
Fußball-Bundesliga Hannover versetzt Bayern den nächsten Tiefschlag
Hamburg - Louis van Gaal reagierte nicht mehr. Als Hannovers Konstantin Rausch in der 52. Minute im Spiel gegen den FC Bayern den Treffer zum 2:0 für 96 erzielte, verzog der Coach des Rekordmeisters keine Miene. Mitten in dem Jubel der 49.000 Fans saß der Niederländer regungslos auf der Trainerbank, scheinbar ohne jeden Glauben an eine Wende. Er sollte recht behalten. Nach der 1:3 (0:1)-Niederlage droht der kriselnde FC Bayern sogar die direkte Qualifikation für die Champions League zu verspielen. Van Gaal, seit dem Aus im DFB-Pokal am vergangenen Mittwoch massiv in der Kritik, steht nach der Niederlage in Hannover unter enormem Druck.
Mit nun 47 Punkten klettert Hannover vorübergehend auf Platz zwei, Bayern bleibt Vierter, hat nun aber bereits fünf Punkte Rückstand auf 96. Selbst Nürnberg liegt nach dem 5:0-(3:0)-Sieg gegen St. Pauli als Sechster nur noch drei Punkte hinter München. Außerdem gewann der VfB Stuttgart gegen Schalke 04 1:0 (1:0), Gladbach besiegte Hoffenheim 2:0 (0:0). Frankfurt und Kaiserslautern trennten sich 0:0.
"Wenn wir gewinnen, sind wir wieder Dritter. Dann können wir unsere Ziele wieder erreichen", hatte van Gaal vor der Partie des Tabellenvierten beim Tabellendritten noch gesagt. Doch Hannover benötigte nur zwei Chancen, um die Hoffnungen des Niederländers zu zerstören. Erst setzte Rausch eine Volleyabnahme aus 13 Metern neben das Tor der Gäste (12.). Kurz darauf leistete sich der Titelverteidiger einen leichten Ballverlust im Mittelfeld, Hannover konterte im eigenen Stadion. Rausch ging auf links auf und davon und flankte in die Mitte. Dort stand Stürmer Mohamed Abdellaoue völlig frei und überwand Bayerns Torwart Thomas Kraft zum 1:0 (16.).
Der Deutsche Meister, der mehr Ballbesitz hatte, konnte sich bis dahin keine einzige Torchance herausspielen. Nach dem Rückstand herrschte streckenweise Verzweiflung. Robben scheiterte mit einem harmlosen Freistoß an Torwart Ron Robert Zieler (27.), ansonsten blieb das Team harmlos. Hannover, das in Didier Ya Konan auf seinen gefährlichsten Angreifer verzichten musste, hatte die besseren Chancen. Verteidiger Emanuel Pogatetz köpfte nach einer Ecke direkt auf Kraft (29.), Rausch verfehlte das gegnerische Tor in der 37. Minute nur knapp.
Van Gaal reagierte zur zweiten Halbzeit: Daniel van Buyten kam für Anatolij Timoschtschuk, Andreas Ottl ersetzte Holger Badstuber. Doch der Coach musste den nächsten Schock verdauen. Nach einer kurz ausgeführten Ecke kam Rausch an den Ball und zog aus halbrechter Position ab. Leicht abgefälscht von Bayerns Mario Gomez landete sein Schuss im linken Eck: 2:0 (52.).
Anders als in der ersten Halbzeit reagierte der FC Bayern aber prompt. Arjen Robben verwertete eine Flanke von Franck Ribéry per Kopf (55.), van Gaal und sein Team durften wieder Hoffnung schöpfen - aber nur für acht Minuten. Ein schwerer Fehler von Bayerns Torwart Kraft stellte den alten Abstand wieder her. Sérgio Pinto hatte den Ball im Mittelfeld erobert und durfte ungestört aus etwa 20 Metern abziehen. Den eigentlich harmlosen Schuss ließ Kraft durch die Hände gleiten und erwischte ihn erst wieder hinter der Linie.
In der 73. Minute mussten die Bayern auch noch einen Platzverweis für Abwehrspieler Breno hinnehmen. Schiedsrichter Jochen Drees zeigte dem Verteidiger nach einem Zweikampf mit Lars Stindl die Rote Karte. Auf der Tribüne saß das Münchner Führungs-Trio aus Präsident Uli Hoeneß, dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge und Finanzvorstand Karl Hopfner mit versteinerter Miene. Sie sahen, wie ihrer Mannschaft nichts mehr einfiel, um ins Spiel zurückzufinden. Nach 93. Minuten war die dritte Niederlage des FC Bayern in Folge perfekt.
