doyen Marketing in Malta, auf die man bei den Football Leaks immer wieder stößt. Doyen ist ein global agierender Gigant im Sport-Business und vermarktet die lukrativen Bildrechte von Sportlern. Und Malta gehört wie Uruguay zu den Ländern, die erhebliche Steuervorteile für Firmen gewähren.

Für den 25. Juni 2013 ist eine Rechnung über 75.000 Dollar von Doyen an Players' Image in Uruguay belegt, zahlbar auf ein Schweizer Bankkonto von Doyen Marketing. Die Benefizspiele der Tour fanden wenig später statt, am 29. Juni in Medellín, am 2. Juli in Lima und am 6. Juli in Chicago. Zwei Monate später schickte Doyen eine Rechnung über 10.000 Dollar an Capello, wieder sollte das Geld auf ein Schweizer Firmenkonto fließen. Nur wofür? "Kommission für die Lionel Messi Spiele", heißt es in dem Dokument.

Doyen scheint demnach als Zwischenhändler aufgetreten zu sein zwischen Players' Image und Capello, der Doyen dafür bezahlt hat. Die Summe von 10.000 Dollar ist angesichts der Gesamtbezahlung von 75.000 Dollar schon erstaunlich.

Capello selbst weist zurück, dass er "irgendeine Vermittlungsgebühr an Doyen oder irgendeine andere Organisation oder Firma gezahlt" habe, wie er durch seinen Sohn und Anwalt Pierfilippo mitteilen ließ.

Ein Teil des Geldes nahm noch einen anderen Weg. Laut der Unterlagen bezahlte Doyen auch Geld an JAJ Communications, eine kleine PR-Firma, die in London ansässig ist. "Kommission für die Teilnahme von Fabio Capello an den Leo Messi and Friends Spielen 2013" ist ausdrücklich als Verwendungszweck aufgeführt. JAJ bekam also Geld für eine nicht näher definierte Dienstleistung in Bezug auf die Verpflichtung Capellos bei der Charity-Veranstaltung.

Die Rechnung von JAJ ist datiert auf den 22. Oktober 2013, die Banküberweisung erfolgte allerdings erst am 26. September 2014. Da war die Messi-Tour schon längst Vergangenheit. Wie ohnehin die Benefizspiele alles andere als erinnerungswürdig waren. Das Match in Los Angeles wurde sogar kurzfristig abgesagt, nachdem zahlreiche Tickets schon verkauft waren. Der Grund: Messi hatte angekündigt, dass er selbst an diesem Abend nicht würde spielen können. Bei dem Kick in Chicago wurde das Team der Messi-Gegner mit unbekannten US-Spielern aufgefüllt.

Am Ende blieb die Erkenntnis: Eine armselige Show, aber Big Business. Und mehrere tausend Dollar, die von einem Steuerhafen zum nächsten hin und her geschickt wurden.

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