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Bundesliga-Finale: Dortmund jubelt, Frankfurt trauert

Foto: Christof Koepsel/ Bongarts/Getty Images

Frankfurter Abstieg Untergang im Meistertrubel

Entsetzen auf der einen Seite, Jubel auf der anderen: Während Borussia Dortmund nach dem Sieg über Frankfurt die Meisterschaft feiert, kann die Eintracht den Abstieg kaum fassen. Für Christoph Daum könnte es das Ende einer kurzen Trainerstation gewesen sein.
Von Felix Meininghaus

In der 81. Minute bündelten sich die widersprüchlichen Gefühlslagen beim finalen Bundesliga-Spiel zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt in einem Bild: Während die BVB-Spieler ihren scheidenden Helden Dede feiernd zum Elfmeterpunkt eskortierten, schlich Marcel Titsch-Rivero nach seiner Roten Karte vom Platz und schlug vor Entsetzen die Hände vors Gesicht. 43 Sekunden war der Frankfurter nach seiner Einwechslung auf dem Platz gewesen. Wie die gesamte Mannschaft hinterließ er ein Bild des Jammers.

Dass Dede verschoss, tat der Dortmunder Partylaune keinen Abbruch. Am Ende hatte der BVB 3:1 (0:0) gewonnen und die Eintracht in die zweite Liga geschickt. Exakt um 17.41 Uhr reckte Kapitän Roman Weidenfeller die Schale in den Himmel. Es war der Beginn einer Meisterparty, die Dortmund so schnell nicht vergessen wird. Den einzigen Wermutstropfen bei den Feierlichkeiten lieferten einige BVB-Fans, die auf den Rasen gestürmt waren und sich vor dem Eintracht-Block aufbauten, um die enttäuschten Gästefans zu verhöhnen.

Eintracht im Abstiegskampf: Uninspiriert und blutleer

Kein Beobachter unter den 80.720 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion hätte an der Spielweise der beiden Mannschaften festmachen können, welches Team auf dem Platz tatsächlich zum Siegen verdammt war. Borussia Dortmund hatte 66 Prozent Ballbesitz, die Eintracht wirkte wie gelähmt. Das Auftreten der Frankfurter war eine einzige Enttäuschung. Wer das Team beim Meister agieren sah, konnte den brutalen Absturz in der Rückrunde nachvollziehen. Völlig uninspiriert, völlig blutleer, als habe die Mannschaft längst mit dem Kapitel erste Liga abgeschlossen.

Niemals in der Geschichte der Bundesliga ist ein Verein innerhalb einer Halbserie so gnadenlos untergegangen. Von Platz sieben auf 17, das ist einzigartig. Eintracht Frankfurt ist zu einem Sammelbecken der Verlierer geworden. Eine leblose Mannschaft und ein Trainer, der den Niedergang nicht aufhalten konnte. Drei Punkte aus sieben Spielen, das ist die blamable Ausbeute von Christoph Daum, der Michael Skibbe in Frankfurt abgelöst hatte.

Für die hessische Fußballgemeinde gilt das vom ehemaligen Trainer Dragoslav Stepanovic geprägte Bonmot "Lebbe geht weida". Wahrscheinlich ohne den ehemaligen Motivations-Guru Daum, dessen Wirken in der Geschichte der Eintracht als die ruhmloseste Periode seit dem Katastrophen-Engagement von Jupp Heynckes vor mehr als 15 Jahren eingehen wird.

Dortmund vergibt große Möglichkeiten

Nach dem Desaster verhielt sich Daum ähnlich wie zuvor seine Mannschaft: "Bei uns herrscht eine Ruhe, die durch Enttäuschung getragen wird", sagte der 57-Jährige mit einer Gelassenheit, als habe er gerade ein Knöllchen für falsches Parken bekommen. Menschen, die bis ins Mark erschüttert sind, sehen anders aus.

So lethargisch wie ihr sportlicher Vorgesetzter traten auch die Frankfurter Spieler auf. Ohne sich großartig verausgaben zu müssen, erspielte sich Dortmund ein spielerisches Übergewicht, konnte aber in Halbzeit eins eine Vielzahl von erstklassigen Möglichkeiten nicht nutzen.

Die größte vergab Lucas Barrios in der zwölften Minute, als er einen Elfmeter (Foul von Benjamin Köhler an Jakub Blaszczykowski) verschoss. Es war bereits der fünfte Strafstoß in Folge, den der BVB nicht nutzte, später ließ Dede den sechsten folgen. Würde die Deutsche Meisterschaft im Elfmeterschießen ausgespielt, die Borussia wäre ein Abstiegskandidat. Zwei Mal hielt Ralf Fährmann großartig, der Keeper war der einzige Frankfurter mit Erstligaformat.

Kurzzeitige Hoffnung für Frankfurt

Vor Fährmann lief nichts, obwohl Daum mit Theofanis Gekas, Martin Fenin und ab der 20. Minute Halil Altintop drei Stürmer auf den Rasen geschickt hatte. Dennoch keimte Hoffnung, als Wolfsburg zwischenzeitlich in Rückstand geriet. Sekunden später erzielte Sebastian Rode aus heiterem Himmel die Frankfurter Führung (46. Minute). Zu diesem Zeitpunkt war die Eintracht trotz desolater Leistung gerettet.

22 Minuten lang durften die Hessen davon träumen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, doch dann drehten Doppel-Torschütze Barrios und Robert Lewandowski das Spiel. Der Rest ging in einer Dortmunder Jubelorgie unter, die eine ernsthafte Aufarbeitung der 90 Minuten unmöglich machte: Als Trainer Jürgen Klopp, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Pressesprecher Josef Schneck die Pressekonferenz absolvierten, enterten mehrere BVB-Spieler das Podium und überschütteten das Trio mit ihren Getränken. Die Dortmunder haben in dieser Saison für manche Premiere gesorgt. Nun kommt auch noch der Abbruch einer Pressekonferenz wegen einer Bierdusche dazu.

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