Sieg gegen RB Leipzig
Das Ende der Gladbacher Wegwerfgesellschaft
Geführt und trotzdem gewonnen - das ist für diese Gladbacher Saison keine Selbstverständlichkeit. Eine Horrorserie endete, der Siegtorschütze steht noch beim Verlierer unter Vertrag.
Die Szene des Spiels: Eine Stunde lang war es ein Gruselkick zu Halloween, dann passte Gladbachs Alassane Pléa in den Strafraum, Patrick Herrmann ließ wunderbar prallen, und Hannes Wolf vollendete gekonnt ins rechte Eck - sein erster Bundesligatreffer. Für den 21-jährigen Österreicher Wolf, der mit den Stationen Salzburg und Leipzig schon die große Rundreise in den europäischen RB-Filialen hinter sich gebracht hat, ein "Ausgerechnet!"-Moment. Diese Führung ließen sich die Gladbacher nicht mehr nehmen, was geradezu überraschte. Doch dazu später mehr.
Das Ergebnis:Borussia Mönchengladbach hat RB Leipzig im Spitzenspiel des sechsten Bundesliga-Spieltags 1:0 (0:0) besiegt. Hier geht es zum Spielbericht.
Die erste Hälfte: Variabilität im Ballbesitz ist das Markenzeichen der so häufig so schön anzuschauenden Teams aus Mönchengladbach und Leipzig. Diese Spielideen neutralisierten sich allerdings von Beginn an derart, dass selbst dem sonst so grunderregten Frank Buschmann am Sky-Mikrofon fast die Äuglein zufielen. Einzig Yussuf Poulsen sorgte in der neunten Minute nach Vorarbeit von Alexander Sörloth für eine gefährliche Situation - sein Schuss wurde von Yann Sommer entschärft. Das war's, wirklich, das war alles.
Familienaufstellung: Sörloths Vater Göran erlebte in der Saison 1988/1989 eine leidlich unerfolgreiche Spielzeit im Dress der Gladbacher. Fünf Bundesligaspiele und kein Tor blieben unterm Strich. Bei seiner letzten Partie, einer standesgemäßen Niederlage beim VfB Stuttgart, wurde er gegen André Winkhold ausgewechselt. Die älteren VfL-Fans werden anhand dieser Info eine sportlich nicht sehr schmeichelhafte Einordnung vornehmen. Auch sein Sohn konnte dem Namen Sörloth in Mönchengladbach keinen neuen Glanz verleihen.
Die zweite Hälfte: Ein schwerer Fehler im Aufbau von Dayot Upamecano bescherte den Gastgebern in der 48. Minute ihre bislang beste Möglichkeit, doch Pléas Schuss stellte Peter Gulacsi im RB-Tor vor keine große Herausforderung. Dann traf der von Leipzig an Gladbach geliehene Wolf, Sabitzer verpasste in der 66. Minute nur knapp den Ausgleich, eine Minute später traf Pléa nach einem Konter nur Aluminium. Das Tor schien die Verkanntung der beiden Systeme gelöst zu haben, plötzlich war es eine flotte Begegnung mit hohem Unterhaltungswert, bei der auch herzhaft hingelangt wurde: sechs Gelbe Karten verteilte Schiedsrichter Daniel Siebert im zweiten Durchgang. Und ließ sie dabei noch oft genug stecken, als sie an sich angebracht war. Ein zweiter Treffer fiel jedoch nicht mehr, der Tabellenführer war gestürzt.
Keine Wegwerfgesellschaft: Bereits viermal in dieser Saison hatten die Gladbacher in der Schlussphase Gegentreffer kassiert, die sie Punkte kosteten. Gegen Union Berlin und den VfL Wolfsburg in der Liga, gegen Inter Mailand und Real Madrid in der Königsklasse. Gegen Leipzig wiederholte sich diese unangenehme Eigenart des fünfmaligen Deutschen Meisters nicht.
Serienende: Achtmal waren sich die beiden Teams bislang in der Bundesliga begegnet, noch nie konnten die Gladbacher dabei gewinnen. Noch schlimmer: Alle vier Heimspiele gegen RB gingen verloren. Beide Serien dürfen nun in die ewigen Jagdgründe der Bundesligahistorie einziehen.
Stabilität als Wert: Nach sechs Spieltagen hat sich die Bundesligatabelle zurechtgeruckelt. Die Bayern führen vor dem BVB, dann folgen die Leipziger und Gladbacher. Das war exakt der Einlauf nach dem 34. Spieltag der vergangenen Saison. Aufregend geht anders.