Fußball-Bundesliga HSV bezwingt Werder im eisigen Nord-Derby

Hamburg - Im 91. Duell mit dem Nordrivalen aus Bremen reichte es für die Hamburger zu einem 2:1 (2:0)-Erfolg - dabei hatte der HSV fast eine Stunde in Unterzahl bestreiten müssen. Nach 32 Minuten flog Jérôme Boateng wegen einer vermeintlichen Notbremse vom Platz. Die Tore erzielten Joris Mathijsen (9.) und Marcell Jansen (36.). Den Anschlusstreffer markierte Naldo in der Nachspielzeit (90.+3). Durch den Sieg klettert der HSV auf den vierten Tabellenplatz, Werder muss sich zum Abschluss der Hinrunde mit Rang sechs begnügen. Im zweiten Sonntagsspiel bezwang der 1. FC Köln die Gäste aus Nürnberg 3:0 (1:0). Es trafen Pedro Geromel (37.) und Milivoje Novakovic (70./77.). Damit spring Köln auf Platz 12, der FCN bleibt Vorletzter.
Vor 57.000 Zuschauern in Hamburgs ausverkaufter WM-Arena kamen die Gastgeber bei starkem Schneefall, Minusgraden und schlechten Bodenverhältnissen zunächst besser ins Spiel. Trainer Labbadia hatte seine Startelf gegenüber der 0:1-Niederlage in der Europa League bei Hapoel Tel Aviv auf sechs Positionen verändert.
Die ersten Offensivversuche der Hamburger blieben noch wirkungslos, dann brachte Abwehrchef Mathijsen den HSV in Führung. Nach einer Ecke von Dennis Aogo und einer Kopfballverlängerung von Marcell Jansen ließ der Niederländer Werder-Keeper Tim Wiese bei seinem ersten Saisontor keine Chance.
In der Folgezeit bemühte sich Werder zwar um mehr Druck, die geschickt gestaffelten Hamburger ließen jedoch kaum Chancen zu. Einzig Naldo brachte die Gastgeber mit einem artistischen Schuss an die Latte ernsthaft in Bedrängnis (27.). Der HSV versuchte es immer wieder mit Steilpässen in die Spitze, die jedoch nicht den erhofften Erfolg brachten.
Rote Karte für Boateng noch vor der Halbzeit
Schon nach einer knappen halben Stunde musste Hamburg dann in Unterzahl weiterspielen. Schiedsrichter Florian Meyer wertete Boatengs Schubser gegen Marko Marin als Notbremse und verwies den Verteidiger des Platzes. Dennoch gelang dem HSV noch vor der Pause das 2:0. Nach einem langen Pass von Eljero Elia spitzelte Jansen den Ball aus 25 Metern am herausstürmenden Bremer Keeper Tim Wiese vorbei ins Tor.
Im zweiten Durchgang erhöhte Werder den Druck auf das Tor der Gastgeber weiter, aber auch der HSV beschränkte sich trotz Unterzahl nicht nur auf die Defensive. Nach 65 Minuten vergab Aaron Hunt die bis dahin beste Bremer Chance nach der Pause, vier Minuten später hätte erneut Jansen für die Vorentscheidung sorgen können. Der Abwehrspieler verpasste seinen zweiten Treffer aber knapp.
In der Schlussphase traf Hunt mit einem Distanzschuss die Latte (84.), wenige Minuten später tat es ihm sein Mannschaftskollege Marin gleich - es war insgesamt der dritte Aluminiumtreffer der Gäste. Werder gelang zwar noch der Anschlusstreffer, Sekunden nach Naldos Tor beendete der Schiedsrichter jedoch die Partie.
"Das war heute ein phantastisches Spiel, das I-Tüpfelchen auf der Hinrunde, die für uns extrem war", sagte HSV-Coach Labbadia nach der Partie. Werder-Trainer Thomas Schaaf stellte fest: "Wir haben zu kopflos gespielt, haben es viel zu kompliziert gestaltet, das ging auf diesem Platz nicht. So sind wir immer angelaufen, ohne Wirkung zu haben. Wir haben das falsche Mittel angewendet."
Köln triumphiert im Duell der Abstiegskandidaten
Mit dem höchsten Saisonsieg hat sich der 1. FC Köln ein wenig Abstand zur Abstiegszone verschafft. Die Mannschaft des zuletzt in die Kritik geratenen Trainers Zvonimir Soldo zeigte sich bei schwierigen Platzverhältnisse im WM-Stadion von Beginn an einsatzfreudig.
So hatte Köln auch die erste Chance der Partie: Nach einer Flanke von Miso Brecko zog Taner Yalcin aus elf Metern ab, der Rücken von Javier Pinola verhinderte aber den Torerfolg (7.). Zwei Minuten später parierte Kölns Keeper Faryd Mondragon zur Ecke (9.). Im Gegenzug strich ein Kopfball von FC-Innenverteidiger Youssef Mohamad nur knapp am Nürnberger Tor vorbei (10.), Pinola lenkte einen 16-Meter-Schuss von Adil Chihi gerade noch zur Ecke (16.).
Nach einer guten halben Stunde klärte Judt vor dem einschussbereiten Stürmer Novakovic. Köln hatte über weite Strecken mehr Spielanteile, Nürnberg blieb aber gefährlich. In der 35. Minute rettete Mondragon außerhalb des Strafraums vor Marek Mintal. Wenig später gelang den Gastgebern die Führung: Innenverteidiger Geromel verwertete eine Ecke von Chihi zum 1:0.
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Kabine, doch die Gastgeber blieben dominant. Ein Freistoß von Petit aus 22 Metern ging knapp am Tor vorbei (56.). Eine Minute später kam Novakovic nach einer Petit-Flanke frei zum Kopfball, den Nürnbergs Keeper Alexander Stephan sehenswert parierte. Die Partie entschied der Angreifer schließlich mit seinem Doppelpack, es war Nürnbergs vierte Pleite hintereinander.
"Unterm Strich war das zu wenig", sagte Nürnberg Coach Michael Oenning nach dem Spiel. "Wir haben jetzt vier Spiele nacheinander verloren, das kann man nicht wegdiskutieren." Auf seine Zukunft angesprochen, antwortete er: "Was der Verein macht, weiß ich nicht." Nürnbergs Präsident Schäfer Franz Schäfer kündigte angesichts der "katastrophalen Lage" für Montag eine genaue Analyse an und verweigerte dem Coach eine Job-Garantie. "Natürlich ist auch die Position des Trainers zu diskutieren", sagte Schäfer.