FC Bayern gewinnt spektakulär in Wolfsburg Qualität + Probleme = große Unterhaltung

In Unterzahl geraten, fast eine 3:0-Führung aus der Hand gegeben – und doch hochverdient gewonnen: Das Auswärtsspiel des FC Bayern in Wolfsburg war turbulent. Jamal Musiala und Thomas Müller stellten Bestmarken auf.
Ersatzstürmer, Torschütze, Kapitän, Rekord-Feldspieler: Thomas Müller half, den FC Bayern durch ein schweres Spiel zu führen

Ersatzstürmer, Torschütze, Kapitän, Rekord-Feldspieler: Thomas Müller half, den FC Bayern durch ein schweres Spiel zu führen

Foto: Axel Heimken / dpa

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Der rettende Pfiff: Der FC Bayern wackelte, wieder einmal. 80 Minuten waren gespielt in Wolfsburg, der Komfort des frühen 3:0-Vorsprungs längst gewichen. In Unterzahl erwehrte sich das Team von Julian Nagelsmann couragierter Gastgeber – dann kam Ridle Baku im Bayern-Strafraum zu Fall. Die Wolfsburger protestierten, aber nur kurz, denn der Angriff ging weiter: Yannick Gerhardt drosch den Ball ins Tor, 3:4. Ging da noch was? Nein, denn Harm Osmers hatte aufgepasst: Nicht Leon Goretzka hatte Baku im Vorfeld gefoult, der Wolfsburger hatte die Kollision verursacht. So hieß es Stürmerfoul statt Anschlusstreffer, die Bayern kamen um eine letzte Wendung in einem wilden Fußballspiel herum.

Das Ergebnis: 4:2 (3:1) gewinnt der FC Bayern München beim VfL Wolfsburg, damit holt der Rekordmeister sich die Tabellenführung von Union Berlin zurück. Hier geht es zum Spielbericht.

Der King lebt: Kingsley Coman ist ein Phänomen. Mit 26 Jahren hat der Franzose bereits zehn nationale Meistertitel in drei Ländern gewonnen, dazu ein Champions-League-Finale entschieden. Trotzdem ist Coman beim FC Bayern nur selten Stammspieler und noch seltener Leistungsträger. Dabei ist der King, wie Coman in München gerufen wird, fit und in Form vielleicht der beste Flügelspieler der Liga. Gegen den VfL kamen beide Faktoren zusammen: Eine ins lange Eck gerutschte Flanke (9. Minute) und eine herrliche Direktabnahme nach Hereingabe von João Cancelo (14.) bedeuten Comans ersten Bundesliga-Doppelpack seit vier Jahren.

In dieser Form eine Waffe: Kingsley Coman überragte zu Beginn gegen den VfL Wolfsburg

In dieser Form eine Waffe: Kingsley Coman überragte zu Beginn gegen den VfL Wolfsburg

Foto: Stuart Franklin / Getty Images

München oder Berlin, Hauptsache Niederlage: Weil anschließend auch noch Thomas Müller, der den wegen eines Magen-Darm-Infekts fehlenden Stürmer Eric-Maxim Choupo-Moting vertrat, einen Kopfball ins Tor setzte, lag der VfL schon nach 19 Minuten quasi aussichtslos zurück. Für die Bayern eine Genugtuung, hatte Ex-Coach Niko Kovač doch unter der Woche gestichelt: »Es ist momentan leichter, in München zu spielen als in Berlin«, hieß es vom heutigen Wolfsburger Trainer vor dem Pokalspiel gegen Union. Das ging 1:2 verloren, für die Bayern reichte es jedoch offenbar nicht einmal mit Heimvorteil.

Im Gleichschritt gemüllert: Torschütze Müller lief indes zum 427. Mal in der Bundesliga für den FC Bayern auf, damit zog der 33-Jährige mit seinem 2021 verstorbenen Namensvetter Gerd gleich. Nur die Torhüter Oliver Kahn (429) und Sepp Maier (473) standen in ihrer Karriere öfter für den FCB auf dem Platz, bei den Feldspielern teilen sich die Müllers den Spitzenplatz.

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Frust auf Französisch: Immerhin: Kovač reagierte früh auf das Desaster, das sein Team zu Beginn erlebte, und er reagierte richtig. Mit der Herausnahme von Maxence Lacroix löste Kovač schon nach 30 Minuten die Dreierkette auf, der neu in Spiel gekommene Marcin Kaminski verkürzte noch vor dem Pausenpfiff auf 1:3 (44.). Lacroix hatte sich die Demontage durchaus verdient, verlor etwa vor Müllers Tor das Kopfballduell. Gut verkraftete der Franzose seine Auswechslung allerdings nicht, stapfte stattdessen gefrustet durch den Spielertunnel, ehe Routinier Josuha Guilavogui seinen jungen Landsmann beruhigen konnte.

Das große Zittern: Der Wolfsburger Treffer war folgerichtig, hatten die Bayern doch den Offensivvortrag nach dem 3:0 weitgehend eingestellt. So ließ die ersatzgeschwächte Mannschaft, in der neben Choupo-Moting auch noch Stammverteidiger Dayot Upamecano und der zuletzt stärker aufspielende Ryan Gravenberch angeschlagen fehlten, die Wölfe ins Spiel zurückfinden. Micky van de Ven (50.) und Mattias Svanberg (52.) näherten sich schon dem Anschlusstreffer – und dann handelte sich auch noch Joshua Kimmich durch ein taktisches Foul an Maximilian Arnold seinen ersten Bundesliga-Platzverweis ein (54.).

Torwartproblem? Welches Torwartproblem? Zeit für Yann Sommer, sich auszuzeichnen: Der Schweizer parierte stark gegen einen Baku-Kopfball (61.), kurz vor Schluss verhinderte eine Fußabwehr gegen Svanbergs abgefälschten Schuss das 3:4 (90.+3). Möglich, dass Sommer auf Sicht die Nummer eins an der Säbener Straße bleibt: Nachdem Kapitän Manuel Neuer sich mit zugespitzter öffentlicher Kritik an der Demission seines Torwarttrainers Toni Tapalović bei der FCB-Führung unbeliebt gemacht hat, ist eine Rückkehr ins Tor der Münchner auch nach ausgeheiltem Beinbruch derzeit schwer vorstellbar.

Drei unter 20: Apropos Bayern-Zukunft: Jamal Musialas herrliches Solotor (73.) gab dem Spiel nicht nur ein spätes Highlight, es sorgte zugleich dafür, dass der 19 Jahre alte Nationalspieler nun bereits zehn Treffer auf dem Konto hat – als Mittelfeldspieler. Kein anderer Teenager traf in Europas Topligen in dieser Saison zweistellig. Spät kamen dann auch noch die 17 Jahre alten Mathys Tel und Paul Wanner ins Spiel – im engen Bundesliga-Titelrennen vertraut Nagelsmann offenkundig nicht nur den Erfahrenen.

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