Hannover - FC Bayern 3:1 (1:0)
1:0 Abdellaoue (16.)
2:0 Rausch (51.)
2:1 Robben (55.)
3:1 Pinto (63.)
Hannover: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Christian Schulz - Schmiedebach, Pinto - Stindl (87. Eggimann), Rausch (77. Chahed) - Schlaudraff (81. Stoppelkamp), Abdellaoue
München: Kraft - Lahm, Timoschtschuk (46. van Buyten), Breno, Badstuber (46. Ottl) - Toni Kroos (69. Klose), Pranjic - Robben, Thomas Müller, Ribéry - Gomez
Schiedsrichter: Drees
Zuschauer: 49.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Abdellaoue, Stindl (3), Pinto (9) - Toni Kroos (2)
Rote Karte: Breno (FC Bayern, 73.) nach einer Tätlichkeit
Nürnberg fertigt St. Pauli ab, Stuttgart schlägt Schalke
Der 1. FC Nürnberg peilt einen internationalen Startplatz an. Beim 5:0 (4:0) gegen St. Pauli blieb der "Club" als zweitbestes Rückrundenteam zum siebten Mal nacheinander unbesiegt und schob sich auf Platz sechs vor. Philipp Wollscheid (3.) und Christian Eigler (14./17./86./87) mit seinem ersten Bundesliga-Viererpack sorgten für klare Verhältnisse. Die dritte Niederlage in Serie brachte St. Pauli dagegen wieder in Schwierigkeiten. Die Hamburger bleiben bei 28 Punkten stehen und haben nur noch drei Zähler Vorsprung vor einem Abstiegsplatz.
Der VfB Stuttgart hat durch einen 1:0 (1:0)-Heimsieg gegen den FC Schalke die Abstiegsplätze verlassen. Vor 39.000 Zuschauern im ausverkauften Stuttgarter Stadion erzielte Zdravko Kuzmanovic den Treffer des Spiels. Der Serbe verwandelte in der 15. Minute einen von Benedikt Höwedes verschuldeten Handelfmeter. Weil Schiedsrichter Felix Brych die Aktion des Schalker Innenverteidigers als vorsätzliches Handspiel zur Verhinderung eines Tores bewertete, zeigte er Höwedes die Rote Karte.
Stuttgart hat nun 25 Punkte und klettert mit diesem Sieg von Platz 17 auf Rang 15. Allerdings kann der Club wieder einen Platz abrutschen, sollte Werder Bremen am Sonntag in Freiburg (15.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) einen Punkt holen. Schalke bleibt mit 30 Punkten Zehnter, hat aber nur noch fünf Zähler Vorsprung auf einen Abstiegsplatz.
Borussia Mönchengladbach schöpft wieder Hoffnung im Abstiegskampf. Gegen 1899 Hoffenheim feierte der Club einen 2:0 (0:0)-Heimerfolg. Die Tore für Gladbach erzielten vor 35.350 Zuschauern Kapitän Filip Daems mit einem verwandelten Foulelfmeter (65.) und Igor de Camargo (70.), der vor dem ersten Tor von Hoffenheims Torhüter Tom Starke umgerissen worden war. Die Borussia bleibt mit 22 Punkten zwar Letzter, hat aber nur noch drei Zähler Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Hoffenheim hängt mit 33 Punkten im Tabellen-Mittelfeld fest.
Eintracht Frankfurt hat den Befreiungsschlag erneut verpasst und bleibt das schlechteste Team der Bundesliga-Rückrunde. Gegen den 1. FC Kaiserslautern kam das Team von Trainer Michael Skibbe nicht über ein 0:0 hinaus, wartet seit nun 723 Minuten auf einen Treffer und ist mit nun 28 Punkten Zwölfter. Auch der FCK muss nach dem Unentschieden auf den ersten Sieg in diesem Jahr warten und schwebt mit 25 Punkten auf Platz 16 in akuter Abstiegsgefahr.
Höhepunkte blieben in einer schwachen Partie rar. Nach einer knappen Viertelstunde vergab Srdjan Lakic aus aussichtsreicher Position. Der FCK hatte im ersten Abschnitt die klareren Aktionen; die Frankfurter mühten sich, stolperten aber von einer Verlegenheit in die nächste. Nach dem Wechsel forcierten die Hessen den Druck, blieben aber meist harmlos. Von einem geordneten Angriffsspiel war nichts zu sehen. Der eingewechselte Halil Altintop hatte zumindest ein paar gute Aktionen und leitete auch die beste Gelegenheit ein. Doch nach einer Flanke von Ochs strich der Drehschuss von Alexander Meier (63.) nur knapp über das FCK-Tor.