WM-Affäre 2006 Fifa leitet Verfahren gegen Niersbach und Beckenbauer ein

Wolfgang Niersbach (l.), Franz Beckenbauer
Foto: MICHAEL DALDER/ REUTERSDie Fifa-Ethikkommission hat ein Verfahren wegen der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland eröffnet. Die Untersuchungen richten sich unter anderem gegen den früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und den damaligen Organisationskomitee-Chef Franz Beckenbauer, teilte der Weltverband Fifa mit.
Auch gegen Niersbachs Vorgänger Theo Zwanziger, die Ex-Generalsekretäre Helmut Sandrock und Horst R. Schmidt sowie Ex-DFB-Mitarbeiter Stefan Hans werde ermittelt. Alle sechs waren Mitglieder des Organisationskomitees für die WM. Sie werden jeweils verdächtigt, den Fifa-Ethikcode verletzt zu haben.
Niersbach ist der einzige, der noch offizielle Ämter im Fußball bekleidet. Er trat im Zuge der Affäre zwar als DFB-Präsident zurück, sitzt jedoch noch im den führenden Gremien der Verbände Fifa und Uefa. "Selbstverständlich werde ich in diesem Verfahren in jeder Hinsicht kooperieren und die Untersuchungen der Ethik-Kommission, in deren Arbeit ich uneingeschränktes Vertrauen habe, unterstützen", sagte der 65-Jährige: "Dabei geht es, was meine Person betrifft, ausschließlich um einen möglichen Verstoß aus dem Jahr 2015 gegen die Meldepflicht."
Die Fifa teilte mit, das Verfahren nach Durchsicht des Freshfields-Report eingeleitet zu haben. Die vom DFB beauftragten Ermittler hatten ihren Bericht Anfang März vorgelegt. Demnach steht fest, dass der Verband versucht hat, eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro zu verschleiern. Beweise für Stimmenkauf vor der WM-Vergabe fand Freshfields nicht, dieser könne der lückenhaften Akten- und Informationslage aber auch nicht ausgeschlossen werden.
Die Zahlungsflüsse im WM-Skandal

Mithilfe von Robert Louis-Dreyfus überwiesen Beckenbauer und sein Manager Robert Schwan diese Summe 2002 zunächst über ein Konto in der Schweiz an eine Firma des früheren Fifa-Funktionärs Mohamed Bin Hammam in Katar. 2005 zahlte das WM-OK die 6,7 Millionen an den früheren Adidas-Chef Louis-Dreyfus zurück - allerdings bewusst falsch deklariert als Beitrag zu einer WM-Gala, die am Ende nie stattfand.
Der SPIEGEL hatte die ominöse Zahlung von 6,7 Millionen Euro von Louis-Dreyfus im Oktober enthüllt. Danach untersuchten die Anwälte von Freshfields gut vier Monate lang den Korruptionsverdacht rund um das deutsche Sommermärchen. Dabei sichteten sie 128.000 elektronische Dokumente und 650 Aktenordner. In Spitzenzeiten waren 35 Juristen im Einsatz.

Das zerstörte Sommermärchen
Schwarze Kassen - die wahre Geschichte der WM 2006
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