Äußerungen von DFB-Präsident Keller Fußball-Bosse waren auf Attacken gegen Hopp vorbereitet

Die Aktion der Spieler von Bayern München und Hoffenheim, die sich 15 Minuten den Ball zuschoben, um Schmähungen gegen Klub-Mäzen Dietmar Hopp zu sanktionieren, erhielt viel Lob. Spontan kam sie aber offenbar nicht zustande.
Fans verlassen das Stadion in Hoffenheim, nachdem das Spiel gegen Bayern wegen massiver Beleidigungen gegen Dietmar Hopp zweimal unterbrochen wurde. Die Spieler schoben sich in den letzten Minuten nur noch den Ball zu

Fans verlassen das Stadion in Hoffenheim, nachdem das Spiel gegen Bayern wegen massiver Beleidigungen gegen Dietmar Hopp zweimal unterbrochen wurde. Die Spieler schoben sich in den letzten Minuten nur noch den Ball zu

Foto: Tom Weller/ dpa

Es war sein erster Auftritt im ZDF-Sportstudio, das hatte Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein direkt bei der Begrüßung betont. Dennoch darf davon ausgegangen werden, dass DFB-Präsident Fritz Keller genau wusste, was ihn dort erwartet, nach jenem Fußballspiel in Hoffenheim, das so aufsehenerregend eskaliert war.

Keller war darauf vorbereitet, dass er zu den Entgleisungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp, den Spielunterbrechungen, dem Protest der Spieler befragt werden würde.

Und er sprach gleich zu Beginn von einem "Tiefpunkt", an dem der deutsche Fußball angekommen sei. Erstaunlich, wenn man nur die jüngsten Ereignisse in deutschen Stadien, den offenen Rassismus, den Hass gegen Juden, die Gewalt gegen Schiedsrichter bedenkt.

Was an diesem späten Samstagabend auch deutlich wurde: Die Verantwortlichen waren bereits im Vorfeld über die offenbar bundesweit koordinierte Aktion gegen Dietmar Hopp informiert. Schon Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge und Trainer Hansi Flick hatten erklärt, dass man von Fanbeauftragten gewarnt worden sei. Nun sagte auch Keller, dass ihm von "bestimmten Informationen" berichtet wurde. Er lobte ausdrücklich das Verhalten von Spielern, Vereinen und Schiedsrichtern. Und sagte dann: "Wir hatten schon einen Dreistufenplan", die Verantwortlichen hätten sich verständigt, "wenn diese Hassplakate kommen", dann würde dieser Plan greifen.

Es hatte also schon im Vorfeld eine Art Handlungsanweisung gegeben. "Die Schiedsrichter selber haben die Möglichkeiten miteinander besprochen und gesagt: Wenn das so ist, dann müssen wir dem Hass Einhalt gebieten. Und deshalb haben auch alle solidarisch gehandelt", sagte Keller. Auch die Partie Dortmund gegen Freiburg war wegen Beleidigungen gegen Hopp kurzzeitig unterbrochen.

Es war also keine spontane Solidaritätsbekundung, die sich im Hoffenheimer Stadion am Samstagabend abspielte, vielmehr waren die Verantwortlichen darauf vorbereitet, dass Hopp erneut attackiert werden würde. Ein Zeichen der Solidarität hätten sich viele schon früher gewünscht, das räumte auch Keller ein; meinte damit aber, dass die ersten Plakate gegen Hopp schon 2008 aufgetaucht waren.

Ohnehin überwiegt der Eindruck, dass jedes Mal, wenn von Hass gesprochen wurde, vor allem der Hass gegen einen Wohltäter wie Hopp gemeint war. Und dass der einzige Plan des DFB gegen Rassismus in deutschen Stadien aus der nun umgesetzten Dreistufenregel besteht.

DFB-Präsident Fritz Keller

DFB-Präsident Fritz Keller

Foto: Matthias Hangst/ Bongarts/Getty Images

Wenn aber Spieler eigenmächtig entscheiden sollten, den Platz zu verlassen, ein Spiel abzubrechen, weil sie Anfeindungen nicht mehr hinnehmen wollen, dann ließe sich die damit verbundene Konsequenz, dass nämlich das Spiel mit 0:2 gegen den Verein der Spieler gewertet werde, nicht verhindern. "Es gibt halt Gesetzgebungen und Verordnungen, Regeln, die von der Fifa gemacht worden sind", sagt Keller. Bei so viel Regelgläubigkeit und Fifa-Ergebenheit klingen Beteuerungen wie die, dass man "alles dafür tun" wolle, "dass diese dümmste Art von Hass, das ist Rassismus, aus unseren Stadien verschwindet", von vornherein zahm. Man werde "Haltung zeigen", jedem, der sich rassistisch verhält, "die Rote Karte zeigen". Was er darunter genau versteht, verriet Keller nicht.

Angesprochen darauf, dass in den Niederlanden 14 Millionen Euro in den Kampf gegen Rassismus investiert werden sollen, dass es in England bereits seit sieben Jahren eine App gibt, mit der Zuschauer Vorfälle melden können, und warum es das in Deutschland nicht gebe, sagte Keller: "Weil in den Niederlanden und England Rassismus schon länger ein Problem ist als bei uns."

sak
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