Zehn Tore gegen Elfenbeinküste "Wir hatten Schaum vorm Mund"

Die DFB-Fußballerinnen haben die Elfenbeinküste abgefertigt. Nun gibt es eine Debatte über die Qualität der WM: Nehmen viel zu schwache Teams teil?
Dreifache Torschützin Sasic: Hochmotiviert gegen chancenlose Gegner

Dreifache Torschützin Sasic: Hochmotiviert gegen chancenlose Gegner

Foto: Carmen Jaspersen/ dpa

Als Simone Laudehr zum abfahrbereiten Bus ging, war ihr Gesicht noch gerötet von der Anstrengung kurz zuvor im sonnigen Lansdowne-Stadion in Ottawa. Auch blaue Flecken am Fuß hatte sich die 28-Jährige nach eigener Aussage in dem Fußballspiel zugezogen, dessen Ergebnis so gar nicht nach harter Arbeit aussah: 10:0. Zehn zu null.

Laudehr bemühte sich beim überdeutlichen Ausgang dieses ersten WM-Gruppenspiels gegen die Elfenbeinküste gar nicht erst, von einer schweren Aufgabe zu sprechen. Aber die Spielerin vom 1. FFC Frankfurt wollte klarstellen, dass auch vermeintliche Leichtigkeit nicht ohne die richtige Einstellung möglich ist. "Es hätte heute schwer werden können, wenn wir nicht von der ersten Minute aggressiv gewesen wären. Wir sind hellwach gewesen, jede von uns hatte Schaum vor dem Mund."

"Die Elfenbeinküste besser gesehen"

Die martialische Rhetorik der Mittelfeldspielerin hatte ihre Ursache in den Tagen vor dem WM-Spiel. Die ivorischen Betreuer hatten ihre deutschen Kollegen im gemeinsam mit allen Gruppengegnern bezogenen Teamhotel im Fahrstuhl aufgezogen; ob Deutschland "ready to lose" (bereit zu verlieren) sei, sollen die DFB-Betreuer gefragt worden sein. Die Antwort gab es auf dem Platz. "Wir haben denen gezeigt, dass heute nix zu machen ist", sagte Laudehr. "Wir waren hochmotiviert", sagte die zweifache Torvorbereiterin Lena Goeßling, "und zehn Tore sind gut fürs Selbstbewusstsein."

Auch Bundestrainerin Silvia Neid war zufrieden - nach den jeweils drei Treffern von Celia Sasic (3., 14. und 31.), die zur Schonung zur Pause ausgewechselt wurde, und Anja Mittag (29., 35. und 64.), die zur Spielerin des Spiels gewählt wurde, sowie weiteren Treffern von Simone Laudehr (71.), Sara Däbritz (75.), Melanie Behringer (79.) und Alexandra Popp (85.). "Das war der perfekte Start, da gab es nix zu meckern", sagte Neid.

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Und doch wurde die Freude über den Kantersieg von einer Debatte über die Qualität dieser Weltmeisterschaft gestört. Was zum Beispiel hat ein Team wie die Elfenbeinküste auf dieser Bühne zu suchen? Was kann der 67. der Weltrangliste dem Turnier geben? Neid wich aus: "Ich habe die Elfenbeinküste in den Spielbeobachtungen besser gesehen. Ich hätte nie gedacht, dass wir einen so guten Einstieg haben." Man habe den Gegner eben "mürbe und müde" gemacht. Doch dass die Westafrikaner taktisch völlig desorganisiert agierten, räumte auch die DFB-Trainerin ein. "Es war ein Leichtes, in die freien Räume zu spielen. Das wird gegen Norwegen nicht so einfach."

Norwegen war drei Stunden zuvor ähnlich dominant aufgetreten wie die Deutschen und hatte gegen Thailand 4:0 (3:0) gewonnen. Auch die Asiaten sind erstmals bei der auf 24 Teams ausgeweiteten WM dabei. Genau wie Thailands Trainerin Nuengrutai Srathongvian ("Wir haben gelernt, wie internationaler Fußball funktioniert") stellte auch Clementine Touré von der Elfenbeinküste die Erfahrungswerte heraus: "Wir haben uns qualifiziert, also haben wir es auch verdient. Der positive Aspekt ist, dass wir hier lernen können."

Aber eine WM als Experimentierfeld? Die bei der Fifa für die Frauenwettbewerbe zuständige Tatjana Haenni hat die "krassen Resultate" kommen gesehen, glaubt aber, dass sie in vier Jahren nicht mehr vorkommen.

Schon am Donnerstag wird es für das DFB-Team deutlich schwerer werden, dann wartet in Ottawa das Duell mit Norwegen - die Neuauflage des EM-Endspiels von 2013. "Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon gegen Norwegen gespielt habe, aber das wird auf jeden Fall ein 50:50-Spiel", erklärte Nadine Angerer. Das Ergebnis gegen die Elfenbeinküste werde im deutschen Lager vorher aber niemand überschätzen, "so blauäugig sind wir nicht."

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