Hamburg - Die Liebe, so geht die weitverbreitete Meinung, ist bei Cristiano Ronaldo für eine Person reserviert: für Cristiano Ronaldo. Doch der 28-Jährige begründete seine überragende Leistung gegen Schweden, die selbst Zlatan Ibrahimovic Beifall abnötigte, mit leidenschaftlichen Verpflichtungen gegenüber seiner Heimat: "Ich weiß, dass Portugal mich in solchen Spielen braucht. Und ich habe gezeigt, dass ich dann da bin."
Tatsächlich war Ronaldo mehr als nur "da", er war überragend, wieder einmal. Am Ende hatte Portugal 3:2 gegen Schweden gewonnen und sich über den Playoff-Umweg für die WM in Brasilien qualifiziert. Die fünf Tore im schwedischen Solna verteilten sich wie folgt auf die beiden Superstars: Ronaldo drei, Ibrahimovic zwei. Die beiden wohl größten Egos im Weltfußball hatten mal wieder geliefert.
"Ich habe heute meinen Job erledigt", sagte Ronaldo nach dem Spiel im portugiesischen Fernsehen. Doch er konnte sich nicht verkneifen, die Bemerkung nachzuschieben: "So wie ich es zuletzt auch schon getan habe."
"Du bist der Beste der Welt"
Ronaldo macht selbst keinen Hehl daraus, dass er sich nicht richtig anerkannt fühlt. Auf seiner Heimatinsel Madeira wird gerade ein großes Ronaldo-Museum errichtet. Der Bauherr: Cristiano Ronaldo. Die Schmach, bei der Wahl zum Weltfußballer Jahr um Jahr hinter Barcelonas Lionel Messi auf Platz zwei zu landen, lastet auf ihm. Denn Ronaldo ist ein Getriebener. Wenn seine Mannschaftskameraden in Madrid duschen gehen, schießt er noch Freistöße. 30, 40, 50 Stück, unermüdlich. Die Torhüter im Club sind mitunter schon genervt von den Extraschichten. Aber es lohnt sich.
In der spanischen Liga hat Ronaldo in dieser Saison bereits 16 Treffer erzielt. In 13 Partien. Insgesamt sind es inzwischen 162 Tore bei 148 Einsätzen. Auch im Playoff-Hinspiel gegen Schweden hatte er den 1:0-Siegtreffer erzielt. Mit nun 47 Toren hat Ronaldo den Rekord von Pauleta eingestellt. "Wenn ein Spieler in solch einer wichtigen Partie einen Hattrick schießt, dann ist das schon etwas Außergewöhnliches", sagte Portugals Trainer Paulo Bento über die Leistung seines Kapitäns.
Nach dessen 1:0 in Solna sah es kurzfristig so aus, als könne Ibrahimovic tatsächlich noch das Wunder für sein Land schaffen. Mit einem Kopfball und einem Gewaltfreistoß brachte er Schweden 2:1 in Führung. Aber gegen Ronaldo fanden die Skandinavier an diesem Abend kein Mittel. Was daran lag, dass es gegen Ronaldo in dieser Form keines gibt.
Seine drei Tore zeigten das ganze Spektrum seines Könnens: Instinkt, Tempo, Kraft und perfekte Technik. Nach dem Kopfballtor im Hinspiel traf er nun zweimal mit links und einmal mit dem rechten Fuß. Ein kompletter Stürmer ist er schon lange, in dieser Saison ist er noch mehr, das fand auch ein portugiesischer Fan in Solna: "Du bist der Beste der Welt", rief er seinem Idol zu. Ronaldo, auf dem Weg in die Kabine, blieb stehen, drehte sich um - und lächelte.
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Auch im Rückspiel sollte es wieder das erwartet große Duell zwischen zwei der derzeit besten Fußballer der Welt werden. Portugals Cristiano Ronaldo (r.) ging dabei mit einer 1:0-Hinspiel-Führung in das Aufeinandertreffen mit Zlatan Ibrahimovic und Schweden.
Der Portugiese erwischte mit seinem Team zudem den besseren Start. Die Schweden versuchten es erneut, so wie hier Mikael Antonson (l.), mit einer robusten Spielweise.
Ronaldo (l.) selbst erzielte dann kurz vor der Pause das 1:0. Damit benötigten die Schweden um Martin Olson (r.) schon drei Treffer für die WM-Qualifikation.
Danach sah es sogar zwischenzeitlich aus, als Ibrahimovic (r.) das Spiel mit zwei Treffern innerhalb von vier Minuten drehte.
Davon ließen sich die Portugiesen jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Cristiano Ronaldo vollendete mit zwei weiteren Toren seinen Hattrick - und wurde nach dem Siegtreffer unter seinen Teamkollegen begraben.
Damit war klar, dass die WM 2014 ohne Ibrahimovic stattfindet. Wohlmöglich war es die letzte Chance für den mittlerweile 32-Jährigen auf eine Weltmeisterschaft.
Die Freude bei Ronaldo ist dafür umso größer. Der Portugiese wird im Sommer seine dritte WM bestreiten.
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