Fußball-Bundesliga Niederlagen für Werder und Bayern
Berlin - Nach dem 2:0-Heimsieg gegen Borussia Dortmund bleibt der VfB Stuttgart der einzige Bundesligist ohne Saisonniederlage und führt zumindest für 26 Stunden wieder die Tabelle an. "Das war ein sehr emotionales Spiel für mich. Aber auch wenn mein Herz noch an Dortmund hängt, freue ich mich natürlich über den Sieg", so VfB-Trainer Matthias Sammer, in der vergangenen Spielzeit noch beim BVB unter Vertrag stand. Die Tore erzielten Andreas Hinkel (52.) und Cacau (68.), der jetzt schon sechs Treffer in dieser Spielzeit auf dem Konto hat. Nationalspieler Kevin Kuranyi feierte nach einmonatiger Verletzungspause als Einwechselspieler sein Comeback.

"Jeder hat heute gesehen, dass es so nicht weiter gehen kann. Für Dortmund ist es wichtig, dass die Probleme gelöst werden", sagte Dortmunds Trainer Bert van Marwijk mit Blick auf die Finanz- und Führungskrise des BVB. "Das sind schwierige Zeiten für Dortmund und auch für mich." Spielmacher Tomás Rosicky sagte: "Das belastet uns schon." Sammer, der selbst mehr als elf Jahre als Spieler und Coach beim Gegner unter Vertrag stand, verteidigte den in der Kritik stehenden Clubchef Gerd Niebaum. "Man muss sich bewusst sein, was vor Niebaum war, und was nach Niebaum kommen könnte. Die ganze Hetzjagd ist typisch deutsch. Das hat dieser Mann nicht verdient", sagte der Coach des Tabellenführers.
Der bisherige Spitzenreiter VfL Wolfsburg spielt erst am Sonntag (17.30 Uhr, Liveticker bei SPIEGEL ONLINE) bei Hannover 96 und würde mit einem Sieg wieder an Stuttgart vorbeiziehen. Die zweite noch ausstehende Partie bestreiten Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Kaiserslautern.
Im vermeintlichen Top-Spiel des Tages unterlag Bayern München mit 0:1 gegen Schalke 04. Den entscheidenden Treffer markierte Gerald Asamoah (76.) für das Team von Trainer Ralf Rangnick per Kopf. Bayern-Coach Felix Magath sagte zur mäßigen Darbietung seiner Schützlinge: "Das war wieder ein schwächeres Spiel von uns. Wir haben zu wenig Engagement gezeigt und haben deshalb verdient verloren. Vielleicht war bei einigen Spielern schon wieder das Champions-League-Spiel in Turin in den Köpfen." Eine hervorragende Leistung bot erneut Nationalspieler Asamoah, der mit einem wunderbaren Zuspiel Ailton vor der Pause die größte Torchance des Spiels ermöglicht hatte. Doch der Brasilianer, der im ersten Einsatz nach seiner Rot-Sperre wie ein Fremdkörper im Schalker Spiel wirkte und nach 67 Minuten ausgewechselt wurde, scheiterte mit einem Linksschuss an Nationaltorhüter Kahn, dem Magath als einzigem neben Lucio "Siegeswillen" bescheinigte.
Bremen gratuliert Mainz
Auch der deutsche Meister Werder Bremen verlor überraschend - mit 1:2 bei Aufsteiger Mainz 05. Niclas Weiland (84.) glich in der Mainzer Schlussoffensive die Bremer Führung durch Angelos Charisteas (56.) aus. in der 90. Minute traf Benjamin Auer sogar noch zum 2:1. "Glückwunsch an Mainz 05. Man hat gesehen, dass, wenn man bis zur letzten Sekunde marschiert und mit Begeisterung dabei ist, so ein Spiel noch gewinnen kann", sagte Werder-Coach Thomas Schaaf, "wir dagegen haben die Chance vergeben, nach unserer Führung das Spiel kompakt zu machen und den Gegner weiter in Bedrängnis zu bringen. Wir haben das Spiel aus der Hand gegeben, weil wir in der zweiten Halbzeit zu wenig attackiert haben."
