Sören Lerby Das windige Spiel eines Spielerberaters - und seiner Frau

Sören Lerby war als Spieler ein kompromissloser und unnachgiebiger Profi, dem jedes Mittel recht war. Als Berater hat er sich diesen Stil bewahrt, wie Football Leaks nachweist.
Sören Lerby 1988

Sören Lerby 1988

Foto: Simon Bruty/ Getty Images

Die türkischen Fans waren vor Begeisterung kaum zu halten, als Wesley Sneijder im Januar 2013 auf dem Flughafen von Istanbul landete, um den Dienst bei seinem neuen Arbeitgeber Galatasaray Istanbul anzutreten. Der holländische Mittelfeldstar sollte wieder für Glamour bei Gala sorgen. Die Euphorie war riesig.

Auch bei einem anderen war die Freude groß, auch wenn er sie nicht so offen zeigte wie die Fans. Sneijders Berater Sören Lerby war gerade ein besonderer Coup gelungen.

Lerby, als Profi unter anderem bei Bayern München legendär in Dänemark, hatte den Vertrag über dreieinhalb Jahre für seinen niederländischen Starspieler ausgehandelt. Auf der anderen Seite des Verhandlungstisches als Unterhändlerin für den türkischen Verein hatte eine Frau gesessen. Ihr Name taucht in dem Vertrag als Arlette van der Meulen auf. Der Vertrag liegt dem SPIEGEL und seinen europäischen Partnern im Recherchenetzwerk EIC dank der Enthüllungen der Football Leaks vor.

Was der Vertrag verschwiegen hat: Dass Arlette van der Meulen sonst meist unter dem Namen Arlette Lerby auftritt.

Ehepaar Lerby

Ehepaar Lerby

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Und sie ist nicht nur Sören Lerbys Frau, sie ist auch Direktorin seiner Firma Essel Sports Management.

Wie viel die Beiden an dem Aushandeln dieses Deals insgesamt verdient haben, das ist den Dokumenten nicht zu entnehmen. Andere Spielerverträge zeigen, dass Sören Lerby sieben Prozent vom Bruttogehalt des Spielers als Anteil verlangt, das wäre in diesem Fall etwa eine Million Euro. Darüber hinaus kassierte Arlette Lerby als Unterhändlerin für Galatasaray. Sowohl der türkische Verband als auch die Fifa verboten damals, dass Spielervermittler in Verhandlungen gleichzeitig beide Seiten beraten.

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Das Ehepaar Lerby betont, immer in Einklang mit geltenden Regeln und Gesetzen gehandelt zu haben. Doch dies war ein sehr spezieller Deal - aber dafür ist Sören Lerby sowieso bekannt. Und das nicht erst seit 2013.

Sein Gespür für Geld bewies Sören Lerby schon als Profi. 1983 wechselte er von Ajax Amsterdam zum FC Bayern. Er ließ sich beinahe 50 Prozent der Transfersumme gutschreiben. Als Bayern die gut eine Million Euro Transfersumme an Ajax überwies, wurde Lerbys Anteil über eine Schweizer Bank an ihn weitergeleitet.

Ein fiskalisch allerdings unsauberer Deal, der 1988 dazu führte, dass Lerby von der niederländischen Polizei sogar vorläufig festgenommen wurde. 1991 schließlich wurde er vor einem niederländischen Gericht zu einer sechsmonatigen Bewährungs- und einer Geldstrafe verurteilt.

Einige seiner Klienten spielten und spielen bei den wichtigsten Klubs in Europa. Aber ihre Verträge sind durchsetzt mit kontroversen Vereinbarungen und Klauseln. Auch das belegt Football Leaks.

Beim Weiterverkauf kassierte auch der Berater

Es sieht so aus, als ob Sören Lerby in einigen Fällen gegen die Bestimmungen der sogenannten "Sell-on-Klausel" verstoßen hat, die es Spielerberatern untersagen, finanzielle Eigeninteressen an künftigen Transfers von Spielern zu verfolgen. So beispielsweise bei Lerbys Klient Davy Klaassen, Kapitän von Ajax Amsterdam. Als der niederländische Nationalspieler seinen Vertrag bis 2018 verlängerte, erhielt Lerby seine sieben Prozent von Klaassens Jahressalär. Das steht noch in Einklang mit den gängigen Regeln.

Allerdings gibt es eine separat aufgeführte Vereinbarung. Danach erhält Lerby eine Kompensationszahlung, falls Klaassen vorzeitig aus seinem Vertrag aussteigt und zu einem anderen Klub wechselt. Dann gehen 6,25 Prozent der Transfersumme an den Berater - und dies widerspricht den Fifa-Richtlinien. 2014 verhandelte Lerby ebenfalls mit Ajax den Vertrag des Stürmers Anwar El Ghazi aus. Wieder gab es sieben Prozent für Lerby, und erneut ließ er sich zudem 6,25 Prozent für zukünftige Transfers in den Vertrag schreiben.

Auf dem Feld war Lerby ein Kämpfertyp, mit einem kompromisslosen Spielstil - versinnbildlicht durch sein Auftreten mit den herunter hängenden Socken und natürlich ohne Schienbeinschützer. Nur wenige kamen ihm in Sachen Aggressivität und Ehrgeiz gleich. Viele sagen, dass er auch als Berater so geblieben ist.

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