Der dritte Champions-League-Teilnehmer aus der Bundesliga, Bayer Leverkusen, kassierte ebenfalls eine Niederlage. In Berlin schossen Gilberto (39.), Torben Marx (52.) und Marcelinho (78.) den 3:1-Erfolg von Hertha BSC heraus, den ersten Heimsieg der Götz-Schützlinge der Saison. Den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer hatte Bernd Schneider (54.) für die Gäste erzielt. "Die Enttäuschung ist sehr groß, wir haben uns mehr ausgerechnet", sagte Bayer-Trainer Klaus Augenthaler, "ich habe Robson Ponte zur Halbzeit herausgenommen, weil ich mit seiner Leistung nicht zufrieden war. Aber vielleicht wird unser Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Rom ja im brasilianischen Fensehen gezeigt, so dass sich einige bei uns wieder steigern werden."
Toppmöller: "Ich trete nicht zurück"
Beim Hamburger SV sind die Tage von Klaus Toppmöller wohl gezählt. Nach der 0:2 (0:0)-Heimpleite gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld steht der Trainer vor der Entlassung. Patrick Owomoyela (57.) und Delron Buckley (65.) sorgten mit ihren Treffern für den dritten Bielefelder Auswärtssieg in Folge. Mit nur zwei Siegen aus acht Partien sind die Hanseaten wieder Tabellenletzter. "Die Enttäuschung ist riesengroß. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt und mehrere hochkarätige Tormöglichkeiten gehabt", kommentierte Toppmöller, "unsere Tabellensituation ist natürlich völlig unbefriedigend. Wir haben alles probiert, die Mannschaft hat schon gewollt, aber wir werden im Moment nicht für den Aufwand belohnt. Ich bin ein Kämpfer, ich habe noch nie aufgegeben, ich werde auf keinen Fall zurücktreten." Dennoch wird das HSV-Präsidium in den kommenden Tagen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Amateurtrainer Thomas Doll als Nachfolger präsentieren. Die Club-Führung wollte unmittelbar nach Spielende keine Entscheidung mitteilen. "Die Niederlage wirkt tief. Ich beantworte nur Fragen zum Spiel", sagte Sportchef Dietmar Beiersdorfer und blockte alle Fragen nach der Zukunft des Trainers ab. Noch am Abend wollte sich der Vorstand zur Beratung treffen.
Auch der VfL Bochum gerät nach dem Aus im Uefa-Cup und im DFB-Pokal unter Druck. Die Westfalen verloren gegen den Tabellenletzten Hansa Rostock mit 0:1 (0:0) und sind mittlerweile seit acht Pflichtspielen ohne Sieg. Die Rostocker verließen nach dem zweiten Saisonsieg das Tabellenende. Das Tor des Tages vor 24.902 Zuschauern erzielte Rade Prica mit einem Schuss aus 20 Metern in der 75. Minute, der VfL-Keeper Rein van Duijnhoven schwer überraschte. In der ersten Halbzeit hatte das Team von Trainer Juri Schlünz ein gutes halbes Dutzend klarster Torchancen ungenutzt gelassen.
Im vierten Anlauf vor eigenem Publikum feierte der 1. FC Nürnberg mit einem verdienten 3:0 (1:0) den ersehnten ersten Heimsieg. Die Treffer für den Aufsteiger erzielten Marek Mintal (26.), Robert Vittek (49.) und Markus Schroth (56.). "Club"-Trainer Wolfgang Wolf war erleichtert wie zufrieden: "Wir hatten einen enormen Druck vor dem Spiel, wir mussten eine Leistung zeigen, um die Fans wieder hinter uns zu bringen. Das ist uns zu hundert Prozent gelungen."